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Kapitalhilfe: Fünf Milliarden Euro für HRE

Der angeschlagene Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) bekommt nach einer Verstaatlichung viel weniger Kapital, als bisher von Experten angenommen worden war.

Frankfurt am Main - „Wenn dem Bund die HRE zu hundert Prozent gehört, dürfte der Bedarf an frischem Eigenkapital nur bei gut fünf Milliarden Euro liegen“, hieß es am Dienstag in Finanzkreisen. Bisher waren mindestens zehn Milliarden Euro angesetzt worden. Mit dem Bund im Rücken reiche der HRE eine dünnere Kapitaldecke. Im Umfeld der Bank unter Vorstandschef Axel Wieandt war man enttäuscht. Was man jetzt nicht bekomme, brauche die HRE bei nächster Gelegenheit, hieß es in Bankkreisen.

Die HRE wird bereits mit Bürgschaften des Staates und anderer Banken über insgesamt 102 Milliarden Euro am Leben gehalten. Bisher ist zwar noch kein Steuergeld tatsächlich geflossen. Die Bank braucht aber dringend frisches Kapital, weil die Kernkapitalquote unter die gesetzliche Mindestanforderung von vier Prozent gefallen ist. Deshalb will der Bund die HRE komplett verstaatlichen.

Bundespräsident Horst Köhler unterzeichnete am Dienstag das neue Finanzmarktstabilisierungsgesetz, das als letzte Instanz auch eine Enteignung der Altaktionäre vorsieht. Beobachter rechnen nun damit, dass das Übernahmeangebot des bundeseigenen Rettungsfonds Soffin am Gründonnerstag veröffentlicht wird. Es wird sich voraussichtlich auf 1,26 Euro je Aktie belaufen. Der Bund besitzt bereits rund 8,7 Prozent oder 20 Millionen Aktien an der HRE. Bei rund 221 Millionen umlaufenden Aktien würde sich der Gesamtpreis auf rund 278 Millionen Euro belaufen. Nach Einschätzung von Marktteilnehmern besitzen Hedgefonds mittlerweile deutlich mehr als 50 Prozent der HRE-Anteile, der Investor Christopher Flowers hält rund 22 Prozent. Private Kleinanleger sollen nur noch auf höchstens zehn Prozent der Anteile kommen.

Der Bund wird über den Soffin versuchen, mittels Kapitalerhöhungen auf einen Anteil von mehr als 90 Prozent an der HRE zu kommen, um dann eine Zwangsabfindung einzuleiten. Wenn diese „milden Mittel“ nicht reichen, soll als ultima ratio die Enteignung greifen. Dabei könnte dann eine Entschädigung niedriger ausfallen als das Abfindungsangebot.

Nach der Übernahme durch den Bund soll die HRE mittelfristig nur noch als stark verkleinerte Kernbank weiterexistieren. Die Bilanzsumme werde von derzeit rund 400 Milliarden Euro auf 70 bis 120 Milliarden Euro abschmelzen, hieß es in Bankkreisen. Dann werde die HRE im Wesentlichen auf den drei Säulen Pfandbriefemission, Staatsfinanzierung und deutsche Immobilienfinanzierungen ruhen. Die irische Tochtergesellschaft Depfa mit ihren Staatsfinanzierungen im Volumen von rund 200 Milliarden Euro werde isoliert.ax/pk/rob/saf (HB)

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