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Finanzkrise: Großkonzerne zeigen guten Willen

Die Personalchefs der großen Konzerne versprechen der Bundesregierung 2009 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.

Im Bundesarbeitsministerium konnte von weihnachtlicher Stimmung am gestrigen Freitag keine Rede sein. Zu ernst war das Thema, das der Minister an diesem Nachmittag auf den Arbeitsplan gesetzt hatte – die Rettung von möglichst vielen Jobs in Zeiten der Krise. Olaf Scholz (SPD) hatte dafür kurzfristig die Personalverantwortlichen der 30 Dax-Konzerne zu sich zitiert. Sein Ziel: Den Unternehmen eine Zusage abzuringen, im kommenden Jahr auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Am Ende hatten zwar nur rund 25 der 30 Unternehmen Vertreter nach Berlin geschickt; immerhin kündigten sie am Ende aber an, 2009 betriebsbedingte Kündigungen vermeiden zu wollen. „Das ist eine gute Ausgangsbasis für ein weiteres Treffen, das am 9. Januar 2009 stattfinden wird“, sagte Scholz.

Im Vorfeld des Jobgipfels hatten jedoch schon einige Unternehmen weiter reichende Zusagen gemacht. Die Deutsche Telekom beispielsweise erklärte ihre Bereitschaft, den Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen im Unternehmen über das Jahr 2012 hinaus zu verlängern. „Wenn Verdi mit uns einen maßvollen Tarifabschluss gestalten will, dann kann sie auch mit einer Zusage des Kündigungsschutzes über Ende 2012 hinaus rechnen“, sagte Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger dem Tagesspiegel. Wie lange der Schutz verlängert werden könne, hänge sicher davon ab, wie maßvoll und angemessen der Abschluss werde. „Wir sind da wirklich flexibel und können uns vorstellen, dass der Kündigungsschutz weit in die erste Hälfte des kommenden Jahrzehnts hineinreichen kann“, sagte er.

Siemens-Chef Peter Löscher hatte bereits am vergangenen Sonntag beim Spitzentreffen im Kanzleramt angeboten, im nächsten Jahr unter bestimmten Umständen auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Ähnliches hatte Commerzbank-Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller angedeutet. Andere Topmanager und die großen Wirtschaftsverbände signalisierten ebenfalls ihre Unterstützung.

Die Zeit für Entscheidungen drängt. Viele Konzerne wie etwa Daimler bauen derzeit die Arbeitszeitkonten ihrer Mitarbeiter ab oder verordnen Kurzarbeit, weil sie unter Produktionsrückgängen leiden. Erst am Freitag gab auch der Stahlkonzern Thyssen-Krupp bekannt, dass er Kurzarbeit einführen müsse. Dieses Mittel kann jedoch nur befristet eingesetzt werden. Deshalb drängt der Arbeitsminister auf weitere Lösungen.

Auch beim Lastwagenbauer MAN wird derzeit nach neuen Wegen gesucht. „Wir verhandeln gerade mit dem Betriebsrat darüber, wie es weitergeht“, sagte ein Sprecher auf Nachfrage. Um sich der gesunkenen Nachfrage anzupassen, gebe es einen Mix mehrerer Maßnahmen: So würden derzeit die Arbeitszeitkonten heruntergefahren, womöglich auch bis in den negativen Bereich. Neben der Verlängerung der Weihnachtsferien von zwei auf vier Wochen sei geplant, die Produktion für 40 bis 50 Tage zu stoppen. Die Beschäftigten sollen verpflichtet werden, in dieser Zeit ihren Jahresurlaub zu nehmen. „Wir wollen ja nicht auf Halde produzieren, sondern nur solche Lkw, die auch bestellt sind“, sagte der Sprecher. Auf jeden Fall gebe es die Zusicherung, je nach Werk bis 2010 oder bis 2011 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. brö/vis/ysh

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