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Euro

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Gemeinschaftswährung: Malta und Zypern treten dem Euro-Club bei

Die Einführung des Euro am 1. Januar 2008 hat Malta und Zypern bereits Einiges abverlangt: Beide Länder senkten ihr Staatsdefizit in kürzester Zeit und erfüllen somit die strengen Bedingungen der EU. Viele osteuropäische Länder scheitern jedoch.

Mit eiserner Hand sanierten Malta und Zypern ihre Staatshaushalte, um die strengen Kriterien für die Einführung des Euro zu erfüllen. Zypern drückte sein Staatsdefizit von 2003 bis 2006 von 6,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes auf 1,5 Prozent. Malta schaffte im gleichen Zeitraum einen dramatischen Rückgang von zehn Prozent auf 2,6 Prozent.

Die beiden kleinsten Volkswirtschaften in der nun 15 Mitglieder umfassenden Euro-Zone mit knapp 320 Millionen Menschen brachten die gesamtstaatliche Verschuldung unter Kontrolle und hielten die Inflation im Zaum. Die Mittelmeerinseln sind stark von Einfuhren abhängig. Der Euro dürfte sie nun weniger verwundbar für Energiepreissteigerungen machen.

Urlauber können künftig mit Euro bezahlen und ersparen sich Umtauschkosten. Die beiden Inseln tragen zusammen aber nur 0,23 Prozent zur Wirtschaftsleistung des vergrößerten Euro-Clubs bei. Der Euro muss seine Bewährungsprobe in den meisten neuen EU-Ländern Mittel- und Osteuropas noch bestehen.

Osteuropäische Staaten tun sich schwer

Wegen hoher Defizite und steigender Inflation sind die Beitrittspläne vieler Länder Makulatur geworden. Nur noch zwei der neun verbleibenden Beitrittsländer ohne den Euro trauen sich noch zu konkreten Beitrittsterminen: Die Slowakei will am 1. Januar 2009 auf ihre Krone verzichten, Rumänien 2014 auf die heimische Währung Leu.

Alle anderen Länder - also Bulgarien, Tschechien, Estland, Lettland, Litauen, Ungarn und Polen - haben zwar keinen konkreten Termin im Auge, wollen aber irgendwann zwischen 2010 bis 2014 beitreten, tröstet man sich in Brüssel. Hoffnung löst auch die noch unverbindliche Ankündigung des "alten" EU-Landes Dänemark aus, wieder ein Euro-Referendum abhalten zu wollen. Vor sieben Jahren war dort die Gemeinschaftswährung in einer Volksabstimmung zurückgewiesen worden. Das Land im Norden hat eine Ausnahmeregelung und kann von Brüssel nicht zur Übernahme des Euro gezwungen werden.

Slowakei will den Euro ab 2009

Kritiker nennen die Erweiterung der Euro-Zone wegen der Verzögerungen eine Hängepartie. Nach wie vor fehlt eine gemeinsame Strategie dafür. Von den verantwortlichen EU-Finanzministern wird lediglich ein Satz gebetsmühlenartig wiederholt: "Die Maastrichter Beitrittskriterien müssen erfüllt werden."

Nach Malta und Zypern richtet sich nun die Aufmerksamkeit auf die Slowakei. Ministerpräsident Robert Fico meinte zu Monatsbeginn: "Wir werden unser Bestes tun, damit unsere Bürger 2009 den Euro nutzen können." Bratislava muss im neuen Jahr ein Beitrittsgesuch an die EU-Institutionen stellen. In Brüssel hält sich die Euphorie bisher in Grenzen. Der CDU-Europaparlamentarier Werner Langen rät der Slowakei, nichts zu überstürzen und sich zunächst auf den wirtschaftlichen Aufholprozess zu konzentrieren. "Der Beitritt zur Euro-Zone ist ein wichtiger Schritt, er sollte aber nicht unter unnötigem Zeitdruck zur Prestigesache gemacht werden."

Viele Staaten fürchten Preissteigerungen durch den Euro

Die Skepsis in Brüssel mag auch mit Slowenien zusammenhängen, das als erstes der neuen EU-Länder vor einem Jahr (1. Januar 2007) Euro-Geld verteilte. Im November kam das Land mit 5,7 Prozent auf die mit Abstand höchste Jahres-Inflationsrate im Euro-Gebiet. Die Miene von EU-Währungskommissar Joaquín Almunia verfinstert sich rasch, wenn die steigende Teuerung dem Euro in die Schuhe geschoben wird. Die Währungsumstellung trage zu Preissteigerungen höchstens mit einem Anteil von 0,3 Prozentpunkten bei, unterstreicht der spanische Kommissar.

Die Inflationsängste in den neuen EU-Ländern bleiben, ungeachtet der Dementis aus Brüssel. Laut einer aktuellen EU-Umfrage fürchten drei Viertel aller Befragten zwischen Budapest und Tallinn, dass der Euro in ihrem Land die Preise klettern lassen wird. Nur sechs Prozent sind vom Gegenteil überzeugt. Besonders groß ist das Misstrauen gegenüber möglichen Preissteigerungen in den baltischen Ländern, während die Menschen in Malta und Rumänien besonders zuversichtlich sind. (sba/dpa)

Christian Böhmer[dpa]

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