zum Hauptinhalt
Bulle und Bär in Frankfurt.

© imago

Krim-Krise: Ausverkauf bei Aktien - Gold und Öl steigen kräftig

Die Krise in der Ukraine hat zu einem Ausverkauf europäischer und vor allem russischer Aktien geführt. Der Dax verliert mehr als 2 Prozent. Die Preise für Gold und Öl steigen dagegen kräftig.

Von Andreas Oswald

Die Sorge um eine Eskalation in der Ukraine hat den deutschen Aktienmarkt und weitere Börsen in ganz Europa am Montag auch im Mittagshandel stark belastet, während Öl und Gold kräftig stiegen. Bis Mittag sackte der Dax um 2,70 Prozent auf 9422 Punkte ab. Zuletzt war es im Januar an einem einzigen Tag so deutlich abwärts gegangen. Der MDax büßte zwischenzeitlich 2,60 Prozent auf 16 451 Punkte ein, der TecDax verlor anfänglich 3,34 Prozent und stand zunächst bei 1243 Zählern, bevor er sich bis Mittag leicht erholte. Für den EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone ging es um 2,07 Prozent auf 3083 Punkte abwärts.

Der Ausverkauf trifft alle Aktien

„Die Anleger reagieren risikoscheu“, fasste ein Händler die Stimmung zusammen. Immerhin dürfte nach Einschätzung von Ökonomen eine Eskalation weltweit Folgen für die Wirtschaft haben. Aus europäischer und globaler Sicht verstärkte sich damit die ohnehin vorhandene Unsicherheit, die derzeit immer noch eine erhebliche Bürde für einen stabilen globalen Aufschwung sei, hieß es. Die Ölpreise zogen am Montagmorgen bereits deutlich an, während der Euro weiter nachgab.
In Dax, MDax und TecDax gab es nur negative Vorzeichen. Nicht eine einzige Aktie notierte anfangs im Plus. Schwächster Wert im Leitindex war das Papier von ThyssenKrupp mit minus 3,57 Prozent. Heinrich Hiesinger, Chef des Industrie- und Stahlkonzerns, hatte in der „Rheinischen Post“ vor den Folgen einer Streichung der Ökostrom-Rabatte gewarnt: „Wenn wir die volle EEG-Umlage zahlen müssten, würde dies eine Belastung von 350 Millionen für uns bedeuten.“ Das sei mehr, als der Konzern in seinen europäischen Stahlwerken verdiene. Im Geschäftsjahr 2012/13 verdiente der Bereich vor Zinsen und Steuern gerade einmal 62 Millionen Euro.
Im MDax büßte die Stada-Aktie als Schlusslicht 8,19 Prozent ein.
Der Pharmakonzern erwirtschaftet etwa ein Fünftel seiner Umsätze in Russland.

Russlands Börsen fallen um mehr als 10 Prozent

Der russische Aktienmarkt brach um mehr als zehn Prozent ein. “Die Investoren hatten das Risiko einer Eskalation der Lage in der Ukraine unterschätzt“, sagte Aktienhändler David Thebault vom Brokerhaus Global Equities. “Die Ereignisse vom Wochenende sind ein Weckruf.“ Vor diesem Hintergrund fiel der Moskauer Leitindex RTS, in dem in Dollar notierte Aktienwerte zusammengefasst sind, um knapp 13 Prozent auf ein Viereinhalb-Jahres-Tief von 1107,13 Punkten. Das ist der größte Tagesverlust seit den Turbulenzen nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008. Der Micex, dessen Werte in Rubel notiert werden, brach um bis zu 11,3 Prozent ein und notierte mit 1281,59 Zählern auf dem niedrigsten Stand seit Mitte Juni 2013.

Zu den größten Verlierern gehört die Aktie von Gazprom

Zu den größten Verlierern zählten Gazprom -Aktien mit einem Kursminus von zeitweise knapp 17 Prozent. Damit büßte der Gasförderer umgerechnet knapp acht Milliarden Euro an Marktkapitalisierung ein. Das entspricht in etwa dem gesamten Börsenwert der Lufthansa. Die Titel von Russlands größtem Geldinstitut Sberbank verloren 16 Prozent. Es gebe einen Ausverkauf aller Werte, sagte Händler Artem Argetkin vom Brokerhaus BCS. Auch der Rubel ging in den Keller. Dollar und Euro verteuerten sich in der Spitze um jeweils mehr als drei Prozent und waren mit 37 und 51,20 Rubel so teuer wie noch nie. Die russische Zentralbank hob daraufhin den Leitzins auf sieben von 5,5 Prozent an.

Gold steigt auf Vier-Monats-Hoch

Die Krim-Krise hat den Goldpreis auf den höchsten Stand sei vier Monaten getrieben. In der Spitze stieg der Preis für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) am Montag im Tagesverlauf auf 1350 Dollar. So viel wurde für das Edelmetall zuletzt Ende Oktober bezahlt. Gold sei wegen der Krise wieder als sicherer Hafen gefragt, kommentierte ein Rohstoffanalyst aus Singapur die Lage. Seit Jahresbeginn ist der Goldpreis bereits um etwa zwölf Prozent gestiegen, nachdem er im vergangenen Jahr zeitweise auf bis zu 1180 Dollar abgerutscht war.

Staatsanleihen stark gefragt

Die Krise in der Ukraine lässt Investoren nach Anlagen greifen, die als besonders sicher gelten - darunter deutsche Staatsanleihen. Am Montagmorgen waren die Papiere stark nachgefragt, für bereits ausgegebene Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren sank die Rendite im Handel auf rund 1,57 Prozent nach rund 1,62 Prozent am Freitag. Auch französische Staatsanleihen waren gefragt, so dass die Rendite sank. Dagegen stieg die Rendite für russische Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit am Montagmorgen auf rund 4,79 Prozent nach rund 4,6 Prozent am Freitag. Tun sich politische Krisen auf, ziehen sich Anleger häufig in Bereiche zurück, die als besonders sicher gelten. Neben bestimmten Staatsanleihen zählen dazu auch der Schweizer Franken und das Edelmetall Gold. (mit Reuters, dpa und AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false