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Geld: Um die Welt

Anleihen von Schwellenländern versprechen hohe Renditen – und hohe Risiken.

Geld lässt sich in Zeiten der Finanzkrise nicht nur mit Aktien oder Zertifikaten verlieren, auch die sicher geglaubten Staatsanleihen haben in den vergangenen Monaten teilweise drastisch an Wert eingebüßt. Das gilt zumindest für Anleihen aus Schwellenländern, sogenannten Emerging Markets.

Im Sommer schien für diese Länder noch alles in Ordnung: Hohe Wachstumsraten, steigende Weltmarktpreise für Rohstoffe und die Hoffnung, der Wirtschaftsabschwung könnte an einigen Regionen der Welt vorbeigehen. „Bis Anfang September hofften alle, dass die Emerging Markets die Weltwirtschaft retten“, sagt Wolfgang Zecha, Schwellenländerexperte bei der Fondsgesellschaft Cominvest. „Das war sicher etwas zu optimistisch.“

Im September kam der Absturz. Die Rohstoffpreise brachen ein, Hedgefonds, die von der Pleite der US-Bank Lehman Brothers getroffen waren, brauchten dringend Geld und zogen ihre Investitionen aus den Schwellenländern zurück. Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Europäische Union mussten mit Notfallkrediten einspringen, um Länder wie Ungarn und die Ukraine vor dem Staatsbankrott zu retten. Argentinien, das einen solchen Bankrott schon einmal erlebt hat, kündigte an, private Rentenversicherungen zu verstaatlichen.

Die Kurse der Staatsanleihen aus diesen Ländern brachen dramatisch ein, verloren teilweise bis zu 60 Prozent. Mittlerweile haben sich die Kurse wieder etwas erholt, doch die Unsicherheit bleibt.

„Das Umfeld für Emerging Markets hat sich verschlechtert“, sagt Cominvest-Experte Zecha. Dennoch sieht er bei den aktuellen Preisen Möglichkeiten zum Einstieg. „Viele Anleihen sind auf dem jetzigen Niveau sehr attraktiv, wenn man bereit ist, sie zwei oder drei Jahre lang zu halten.“ In der Tat sind die Renditen von Schwellenländeranleihen deutlich höher als noch vor Monaten. Am Mittwoch lagen sie im Schnitt bei rund zehn Prozent und damit etwa 6,7 Prozentpunkte über dem Niveau von US-Staatsanleihen. Das hat mit den hohen Zinsen zu tun, die die Schwellenländer den Investoren bieten müssen. Vor allem aber treiben die gefallenen Anleihenkurse die Renditen.

Doch Verbraucherschützer warnen vor der Annahme, Staatsanleihen seien als festverzinsliche Wertpapiere krisenfest. „Staatsanleihen sind immer nur so sicher wie der Staat, der sie herausgibt“, sagt Thomas Bieler, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Wie bei anderen Wertpapieren gelte auch hier: Wer höhere Zinsen haben will, muss ein höheres Risiko in Kauf nehmen. Wer im Extremfall einen Totalverlust nicht verkrafte, solle von Anleihen aus Schwellenländern die Finger lassen. Auch eigentlich solide Anleihen können im aktuellen Umfeld plötzliche Verluste erleiden. Denn die Märkte sind vor allem bei kleineren Staaten oft so eng, dass der Verkauf eines größeren Pakets, etwa durch einen Hedgefonds, den Kurs drastisch einbrechen lässt.

Die meisten Experten raten Privatanlegern derzeit vom Kauf einzelner Anleihen ab. „Wir empfehlen, lieber auf den breiten Markt zu setzen“, sagt Sirko Möllmann, Rentenexperte der Berliner Weberbank. Dazu eignen sich Fonds, die es zum Beispiel von der DWS (Wertpapierkennnummer 974874), Allianz Global Investors (986790), Cominvest (976964) oder Union Investment (622392) gibt. Zwar haben auch diese Fonds in den vergangenen Wochen deutlich an Wert verloren. Beim Totalausfall einer Anleihe wird das Risiko durch die Streuung aber deutlich abgefedert.

Wer doch selbst auf die Suche gehen will, dem raten die Profis, eher auf Lateinamerika und Asien zu setzen als auf Osteuropa. „In Osteuropa haben wir derzeit einen Negativ-Trend bei den Ratings“, sagt Weberbank-Experte Möllmann. In den vergangenen vier Wochen hätten die Ratingagenturen die Bonitätsnoten von sechs Ländern heruntergestuft. Die Ausfallwahrscheinlichkeit ist damit gestiegen. Die Noten reichen je nach Agentur von AAA bis C beziehungsweise D. Die Bonität von Rumänien oder der Ukraine etwa wird von einigen Agenturen mittlerweile auf Ramsch-Niveau gesehen, also unter der für Investments geeigneten Grenze, die je nach Agentur bei BBB (Standard & Poor’s, Fitch) beziehungsweise Baa (Moody’s) liegt. Auch Wolfgang Zecha von Cominvest hält die Risiken in Osteuropa für besonders hoch. Die Staaten seien oft hoch verschuldet und wiesen große Leistungsbilanzdefizite auf.

Wer es etwas sicherer haben will und trotzdem höhere Renditen als bei deutschen Staatsanleihen (3,7 Prozent) einstreichen möchte, dem empfiehlt Weberbank-Experte Möllmann einen Blick in die Euro-Zone. Denn auch hier schauen die Investoren jetzt stärker aufs Risiko. In Griechenland liegt die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen deshalb 1,3 Prozentpunkte höher als in Deutschland. Auch Italien ist mit einem Aufschlag von knapp 0,9 Prozent dabei. „Je höher der Schuldenstand, desto höher die Rendite“, erklärt Möllmann.

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