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Börse in Frankfurt.

© dpa

Vor Börsenbeginn: Gewinneinbruch bei der Deutschen Bank - Dax vorbörslich weiter erholt

Der Gewinn der Deutschen Bank ist im ersten Quartal eingebrochen, war aber trotzdem höher als die sehr niedrigen Erwartungen. Der Dax zeigt sich am Dienstagmorgen weiter erholt.

Von Andreas Oswald

Schwache Geschäfte im Investmentbanking haben der Deutschen Bank das erste Quartal verdorben. Der Vorsteuergewinn brach im ersten Quartal um 30 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro ein, wie Deutschlands größtes Geldhaus am Dienstag mitteilte. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 1,1 (Vorjahr: 1,7) Milliarden Euro - immer noch mehr als von Analysten erwartet. Im angestammten Kapitalmarktgeschäft schrumpfte das Ergebnis um gut ein Fünftel auf 1,5 Milliarden Euro, was unter anderem der Flaute im Anleihehandel geschuldet war - der wichtigsten Domäne der Deutschen Bank. Dass es auf diesem Markt nicht gut läuft, hatten zuletzt die Zahlen vieler US-Rivalen gezeigt. Die Anleger halten sich im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren seit einiger Zeit zurück, weil sie auf eine Richtungsentscheidung der US-Notenbank Fed warten.

Deutsche Bank begibt riskante Coco-Bonds, um ihre Kapitalstruktur zu verbessern

Zur Verbesserung ihrer Kapitalstruktur startet die Deutsche Bank eine seit langem angekündigte Ausgabe von neuartigen eigenkapitalähnlichen Anleihen. In einem ersten Schritt will das Institut damit mindestens 1,5 Milliarden Euro einsammeln, wie es am Montag in Frankfurt mitteilte. Die Details wie etwa die Verzinsung der Schuldtitel sollen am 5. Mai veröffentlicht werden.

Für den Anleger sind Coco-Anleihen sehr riskant

Diese sogenannten Coco-Anleihen sind für Anleger sehr riskant, weil der Anleger bereits dann Geld verlieren kann, wenn die Banken bestimmte Kriterien nicht mehr erfüllen kann, beispielsweise einen Stresstest nicht besteht. Das heißt, der Anleger verliert nicht erst Geld, wenn die Bank pleite ist, sondern sehr viel früher. Außerdem wird er nachrangig bedient.

Die Bundesregierung hatte ihr ok gegeben

Die Deutsche Bank hatte bereits vor einem Jahr angekündigt, sich über die neuen Hybridanleihen mindestens 5 Milliarden Euro ins Haus zu holen. Bislang waren allerdings die genauen gesetzlichen Regeln in Deutschland noch unklar. Vor allem die steuerliche Behandlung war lange offen. Doch das ist seit kurzem zwischen Bund und Ländern geklärt, so dass die Deutsche Bank nun aus den Startlöchern kommen kann. Hybridanleihen sind eigenkapitalähnliche Papiere. Sie sind für Anleger riskanter als normale Schuldscheine. Im Krisenfall - wenn die Kapitalquoten einer Bank unter bestimmte Marken fallen - werden Hybridanleihen automatisch entweder in Eigenkapital umgewandelt oder verfallen ganz. Ersetzen können diese Papiere die Ausgabe neuer Aktien aber nicht. Die Deutsche Bank plant die Begebung von sogenannten Options-Genussscheinen, die die Anleger im Krisenfall abschreiben müssen. Sie werden nur Profi-Investoren angeboten. Ein Anleiheschein wird im Nennwert mindestens 100 000 Euro begeben. Dabei will das Institut die Papiere in mehreren Währungen begeben. Der Krisenfall für die neuen Schuldtitel der Bank tritt ein, wenn die harte Kernkapitalquote unter den Wert von 5,125 Prozent fällt. Bei der Berechnung werden die noch nicht so strengen gesetzlichen Übergangsregeln bei den neuen Kapitalvorschriften (Basel III) als Maßstab genommen. Ende 2013 kam die Deutsche Bank auch unter Einbeziehung aller erst künftig geltenden und jetzt schon bekannten Regeln auf eine harte Kernkapitalquote von 9,7 Prozent. Die aktuellen Quoten will die Bank an diesem Dienstag vorlegen. Die Deutsche Bank hat in den vergangenen gut zwei Jahren bereits viel in die Verbesserung ihrer Kapitalstruktur investiert. Ende 2011 lag die harte Kernkapitalquote noch bei dünnen 5,9 Prozent. Doch zuletzt waren wieder verstärkt Zweifel an der Kapitalsituation aufgetaucht. Einige Investoren drängen laut Medienberichten auf eine neuerliche Kapitalerhöhung, um endlich alle Sorgen los zu sein. Manchen Analysten zufolge bräuchte das Institut 5 bis 10 Milliarden Euro, um auf der sicheren Seite zu sein. Die Bank hatte erst vor einem Jahr über Nacht durch die Ausgabe neuer Aktien drei Milliarden Euro eingenommen.

