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HBOS

© AFP

Finanzkrise: US-Turbulenzen erreichen Europa

Die größte britische Hypothekenbank HBOS steht vor einem Notverkauf. Unterdessen belastet die Lehman-Pleite die KfW und die deutsche Einlagensicherung.

Berlin - Die US-Bankenkrise greift auf Europa über. Mit dem britischen Baufinanzierer HBOS (Halifax Bank of Scotland) ist erstmals eine europäische Großbank von der Pleite bedroht. Die Bank war in den vergangenen Tagen in Liquiditätsprobleme geraten, viele Kunden zogen ihr Geld ab. Nun soll die Bank in einer Notaktion vom britischen Finanzkonzern Lloyds übernommen werden. HBOS bestätigte am Mittwoch, dass sich die Gespräche in einem fortgeschrittenen Stadium befinden.

Auch in Deutschland droht den Banken immenser Schaden durch die US- Krise. Vor allem die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers am Montag dürfte das deutsche Finanzsystem Milliarden kosten. Viele Banken halten Anleihen und andere Papiere der Bank, die nun nichts mehr wert sind. Zudem muss der Einlagensicherungsfonds der deutschen Geschäftsbanken für den Schaden der Kunden bei der deutschen Lehman-Niederlassung in Frankfurt am Main aufkommen. Der Bankenverband betonte am Mittwoch, dass sich der Sicherungsfonds damit keinesfalls in einer Notlage befinde.

Auch die staatliche Förderbank KfW ist von der Lehman-Pleite betroffen. Sie hatte der US-Bank noch nach deren Insolvenz am Montag 300 Millionen Euro überwiesen. In der Politik löste die Panne Empörung aus. „Jeder normale Fernsehzuschauer wusste am Montag, dass man dieser Bank keinen Euro mehr überweist, nur die KfW nicht“, sagte KfW-Verwaltungsratsmitglied Jürgen Koppelin (FDP) dem Tagesspiegel. Die Vorgänge bestätigten seinen Eindruck von der KfW, den er schon im Zuge der IKB-Krise gewonnen habe. Die IKB, eine Tochter der KfW, war im vergangenen Sommer als erste deutsche Bank im Zuge der weltweiten Finanzkrise zusammengebrochen. Fast zehn Milliarden Euro haben die KfW und der Bund seither zur Rettung bereitgestellt. Vor wenigen Wochen wurde die IKB für 100 Millionen Euro an den Finanzinvestor Lone Star verkauft.

Inzwischen zeigen sich zudem immer stärkere Auswirkungen der Finanzkrise auf die Konjunktur. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat Kreisen zufolge seine Wachstumsprognose für Europa gesenkt. In der Eurozone rechne der IWF 2008 nur noch mit einem Wachstum von 1,4 Prozent nach bislang 1,7 Prozent, meldet die Agentur Reuters. Für 2009 werde die Vorhersage um 0,5 Prozentpunkte auf 0,7 Prozent gesenkt.

In Deutschland rechnet die Chemie-Branche, die als Frühindikator gilt, rechnet im laufenden Jahr nur noch mit einer Ausweitung der Produktion um ein Prozent. Im ersten Halbjahr waren es noch drei Prozent gewesen. „Das Wachstum wird sich weiter abschwächen“, sagteVCI-Präsident Ulrich Lehner. Ein EInbruch sei aber nicht in Sicht. Auch der Einzelhandel rechnet mit schlechteren Geschäften Nach einer Konjunkturumfrage des Branchenverbandes HDE haben sich die Einschätzungen der Unternehmen für das zweite Halbjahr 2008 deutlich eingetrübt.

Stefan Kaiser

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