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Finanzindustrie: „Die Zeit der Bankbeamten ist vorbei“

Privatbankier Bresser über Imageprobleme.

Von Carla Neuhaus

Herr Bresser, mit was für einer Erwartung haben Sie vor 30 Jahren den Beruf des Bankers ergriffen?

Ich habe ganz sicher nicht erwartet, dass sich die Branche so entwickelt, wie sie es in den letzten Jahren getan hat. Das waren festgefügte Verhältnisse damals. Das Ansehen war gut, die Reputation so hoch wie in kaum einem anderen Beruf. Man sprach von den Bankbeamten. Damit war kein Beamter im eigentlichen Sinne gemeint, sondern ein korrekter Mitarbeiter, der den Verlockungen, die die Wirtschaft heute bietet, nicht verfallen wäre.

Heißt das, das Image der Banken ist heute zu Recht schlecht?
Ja und nein. Die Banken in Deutschland sind sehr unterschiedlich und sie haben sich in der Finanzkrise sehr unterschiedlich verhalten. Einige von ihnen sind sicherlich zu Recht in Verruf geraten. Darunter leiden aber auch andere, die sich besser verhalten haben.

Wie spüren Sie selbst das?
Ich merke das immer wieder in Gesprächen. Wenn ich mich mit anderen darüber unterhalte, was ich beruflich mache, kommen häufig kritische Nachfragen. Dann muss man das Bild erst mal zurechtrücken und zum Beispiel erklären, wie sich eine Privatbank wie unsere von den Großbanken oder Landesbanken abgrenzt.

Was machen Sie als Privatbank anders?

Weil wir nicht unter dem Druck des Kapitalmarkts stehen, können wir es uns leisten, auch bewusst auf Rendite zu verzichten. Dadurch haben wir zum Beispiel 2008 keine Lehman-Zertifikate und 2009 keine Anleihen von Griechenland oder anderen Peripheriestaaten gekauft. Und wir haben auch unseren Kunden vom Kauf solcher Papiere abgeraten. Das war eine bewusste Entscheidung. Uns war klar: Mit diesen Papieren kann man mehr Geld verdienen, das Risiko ist aber zu hoch. So eine Entscheidung können Sie sich als Privatbank leisten.

Und Großbanken können das nicht?
Großbanken, die an der Börse notiert sind, müssen Quartalsberichte veröffentlichen. Und natürlich ist es ihr Ziel, dass diese Quartalsergebnisse immer besser werden. Dadurch tendieren sie zu eher kurzfristigen Geschäften.

Was müssen die Institute tun, um den guten Ruf wiederherzustellen?
Sie müssen das Geschäft wie früher betreiben und sich wieder auf den Kern des Bankgeschäfts konzentrieren. Langfristige Geschäftsbeziehungen sind wichtiger als kurzfristige Gewinne.

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