EZB legt heute Szenarien für Stresstest vor

Die europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA und die EZB geben heute (Dienstag) die mit Spannung erwarteten Szenarien für den Stresstest von Europas Großbanken bekannt. Der Test ist Teil einer umfassenden Überprüfung der Geldhäuser in Europa. Sie soll sicherstellen, dass die Banken in der Euro-Zone möglichst keine Altlasten mehr in den Bilanzen haben, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) im Herbst die Aufsicht über die Branchengrößen übernimmt. Der Stresstest soll deutlich strenger ausfallen als frühere vergleichbare Tests, die als zu lax kritisiert worden waren. Durchgesickert ist bereits, dass die Aufseher prüfen werden, wie die Geldhäuser einen Einbruch der Konjunktur in den nächsten zwei Jahren verkraften würden. Parallel soll untersucht werden, ob sie genügend Kapital haben, um einen Einbruch des Immobilienmarktes und Währungsturbulenzen zu überstehen. Der Stresstest ist die dritte Stufe eines umfassenden Bilanz-Checks, der die Finanzbranche seit Monaten in Atem hält. Vorangegangen waren eine Risikoanalyse und ein tiefer Blick in die Bilanzen der Institute. Viele Banken haben im Vorgriff schon frisches Eigenkapital eingesammelt. Abgeschlossen sein soll der Fitnesscheck im Oktober.

US-Börsen legten zu, Dax könnte sich weiter erholen

Der Dax könnte sich weiter erholen, er lag vorbörslich am Dienstagmorgen etwas im Plus. An den US-Börsen hatten sich am Montag die Optimisten durchgesetzt. Die anziehenden Übernahmeaktivitäten und gute Daten vom amerikanischen Immobilienmarkt setzten sich letztlich gegen die Sorgen über die Ukraine-Krise durch. Diese hatten vor dem Wochenende die Aktienmärkte weltweit belastet. Der Dow Jones Industrial behauptete sich nach einem freundlichen Auftakt und einer zwischenzeitlichen Schwächephase klar im Plus: Zum Handelsende stand der US-Leitindex 0,53 Prozent höher bei 16 448,74 Punkten. Für den marktbreiten S&P-500-Index ging es um 0,32 Prozent auf 1869,43 Punkte hoch, während der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 um 0,34 Prozent auf 3545,02 Punkte zulegte. Den Übernahmeaktivitäten insbesondere im Pharmasektor stand zum Wochenauftakt die Verschärfung des Konflikts um die Ukraine gegenüber. Mit neuen Sanktionen will der Westen Russland dazu bringen, mäßigenden Einfluss auf die moskautreuen Separatisten in der Ostukraine zu nehmen.

Der US-Pharmakonzern Pfizer wirbt derweil weiter um den britischen Konkurrenten AstraZeneca - die Briten bleiben allerdings bei ihrer Ablehnung der Offerte. Jetzt tickt die Uhr. Bis Ende Mai hat Pfizer nun Zeit, ein Gebot vorzulegen und AstraZeneca weiter zu umgarnen. Die Pfizer-Aktien legten um 4,20 Prozent zu und eroberten den Dow-Spitzenplatz, während die Anteilsscheine von AstraZeneca in London mit einem gut 14-prozentigen Kurssprung aus dem Handel gingen. Für die Aktien von Merck & Co ging es hingegen trotz guter Nachrichten um 0,98 Prozent nach unten. Nach Angaben der Tageszeitung „Die Welt“ interessieren sich sowohl der Pharmakonzern Bayer als auch der britische Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser für das Geschäft der Amerikaner mit nicht verschreibungspflichtigen Arzneien. Nach dem europäischen Börsenschluss bestätigte Reckitt entsprechende Gespräche. Neuigkeiten gab es auch zum Übernahmepoker um den französischen Industriekonzern Alstom. Nach der Übernahmeofferte des US-Wettbewerbers General Electric (GE) signalisierte nun der Münchner Industriekonzern Siemens der Alstom-Führung nach eigenen Angaben „Gesprächsbereitschaft über strategische Fragen zukünftiger Zusammenarbeit“. Nach Angaben aus informierten Kreisen berät der Siemens-Aufsichtsrat nach einem Treffen mit Frankreichs Präsidenten Francois Hollande über ein mögliches Angebot für den französischen Rivalen. Die GE-Titel gewannen 0,68 Prozent. Einer der größten Verlierer im amerikanischen S&P 500 waren indes die Aktien der Bank of America, die um 6,27 Prozent absackten. Die Großbank muss wegen der fehlerhaften Bewertung von strukturierten Produkten die geplanten milliardenschweren Ausschüttungen an ihre Aktionäre auf Eis legen. Der Euro behauptete im New Yorker Handel seine vorherigen Gewinne und kostete zuletzt 1,3852 US-Dollar. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen verloren 10/32 Punkte auf 100 12/32 Punkte. Ihre Rendite betrug 2,70 Prozent.

Samsung mit höherem Quartalsgewinn

Der südkoreanische Technologie-Riese Samsung hat den Gewinn im ersten Quartal 2014 dank seiner Smartphone-Dominanz steigern können. Der Überschuss stieg im Jahresvergleich um 5,9 Prozent auf 7,57 Billionen Won (etwa 5,3 Milliarden Euro), wie der weltgrößte Hersteller von Speicherchips, Fernsehern und Handys am Dienstag mitteilte. Allerdings sei insgesamt die Marktnachfrage nach Smartphones und Tablet-Computern im ersten Quartal zurückgegangen. Der Betriebsgewinn fiel um 3,3 Prozent auf knapp 8,5 Billionen Won. Der Umsatz kletterte auf rund 53,7 Billionen Won, nach knapp 53 Billionen Won im Jahr zuvor. (mit Reuters und dpa)

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