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maria schaeffler

© dpa

Rettungsstreit: Steinbrück will Schaeffler pleite gehen lassen

Diese harte Botschaft von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück wird in Herzogenaurach nicht gut angekommen sein. Keinen Euro Steuergeld will der SPD-Finanzminister für den fränkischen Autozulieferer Schaeffler lockermachen. Andere Politiker machen sich dagegen für eine Rettung stark.

Der Staat könne nicht dafür gerade stehen, weil sich eine Milliardärin bei der Conti-Übernahme verspekuliert habe, so Steinbrück. Ob das schon das letzte Wort in dem Wirtschaftsdrama gewesen ist, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Denn anders als Steinbrück darstellt, könnten Bund und Länder am Ende doch für dringend benötigte frische Milliardenkredite bürgen, falls Schaeffler nicht aus eigener Kraft die nervösen Banken mit weiteren Sicherheiten beruhigen kann.

Bei einer Pleite von Schaeffler stünden viele Jobs auf der Kippe, die Conti-Übernahme würde in einem Scherbenhaufen enden. Daran haben im Superwahljahr 2009 die Ministerpräsidenten und Bundespolitiker kein Interesse. So sandte Wirtschaftsminister Michael Glos ganz andere Signale aus als Steinbrück.

Der ebenfalls aus Franken stammende CSU-Politiker sieht bei der Rettung von Schaeffler jetzt die Federführung beim Bund. Kreisen zufolge geht es um vier Milliarden Euro, die Schaeffler dringend für die Umschuldung braucht. Die Unternehmen müssen jetzt darlegen, wie sie mit Hilfe der Banken aus ihrem Schuldenloch herauskommen wollen.

Gemeinsam 22 Milliarden Euro Schulden

Allein Schaeffler nahm für die riskante Übernahme des Dax-Konzerns aus Hannover rund elf Milliarden Schulden auf. Continental ist aufgrund der Übernahme der Siemens-Tochter VDO im Jahr 2007 ebenfalls mit rund elf Milliarden Euro verschuldet, verwies aber in den vergangenen Tagen auf einen "stabilen Finanzrahmen". Schaeffler zahlte 75 Euro je Conti- Aktie - jetzt dümpelt der Kurs bei gut 14 Euro.

"Das Umfeld für alle Unternehmen hat sich dramatisch verändert", räumte Firmeneigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler in einem Interview ein. "Das fordert uns jetzt, aber wir werden Lösungen finden." Der Kugellager-Spezialist hält derzeit 49,9 Prozent der Aktien, jeweils 20 Prozent musste Schaeffler bei den Privatbanken Metzler und Sal. Oppenheim parken. Grund: Laut Investorenvereinbarung mit Conti darf Schaeffler vier Jahre lang höchstens 49,99 Prozent der Anteile halten.

Bayern und Niedersachsen sollen dem Vernehmen nach bereit sein, jeweils 500 Millionen Euro an Bürgschaften zu gewähren. Der Drei-Milliarden-Rest könnte aus dem neuen 100-Milliarden-Topf des Bundes zur Absicherung solider Konzerne in der Finanzkrise kommen. Hier ist das Problem, dass der nach dem Vorbild des Bankenschirms SoFFin vom Glos-Ministerium zu konstruierende Fonds noch gar nicht ausgereift ist.

Autobranche vergleichbar mit Großbanken?

Befürworter staatlicher Hilfen für Schaeffler halten der Regierung vor, mit der Unterstützung der Commerzbank zur Rettung der Dresdner-Übernahme einen Präzedenzfall geschaffen zu haben. Die Bedeutung von Conti/Schaeffler für die Autobranche sei vergleichbar mit der Rolle der Großbanken, die mit reichlich Steuergeld über Wasser gehalten würden. Auch habe die Bundeskanzlerin ohne große Vorbehalte Opel eine Milliardenbürgschaft in Aussicht gestellt.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) agiert bislang zurückhaltend. Zunächst seien Banken und Eigentümer gefordert. Eine Bürgschaft sei aber denkbar. "Im Grundsatz ist das Instrument des Staates eine Bürgschaft, eine Garantie - um die wird es vermutlich gehen." Aus Sorge um Jobs und Standorte dreht sich die Debatte in Hannover im Kern um die geplante Ausgliederung der Conti-Reifensparte.

Folgendes Szenario gilt als denkbar: Conti findet Investoren, welche die Reifensparte für ein paar Milliarden Euro vergleichsweise günstig erwerben. Diese Investoren wiederum könnten einen Teil der großen Schuldenlast übernehmen - mit Abschirmung der Landesregierung per Bürgschaft. Als nicht ausgeschlossen gilt auch eine Beteiligung des Landes an der Reifensparte. Dort liegen die Wurzeln der Conti, arbeiten rund 70.000 der 145.000 Konzern-Beschäftigten. Die "alte" Conti könnte also auch die "neue" Conti werden - wahrscheinlich mit einem deutlich kleinlauteren Großaktionär Schaeffler.

Tim Braune, Andreas Hoenig[dpa]

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