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© dpa

Geldautomaten: Ziehen und zahlen

Nach dem Gebührenanstieg an Automaten geloben die Banken Besserung.

Flink die Pin-Nummer eingegeben, auf die gewünschte Summe getippt, schon spuckt der graue Kasten die bunten Scheine aus: Geldabheben funktioniert reibungslos und schnell, auch an fremden Bankautomaten. So praktisch die Bargeldkooperation zwischen den Banken ist, so groß kann der Schreck sein, wenn der Kontoauszug ins Haus trudelt. Denn darauf stehen mitunter neben der abgehobenen Summe horrende Gebühren von mehr als zehn Euro. Bargeldabheben an fremden Automaten ist teuer geworden.

„Im Großraum Berlin sind von 2006 bis Januar 2010 die durchschnittlichen Entgelte um fast 35 Prozent erhöht worden“, sagt Max Herbst von der unabhängigen Finanzberatung FMH. „In der Spitze stiegen die Gebühren um 87,50 Prozent.“ Ein Trend, der nach Angaben des Finanzberaters bundesweit gilt: Durchschnittlich zahlen Bankkunden fürs Fremdabheben 5,64 Euro an Gebühren. Herbst hält diese Summe für deutlich überzogen. „Wenn man bedenkt, dass ein Automatenvorgang etwa 60 Cent kostet, dann ist ein pauschales maximales Entgelt von zwei Euro die höchste akzeptable Größe.“

Hintergrund der Gebührenorgie ist ein Lagerkampf zwischen den Institutsgruppen: Auf der einen Seite die Sparkassen, die mit 25 700 Automaten die Hälfte der Geldautomaten in Deutschland bereitstellen; auf der anderen Seite die Direktbanken, die, wenn überhaupt, nur ein dünnes Netzwerk an Bankautomaten unterhalten. Weil der Jahresunterhalt eines Automaten Schätzungen zufolge eine mittlere fünfstellige Summe kostet, berappen Banken ihren Konkurrenten eine Gebühr, wenn deren Kunden bei ihnen Geld abheben – das sogenannte Interbanken-Entgelt. Und das ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. „Wenn dann das Bundeskartellamt mitteilt, dass in der Spitze 60 Euro einer anderen Bank in Rechnung gestellt wurden, weil ein Kunde deren Automaten bedient hat, dann ist dies einfach zu teuer“, sagt Max Herbst. „Logisch, dass diese enormen Kosten dann irgendwann an den Kunden weitergegeben werden.“

Selbst die Sparkassen, deren Kunden zu mehr als 90 Prozent an den eigenen Automaten Geld zapfen, haben genug und wollen den Preisanstieg stoppen. Denn im Schnitt bekommt eine Sparkasse laut Branchenverband 7,50 Euro pro Fremdabhebung berechnet, der Kunde zahlt aber nur zwischen vier und fünf Euro. Die Sparkassen subventionieren also die Fremdabhebung mit durchschnittlich drei Euro. Ein Ärgernis.

Ärgerlich für die Bankkunden: Sie zahlen nicht nur immer mehr, sondern sie können die Gebühren auch nur schwer prüfen. Die Angaben stehen im Preis- und Leistungsverzeichnis des jeweiligen Instituts, unterwegs hat dies wohl niemand dabei. „Kunden haben heute keine Möglichkeit, zwischen einem günstigen und einem weniger günstigen Automaten zu unterscheiden“, sagt Michaela Roth vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV).

Das soll sich ändern. Vergangene Woche trafen sich Sparkassen, Volksbanken und Privatbanken und verständigten sich auf Eckpunkte für neue Gebührenregeln. Demnach soll es in Zukunft – wann genau, ist noch unklar – eine Höchstgrenze von fünf Euro geben. Der Bundesverband deutscher Banken setzt sich sogar für noch niedrigere Gebühren ein. Der Maximalbetrag solle „eher bei zwei als bei fünf Euro liegen“, hieß es in einer Erklärung. Einig sind sie die Banken außerdem, dass die Gebühren in Zukunft nicht mehr zwischen den Instituten abgerechnet werden sollen, sondern direkt am Automaten dem Kunden berechnet werden. Der Vorteil: Man sieht gleich, was man zahlt, und kann im Zweifel bei einer preiswerteren Bank Geld abheben gehen.

Andreas Menn

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