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Finanzen: Mehr Transparenz bei Anlageberatungen

Die Bundesregierung stärkt die Anleger und gibt Tipps. Verbraucherschützer hätten sich jedoch mehr gewünscht. Laut einer Studie sind falsche Beratungen eher die Regel als die Ausnahme.

Das Jahr 2008 hat so machen Anleger ratlos zurückgelassen. Viele Depots haben massiv an Wert verloren, einzelne Papiere wie die Zertifikate der amerikanischen Pleitebank Lehman Brothers sind komplett wertlos geworden. Einige Sparer wussten sicher um die Risiken ihrer Investments, doch viele haben im Glauben langfristiger Anlagen hochriskante Produkte gekauft. Besonders in der Kritik stehen seither die Finanzberater der Banken, die bei jedem Vertragsabschluss mitverdienen.

Falsche Beratung ist weniger Einzelfall als die Regel. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bundesregierung. Demnach lösen Sparer 50 bis 80 Prozent aller Finanzprodukte, die als Langfristanlagen geplant waren, vorzeitig mit Verlust wieder auf. Das kostet jedes Jahr 30 Milliarden Euro. Geld, das häufig für die Altersvorsorge gedacht war. Diese Zahlen haben die Politik alarmiert. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) hat die Finanzberatung zur Chefsache erkoren und erste Schritte zugunsten von Anlegern angekündigt.

Noch im Sommer dieses Jahres soll ein neues Gesetz in Kraft treten, die Reform des Schuldverschreibungsrechts. Damit verlängert sich die Frist, bis zu der ein Berater für seine Empfehlungen haften muss, von drei auf zehn Jahre nach dem Tag der Beratung. Außerdem ist der Berater künftig verpflichtet, ein Protokoll des Gesprächs zu erstellen und dem Kunden möglichst schnell zu übermitteln. Darin ist eindeutig aufzulisten, welche Produkte empfohlen wurden und warum. Peter Lischke, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Berlin, sieht darin eine neue Qualität. „Das gibt dem Kunden die Möglichkeit, sachkundig zu entscheiden.“

Eine andere Forderung von Anlegerschützern enthält der Gesetzesentwurf nicht. Auch künftig muss der Sparer belegen, dass er falsch beraten wurde. Und nicht andersherum. „Eine Beweislastumkehr wäre der große Präventivschlag gegen falsche Beratung gewesen“, ärgert sich Volker Pietsch vom Deutschen Institut für Anlegerschutz.

Das geplante Gesetz stärkt die Position des Sparers, wenn er falsch beraten wurde. Für die Zukunft setzt Ministerin Aigner jedoch eher auf den kompetenten Kunden als auf strikte Vorschriften. Ein „Routenplaner“ mit einer Reihe von Fragen und eine Checkliste auf der Internetseite des Ministeriums soll helfen, die persönlichen Anlageziele genau zu definieren und in der Bank zu vertreten. Von einem Verbot riskanter Finanzprodukte oder einer entsprechenden Kennzeichnung durch eine Ampel oder einen „Finanz-Tüv“ hält Aigner wenig: „Ich will niemandem verbieten, hochspekulativ einzusteigen. Aber der Verbraucher muss wissen, was er tut“, sagt die Ministerin. Der Tagesspiegel erklärt, worauf Anleger beim nächsten Gespräch achten sollten.

Klären Sie Ihren Beratungsbedarf

Bevor man das Thema angeht, sollte man sich fragen, ob man tatsächlich einen Rat benötigt. Denn regelmäßig werden Kunden von bekannten oder unbekannten Bankberatern angerufen und Termine vereinbart, ohne dass Bedarf besteht.

Bereiten Sie sich vor

Wer in ein Beratungsgespräch geht, sollte sich selbst genau kennen. Was will ich erreichen? Wie viel Risiko nehme ich dafür in Kauf? Grundsätzlich gilt: Die höchste Rendite gibt es für das größte Risiko. Wichtig ist auch, wann das Geld verfügbar sein soll. Wer etwa auf ein Auto spart, muss sicherstellen, dass die Geldanlage nicht gerade dann an Wert verliert, wenn er sie auflösen will.

Fragen Sie nach den Kosten

Bankberatung ist nur vermeintlich umsonst. Fragen Sie bei einem vorgeschlagenen Finanzprodukt den Berater stets nach den damit verbundenen Kosten und seiner Provision. Ein seriöser Berater wird Ihnen Auskunft geben. Eine Alternative dazu kann die Beratung auf Honorarbasis sein. Entsprechende externe Ansprechpartner bieten die Verbraucherzentralen auf Nachfrage. Auch einzelne Finanzinstitute wie die Berliner Quirin Bank bieten Honorarberatung an.

Haken Sie nach

In der Vergangenheit investierten Anleger häufig, ohne die Risiken genau zu kennen. Das war eine Ursache für ihre Verluste. „Man sollte nur das abschließen, was man wirklich versteht“, rät Verbraucherschützer Lischke. Bis es so weit ist, sollte man seinen Berater mit Fragen löchern. Dafür ist er da.

Vergleichen Sie

Eine Geldanlage will gut überlegt sein. Dabei ist es oft hilfreich, sich zusätzlichen Rat von Verbraucherzentralen einzuholen oder die Empfehlungen verschiedener Berater zu vergleichen.

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