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Gut gelaunt: Commerzbank-Chef Blessing

© Reuters

Finanzkrise: Commerzbank hilft sich selbst

Die teilverstaatlichte Commerzbank mobilisiert 6,3 Milliarden Euro, um die Lücke beim Eigenkapital zu schließen – ohne Steuergeld.

Der Staat und die Steuerzahler sollen diesmal auf jeden Fall außen vor bleiben. Die Commerzbank will die Eigenkapitalauflagen der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) in Höhe von 5,3 Milliarden Euro alleine stemmen. Die Einbehaltung von Gewinnen, der Abbau von Risiken, ein verbessertes Kapitalmanagement und der Verkauf von Beteiligungen sollen der Bank bis zum Ende des ersten Halbjahres 2012 sogar ein zusätzliches Kapital von 6,3 Milliarden Euro bescheren, sagte Vorstandschef Martin Blessing in Frankfurt. An der Börse wurde die Mitteilung gefeiert: Der Kurs der Commerzbank-Aktie stieg zeitweise um mehr als 15 Prozent.

„Wir werden die Anforderungen aus eigener Kraft erfüllen und ohne zusätzliche öffentliche Mittel“, versicherte Blessing. „Und diese Maßnahmen gehen nicht zulasten des Mittelstandes.“ Es gebe keine Kreditklemme und er sehe auch keine, sagte der für das Mittelstandsgeschäft zuständige Vorstand Markus Beumer. Allerdings würden die Kredite wegen höherer Liquiditätskosten und der verschärften Regulierung teurer. Beumer zufolge haben Mittelständler ihre Kreditlinien bei der Bank derzeit zu rund 40 Prozent nicht ausgenutzt. Die Commerzbank ist mit 124 Milliarden Euro der größte Kreditgeber deutscher Unternehmen. Der Bund hat der Bank in der Finanzkrise mit 18 Milliarden Euro unter die Arme gegriffen.

An diesem Freitag wird die Commerzbank das Maßnahmenpaket fristgerecht der deutschen Bankenaufsicht Bafin und der EBA übergeben. Schon zum Jahresende hat die Commerzbank Blessing zufolge die zusätzlichen Kapitalerfordernisse der Bankenaufseher in Höhe von 5,3 Milliarden Euro, die sie beim jüngsten Stresstest Anfang Dezember ermittelt hatten, zu 60 Prozent erfüllt. Im ersten Halbjahr sollen zu den erreichten drei Milliarden Euro weitere 3,3 Milliarden Euro kommen, so dass die Auflage der EBA um rund eine Milliarde Euro übererfüllt werde.

Noch sitzt die Bank auf griechischen Staatsanleihen

Erreicht werden die auch nach Ansicht von Analysten durchaus erstaunlichen Kapitaleinsparungen nach Angaben von Finanzchef Eric Strutz durch die weitere Reduzierung von Risikopapieren im Volumen von 34 Milliarden Euro. Abgebaut werden unter anderem Papiere im Zusammenhang mit Gewerbeimmobilien in Japan, Russland und den USA, mit Finanzinstitutionen und mit Schiffsfinanzierungen. Geplant ist auch die Verbriefung und der Verkauf von Mittelstandskrediten. Daneben wird die Bank ihre Beteiligung an einer russischen Bank abstoßen, was netto 150 Millionen Euro bringt. Die Umwandlung der stillen Einlage des Versicherers Allianz von 750 Millionen Euro in hartes Kernkapital behält sich die Bank für den Notfall vor. Derzeit sei sie kein Teil des Plans.

Die Bank profitiert bei der Stärkung ihrer Kapitalbasis auch vom Gewinn von 1,6 Milliarden Euro im Jahr 2011, von dem 1,2 Milliarden Euro auf das vierte Quartal entfallen. Im Bankgeschäft erzielte das Institut zwischen Oktober und November allerdings nur einen Überschuss von 300 Millionen Euro. Auch für die ersten sechs Monate 2012 plant die Bank mit einem Gewinn von 1,2 Milliarden Euro, der komplett zur Stärkung des Eigenkapitals herangezogen wird. Mitte 2012 will die Commerzbank auf diesem Weg eine harte Kernkapitalquote, mit der die Risiken der Bank abgesichert sein sollen, von elf Prozent vorweisen. Die EBA verlangt neun Prozent.

Risiken zur Umsetzung der Maßnahmen sieht Blessing in dem weiter schwierigen Marktumfeld und in einer möglichen Verschärfung der europäischen Staatsschuldenkrise. Trotz bereits hoher Abschreibungen sitzt die Commerzbank noch auf griechischen Staatsanleihen im Netto-Volumen von 1,4 Milliarden Euro und von italienischen Staatspapieren von 7,9 Milliarden Euro. Beim jetzt beschlossenen Maßnahmenpaket hat die Bank einen Puffer für mögliche weitere Abschreibungen im Volumen von 4,8 Milliarden.

Auch der Vorstand leistet einen Beitrag zur Stärkung der Bank. Für 2011 seien die Gehälter erneut bei 500.000 Euro gedeckelt gewesen, sagte Martin Blessing.

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