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Börse in Frankfurt.

© dpa

Vor Börsenbeginn: Europawahl bewegt den Dax kaum - der Euro tendiert etwas schwächer

Nach der Europawahl zeigt sich der Dax am Montagmorgen vor Börsenbeginn kaum verändert. Der Euro zeigt sich etwas schwächer. Die Wall Street hatte am Freitag neue Höchststände markiert.

Von Andreas Oswald

Nach den Wahlen in Europa mit einem Sieg EU-kritischer und rechtspopulistischer Parteien dürfte der Dax am Montagmorgen laut Börsianern kaum verändert in den Handel starten. Der Euro tendierte mit 1,3619 Dollar etwas schwächer. Das sei aber weniger dem starken Ergebnis rechter Parteien bei der Europa-Wahl geschuldet, sondern eher der Aussicht auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, sagten Händler gegenüber Reuters. Mit Spannung würden die Märkte am Montag vor allem auf eine Rede von EZB-Chef Mario Draghi blicken.

Neue Rekorde an der Wall Street

Die Wall Street hatte sich mit einem Rekord ins lange Wochenende verabschiedet. Der S&P-500 ging mit 1900 Punkten 0,4 Prozent höher aus dem Handel und verzeichnete damit den höchsten Schlussstand seiner Geschichte. Der Dow-Jones-Index schloss ebenfalls 0,4 Prozent fester, der Nasdaq-Composite gewann 0,8 Prozent. Am Montag bleiben die US-Börsen wegen des Memorial Day geschlossen. Der Dax hatte am Freitag ein Plus von 0,5 Prozent auf 9768 Zählern verbucht. In Asien ging es zum Wochenanfang bergauf: Der Nikkei-Index rückte um 0,6 Prozent vor, der Shanghai-Composite um 0,2 Prozent.

GFK: Niedrigere Zinsen würden Konsum nicht weiter ankurbeln

Die von der Europäischen Zentralbank (EZB) in Aussicht gestellte Lockerung der Geldpolitik wird den Konsum in Deutschland nach Einschätzung eines Experten der GFK nicht weiter ankurbeln. „Schon bei den letzten Senkungen war die Auswirkung sehr begrenzt - zumal der Spielraum der EZB sehr gering ist, da das Zinsniveau schon nahe Null ist“, sagte Rolf Bürkl vom Marktforschungsunternehmen GfK der Nachrichtenagentur dpa in Nürnberg. „Möglicherweise könnte die Sparneigung weiter abrutschen und der Konsumneigung zugutekommen, aber auf einem so niedrigen Niveau kann ich mir keine übermäßigen Effekte vorstellen“, ergänzte der Konsumspezialist.

In den vergangenen Jahren hatte sich die Stimmung der Verbraucher nach Überwindung der Lehman-Krise konstant auf ihr jetziges hohes Niveau verbessert. Einer der Gründe waren die niedrigen Zinsen: Statt ihr Geld für eine minimale Gegenleistung auf die Bank zu tragen, gaben die Deutschen es lieber für werthaltige Anschaffungen wie Immobilien, Autos oder Möbel aus. „Die Baugenehmigungen entwickeln sich noch immer überaus gut“, schilderte Bürkl mit Blick auf das erste Quartal 2014. Auch für Urlaube und Reisen sowie für Textilien gäben die Menschen mehr Geld aus. Dennoch rechnet Bürkl nicht damit, dass der private Verbrauch in den nächsten Monaten noch exorbitant zunimmt. „Wir müssen in Rechnung stellen, dass wir uns insgesamt schon auf einem sehr hohen Niveau befinden.“

IWF-Chefin Lagarde: Notenbanken müssen alle Mittel ausschöpfen

IWF-Chefin Christine Lagarde sieht die Notenbanken im Ringen um stabilere Finanzmärkte verstärkt in der Pflicht. Zentralbanken müssten ihren gesamten Werkzeugkasten ausschöpfen, sagte Lagarde am Sonntagabend laut vorab verbreitetem Redetext bei der Eröffnung einer Konferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) im portugiesischen Sintra. „Das meint nicht nur Geld- und Währungspolitik, sondern auch Regulatorik und Fiskalpolitik.“ Bis Dienstag (27.5.) diskutieren Notenbanker, Ökonomen und Politiker in Sintra über die Rolle von Zentralbanken. Es gelte weiterhin, nach einem besseren Regelwerk für den Finanzsektor zu streben, sagte Lagarde. „Aber wo Regulierungsansätze zu kurz greifen, kommt der Geldpolitik eine gewichtigere Rolle zu als in der Vergangenheit, um Finanzstabilität zu gewährleisten.“ Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte Europas Währungshüter erst kürzlich zum erneuten Handeln gedrängt. Die seit einiger Zeit niedrigen Inflationsraten brächten Risiken für die konjunkturelle Erholung im Euroraum mit sich, hatte Lagarde festgestellt. Erwartet wird, dass Europas Währungshüter bei ihrer Sitzung am 5. Juni weitere Maßnahmen verkünden werden. Es deutet sich eine Kombination aus einer weiteren Senkung des Leitzinses von 0,25 auf 0,15 Prozent und einem Strafzins für Bankeinlagen bei der EZB an.

Warnung vor Wohlstandsverlusten

Lagarde forderte zudem eine intensivere Zusammenarbeit der Zentralbanken der großen Industrie- und Schwellenländer in einer immer enger verflochtenen Welt. “Wenn die Geldpolitik nur mit einer nationalen Brille praktiziert wird, könnten wir am Ende eine Welt bekommen, die von ad hoc-Aktionen gekennzeichnet ist und in der genau das Gegenteil von Finanzstabilität in andere Länder exportiert wird“, sagte IWF-Chefin Christine Lagarde. Dies wäre dann eine Welt mit potenziell großen Wohlstandsverlusten, in der es nicht nur Ansteckungseffekte von Industrie- auf Schwellenländer gibt, sondern auch Rückkopplungen von aufstrebenden Volkswirtschaften auf die Industrienationen“, sagte die frühere französische Finanzministerin. “Ist das eine Welt, in der wir leben wollen? Ich hoffe nicht.“ Um das Ziel einer besseren Koordination der Geldpolitik zu erreichen, ist für Lagarde unter anderem eine bessere und aktivere Kommunikationspolitik der wichtigen Zentralbanken in den Industrienationen nötig, also insbesondere der EZB und der US-Notenbank Federal Reserve: “Die Industrieländer können helfen, dass es zu geringeren Schwankungen an den Finanzmärkten kommt, in dem sie den Kurs ihrer Geldpolitik klarer kommunizieren.“ (mit Reuters und dpa)

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