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Rettungsmaßnahmen: EZB hilft Banken auch bei weniger Sicherheit

Im Kampf gegen die anhaltend schwierige Lage auf den Geldmärkten greift die Europäische Zentralbank den Banken immer stärker unter die Arme. Nun will sie auch weniger stabile Wertpapiere annehmen.

Am Mittwoch entschied die Notenbank bei einer außerordentlichen Telefonkonferenz des Notenbankrates, auch weniger stabile Wertpapiere als Sicherheit für die Ausgabe von frischem Zentralbankgeld anzunehmen. Ähnliche Entscheidungen hatte bereits vor Wochen die US-Zentralbank Federal Reserve getroffen. Unabhängig davon beschlossen die Schweizer Notenbank und die EZB Tauschabkommen, um die Versorgung europäischer Banken auch mit Schweizer Franken sicherzustellen.

Geschäftsbanken können bei den Zentralbanken frische Mittel erhalten, wenn sie im Interbanken-Handel nicht günstiger an Geld kommen. Dafür müssen sie Wertpapiere wie etwa Staatsanleihen als Sicherheit hinterlegen und Zinsen zahlen. Künftig will die EZB auch Anleihen mit einem Rating von BBB- statt bisher mindestens A- annehmen. Auch würden Papiere in anderen Währungen als Euro, Dollar, Yen oder britisches Pfund akzeptiert, sofern sie in der Eurozone herausgegeben wurden. Selbst nachrangige Anleihen können die Banken hinterlegen, sofern dafür weitere Sicherheiten gestellt werden.

Weniger Sicherheit, weniger Geld

Für minderwertigere Wertpapiere gibt es allerdings je nach Art etwas weniger Notenbankgeld als für erstklassige Sicherheiten. Ab wann die Maßnahmen gültig sind, ließ die EZB noch offen. Sie sollen bis Ende 2009 begrenzt sein. Mit ihren Maßnahmen erleichtert die EZB es den Banken, an das knappe Notenbankgeld zu kommen.

Die Spannungen an den Geldmärkten hatten zuletzt auch die Nachfrage nach Schweizer Franken steigen lassen, erklärte die EZB. Daher werde die EZB vom kommenden Montag an auch Schweizer Franken für jeweils sieben Tage zu einem festen Zinssatz anbieten. Grundlage dafür ist das Tauschgeschäft zwischen den beiden Notenbanken. Diese Geschäfte sollen mindestens bis Januar 2009 getätigt werden.

Unterdessen lassen sich die Banken in Europa weiterhin auch mit Milliarden an Dollar von der EZB versorgen. In einem sieben Tage laufenden Geschäft wurden am Mittwoch fast 171 Milliarden Dollar zugeteilt, teilte die Notenbank in Frankfurt mit. Insgesamt habe es 86 Gebote gegeben. Wie angekündigt wurden alle Gebote erfüllt. Dazu hatte die EZB mit der US-Notenbank Federal Reserve Anfang der Woche ein unbegrenztes Tauschabkommen geschlossen. Der Zinssatz lag fest bei 2,277 Prozent, das Geld steht den Banken von diesem Donnerstag an zur Verfügung.

Zudem stellte die EZB den Banken in einem Schnellverfahren weitere 100 Milliarden Dollar (rund 73 Mrd Euro) für die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag zur Verfügung, hier hatte es sogar Gebote über gut 120 Milliarden Dollar gegeben. Der durchschnittliche Zinssatz betrug in dem auktionsähnlichen Verfahren 1,94 Prozent. Am Vortag waren in einem vergleichbaren Geschäft gut 98 Milliarden Dollar für einen Tag ausgeliehen worden.

Banken misstrauen sich untereinander

Da es in der Finanzkrise zwischen den Banken großes Misstrauen gibt und der Austausch von Geldern extrem zurückgegangen ist, springen die Notenbanken mit zusätzlicher Liquidität in die Bresche. Da viele globale Geschäfte der Banken in anderen Währungen abgewickelt werden, benötigen europäische Institute auch diese Devisen auf ihren Konten. Am Vortag hatte die EZB den Banken 310 Milliarden Euro für sieben Tage zugeteilt. Außerdem hatten in der vergangenen Woche in einer weltweit abgestimmten Aktion sechs Notenbanken ihre Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte gesenkt, in der Eurozone liegt der Satz nun bei 3,75 Prozent.

Die Spannungen an den Interbanken-Märkten zeigen sich auch weiterhin bei den kurzfristigen Einlagen und Ausleihungen der Banken bei der EZB. Diese Einlagen zum fixen Zinssatz von 3,25 Prozent betrugen am Dienstag 196 Milliarden Euro und erreichten damit einem Rekordwert. Die kurzfristigen Ausleihungen zu 4,25 Prozent betrugen knapp 20 Milliarden Euro.

Unter normalen Umständen versuchen Geschäftsbanken, sich möglichst wenig Geld von der EZB zu leihen, weil sie es an den Märkten billiger bekommen. Auch legen sie normalerweise überflüssige Mittel nicht bei der Notenbank an, weil der Notenbank-Satz in der Regel ungünstiger als der Zins am Markt ist. Einlagen bei der Notenbank haben allerdings den Vorteil, dass sie als absolut sicher gelten. (imo/dpa)

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