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Finanzmarkt: Notenbanken verabreichen Banken Milliardenspritze

Führende Notenbanken der Welt verbünden sich zu einer groß angelegten Aktion gegen die Finanzmarktkrise. Die Börsen reagieren auf die Ankündigung positiv.

Die US-Notenbank will von Ende März an bis zu 200 Milliarden Dollar bereitstellen, um den Geldmarkt liquider zu machen. Die Europäische Zentralbank (EZB) ist mit einer Finanzspritze von bis zu 15 Milliarden Dollar dabei. Die Aussicht auf den Geldregen der Notenbanken gab den Börsen am Dienstag einen kräftigen Schub. Der DAX stieg um 1,19 Prozent auf 6524,57 Punkte. In den USA legte der Dow Jones zum Börsenschluss in Europa 1,75 Prozent auf 11 945 Punkte zu. Die Ankündigungen der Notenbanken setzten den Euro unter Druck und entlasteten den Dollar: Am frühen Abend kostete die europäische Gemeinschaftswährung 1,5320 Dollar. Noch kurz zuvor hatte der Euro ein Rekordhoch von 1,5495 Dollar markiert.

Die Aktion der Notenbanken gilt bei Experten als Beleg dafür, dass die Finanzkrise noch nicht zu Ende ist und größere Ausmaße hat als bisher gedacht. Normalerweise leihen sich die Banken untereinander in großem Umfang täglich Geld aus. Seit Ausbruch der Finanzmarktkrise im Sommer grassiert aber das Misstrauen unter den Banken. Wegen der Unsicherheiten über Verluste und Milliardenabschreibungen bei den Finanzkonzernen infolge der US-Immobilienkrise halten viele Banken ihr Geld zurück. Sie fürchten, die Summen nicht mehr zurückzubekommen, wenn sie sie verleihen.

Banken halten ihr Geld zurück

Die Notenbanken wollen ein Austrocknen des Geldmarktes verhindern. Sie hatten bereits wiederholt mit Liquiditätsspritzen auf den Geldmärkten eingegriffen. Beteiligt an der gemeinsamen Aktion sind neben der US-Notenbank Federal Reserve und der EZB die Bank of England (BoE), die Schweizer Notenbank (SNB) sowie die Bank of Canada (BoC). Nach einzelnen Aktionen hatten diese fünf großen Zentralbanken erstmals im Dezember 2007 gemeinsam den Banken zusätzliches Kapital gegeben. Die Bank of Japan begrüßte die Aktion zwar, will aber vorerst bei ihrer bisherigen Vorgehensweise bleiben.

Die US-Notenbank Federal will unter der Bezeichnung "Term Securities Lending Facility" (TSLF) dem Geldmarkt Liquidität von bis zu 200 Milliarden US-Dollar in Form von 28-Tage-Geschäften zuführen, wie sie am Dienstag mitteilte. Die Auktionen sollen in wöchentlichem Abstand vom 27. März an durchgeführt werden. Auch die EZB-Geschäfte haben eine Laufzeit von 28 Tagen.

Die Fed wird außerdem ihren Kreditrahmen für die EZB von 10 auf 30 Milliarden Dollar erhöhen und für die Schweizer Notenbank von 2 auf 6 Milliarden. Die europäischen Notenbanken können das Geld an ihre Kreditinstitute weiterreichen.

Experte: Börsenerholung nur für kurze Zeit

Die Ankündigung der Notenbanken sei an den Börsen "bejubelt" worden, doch dürfte dies den Aktienmärkten nur vorübergehend helfen, sagte Marktstratege Christian Schmidt von der Helaba. Er sieht in den Kurserholungen nur eine "temporäre Erleichterung", da die Probleme nicht behoben seien. Dabei verwies er auf die Rekordjagd des Euro und des Ölpreises.

Zum Absacken des Euro-Kurses angesichts der angekündigten Finanzspritzen sagte Devisenexperte Thomas Amend von HSBC Trinkaus, dies habe Hochzinswährungen wie den Euro unter Druck gesetzt und den zuletzt erheblich schwächelnden Dollar entlastet. Die Maßnahmen der Zentralbanken ließen auf eine gewisse Stabilisierung der Finanzmärkte hoffen, insbesondere an den in letzter Zeit wieder zusehends angespannten Interbankenmärkten. (ut/dpa)

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