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Immobilienkrise: US-Banken drohen mehr faule Kredite

Die Flaute am Immobilienmarkt hält an - und ein Ende der Hypothekenkrise liegt nach dem Urteil amerikanischer Bankaufseher in weiter Ferne.

Entgegen anderslautender Einschätzungen der Finanzbranche vertraten die Beamten jetzt vor dem Bankausschuss des Senats in Washington die Meinung, das Finanzgewerbe müsse mit einer neuen Flut fauler Kredite rechnen, die es für die Finanzierung von Wohnimmobilien gewährt hatte.

Die bisherigen Verluste der Banken im Zusammenhang mit der Immobilienkrise haben Schuldner verursacht, die ihre Hypotheken nicht mehr bedienen konnten. Da der Markt für Wohnhäuser und Eigentumswohnungen im Frühjahr weiter stagniert, müssten sich die Banken auch wegen der Ausleihungen an Wohnungsbaufirmen Sorgen machen, so die Aufseher.

Viele Banken sehen sich nun unter Druck, diese Hypotheken zu verramschen. Hierdurch dürften weitere Verluste in Milliardenhöhe entstehen. „Solange es am Hausmarkt abwärts geht, solange die Preise weiter sinken, kann man meiner Meinung nach davon ausgehen, dass die Verluste bei einer Reihe von Krediten wachsen“, sagte der Vizechef der amerikanischen Notenbank Federal Reserve, Donald Kohn, vor dem Ausschuss.

Die Vorsitzende der Bundeseinlagenversicherungsbehörde, Sheila Blair, schätzt die Lage ähnlich ein. Banken, die nicht diversifiziert und zu stark bei Wohnimmobilien engagiert seien, wären besonders bedroht, sagte sie vor dem Ausschuss.

Der überraschend düstere Ausblick der Aufseher steht in krassem Widerspruch zur Auffassung vieler Investoren und Ökonomen, die sich nicht mehr um den Zustand des Finanzgewerbes zu kümmern scheinen und die Gefahren nur noch bei den hohen Benzinpreisen und sinkenden Verbraucherausgaben wittern.

Doch die Hypothekenkrise hat auch Auswirkungen auf die Konjunktur. Richtig anspringen kann die Wirtschaft erst, wenn die Banken bereit sind, Verbraucher und Unternehmen mit Krediten zu versorgen. Doch viele Banken haben nach den hohen Ausfällen in der Vergangenheit nun den Kredithahn zugedreht. Sie müssen unter dem Druck der Regierung ihr Kapital erhöhen. Kohn erwartet auch deshalb weitere Abschreibungen und schwächere Geschäftszahlen. Und der Leiter der Sparkassenaufsicht John Reich meinte vor dem Ausschuss, die Zahl der von einer Pleite bedrohten Banken sei von zwölf Ende März auf derzeit 17 gestiegen.

Die Zeitung „The Wall Street Journal“ berichtete, die Aufsichtsbeamten und Beamte des US-Finanzministeriums hätten bei gemeinsamen Beratungen die möglichen Folgen größerer Bankpleiten auf die Gesamtwirtschaft diskutiert. Nach Ansicht des Präsidenten der Philadelphia-Notenbank, Charles Plosser, darf die US-Notenbank die Finanzmarktteilnehmer nicht zu größeren Risiken ermuntern, indem sie das Finanzsystem ständig rettet. Sie müsse daher klarere Regeln für Eingriffe aufstellen.

Wie stark der amerikanische Immobilienmarkt eingebrochen ist, zeigen Statistiken der Wohnungsbaugesellschaft Toll Brothers. Auf dem Gipfel des Wohnimmobilienbooms im zweiten Quartal 2005 schloss Toll Brothers insgesamt 1320 Verträge ab. Ende April waren es nur noch 929.

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