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Banker: Waghalsige Geschäfte, enorme Verluste

Deutsche Banken haben Milliarden verzockt - sind die Manager daran schuld?

Berlin - Das Loch ist 6,4 Milliarden Euro groß – mindestens. So viel Geld braucht die BayernLB, um weiter bestehen zu können. So weit kommen konnte es nur, weil die Bank mehr als 20 Milliarden Euro in verpackte US-Immobilienkredite investierte. Verantwortlich dafür war allerdings nicht der aktuelle Chef Michael Kemmer, sondern sein vor acht Monaten zurückgetretener Vorgänger Werner Schmidt – ein Grund, warum sich die Beschäftigten der BayernLB und auch die Sparkassen als Miteigentümer der Bank so vehement für Kemmer eingesetzt haben. Ihn treffe keine Schuld, heißt es. Obwohl auch unter seiner Ägide das tatsächliche Ausmaß der BayernLB-Krise lange verschwiegen wurde. „Aus heutiger Sicht hätte die Bank manches anders entschieden“, sagt Kemmer.

Das Problem ist ähnlich wie bei anderen Landesbanken: Ihren einstigen Vorteil, dass der Staat für alle ihre Geschäfte haftete, hat die EU kassiert – damit konnte die BayernLB nicht mehr so günstige Konditionen anbieten. Um ihre Position im Markt zu halten, mussten sie heikle Geschäfte eingehen.

Die Manager der SachsenLB hatten dabei besonders wenig Skrupel. Das kleine Institut mit einer Bilanzsumme von gerade mal 68 Milliarden Euro investierte rund 26 Milliarden Euro in Wertpapiere, hinter denen wackelige US-Immobilienkredite standen – meist so kompliziert verpackt, dass auch die Manager um den Chef Herbert Süß nicht wussten, was genau in den Paketen drin war. Und weil die Manager das Geld lieber über so genannte Zweckgesellschaften mit Sitz in Irland investierten, statt die Geschäfte ordentlich in der eigenen Bilanz zu verbuchen, bekam auch lange keiner etwas davon mit. Erst im Sommer 2007 platzte die Bombe. Nur durch eine Milliarden-Bürgschaft des Landes Sachsen und einen anschließenden Notverkauf an die Landesbank Baden-Württemberg ließ sich die SachsenLB noch retten. Vorstandschef Süß trat zurück, weitere Vorstände mussten gehen.

Den Managern der Mittelstandsbank IKB war ähnliches passiert wie den Sachsen: Auch sie hatten sich mit einem Fonds am US-Markt für zweitklassige Hypothekendarlehen verspekuliert und musste vom Staat mit Milliardenhilfen gerettet werden. Schließlich wurde die IKB an den Finanzinvestor Lone Star verkauft. Warum eine kleine deutsche Mittelstandsbank so viel Geld in US-Immobilienkredite investiert, konnten die IKB-Manager um ihren Chef Stefan Ortseifen nie schlüssig erklären. Ortseifen wurde entlassen und soll nun auch 805 000 Euro Boni zurückzahlen.

Der ehemalige Chef der Hypo Real Estate (HRE), Georg Funke, muss sich mindestens eine schlechte Informationspolitik vorwerfen lassen. Er hatte bis Jahresanfang stets betont, die Bank sei von der Finanzkrise kaum betroffen. Im Januar 2008 gab das Institut dann einen massiven Gewinneinbruch und Millionenabschreibungen bekannt. Aktionärsschützer forderten bereits damals Funkes Rücktritt.

Doch er blieb auf seinem Posten und bescherte der Öffentlichkeit acht Monate später die nächste Überraschung: Durch einen Liquiditätsengpass bei der irischen Tochterfirma Depfa war die Bank an den Rande des Zusammenbruchs geraten. Der Bund und andere Institute mussten mit Milliarden-Krediten und Garantien einspringen. Doch eine Woche später stand die Bank erneut vor dem Kollaps. Die Deutsche Bank hatte Spezialisten nach Irland geschickt, die einen noch viel höheren Kapitalbedarf ermittelten. Funke hatte davon nicht erwähnt. Die Retter mussten Geld also nachschießen, und Funke zog endgültig den Zorn aller Beteiligten auf sich – insbesondere den von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD). Der Rücktritt folgte auf dem Fuß. Mittlerweile haben Aktionärsschützer Strafanzeige erstattet.brö/dr/stek

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