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Finanzkrise: Mehdorn sieht die Bahn am Abgrund

Die Krise trifft den Güterverkehr. Deswegen will Konzernchef Hartmut Mehdorn sparen – auch beim Personal. Für einen Teil soll die Weihnachtspause verlängert werden.

Angesichts der Wirtschaftskrise hat die Deutsche Bahn einen rigiden Sparkurs angekündigt. „Wir nähern uns einem Abgrund, wo wir noch nicht wissen, wie tief er ist“, sagte Vorstandschef Hartmut Mehdorn in Berlin. Betroffen sei vor allem der Güterverkehr auf der Schiene. Deshalb sei ein Stellenabbau bei den Leiharbeitern nicht ausgeschlossen. Die Bahn beschäftigt in diesem Bereich 4000 Menschen. Bei den regulär Beschäftigten soll es zu keinem Jobabbau kommen.

Im schlimmsten Fall werde es im Dezember 40 Prozent weniger Güterzüge geben als im Vorjahresmonat, hieß es. Bereits im Oktober habe die Verkehrsleistung hier etwa vier Prozent unter Plan gelegen. Innerhalb von zwei Monaten habe es „unerwartet starke“ Bewegungen im Güterverkehr gegeben. Die Kunden bestellten Reservierungen ab. Auch der Januar werde schwierig, es werde Überkapazitäten geben.

Mehdorn verwies zur Begründung auf die Probleme der Großkunden aus der Industrie, etwa aus dem Automobil-, dem Stahl- und dem Chemiesektor. Hier macht die Bahn einen Großteil ihres Geschäfts – und spürt deshalb den Einbruch der weltweiten Nachfrage. Das internationale Speditions- und Logistikgeschäft stehe dagegen nicht vor einer dramatischen Entwicklung. Ohnehin sei die Bahn weniger betroffen, da sie keine Schiffe oder Flugzeuge besitze und entsprechend weniger Fixkosten habe. Zudem lagern Unternehmen in Krisenzeiten üblicherweise Firmenteile wie die Lieferung aus – die Bahn hofft, davon zu profitieren. Im vergangenen Jahr entfiel gut ein Sechstel des Bahn-Umsatzes auf den Schienengüterverkehr. Gut 45 Prozent steuert die Logistik bei, 40 Prozent der Personenverkehr.

Auch Investitionen stehen auf dem Prüfstand

Bei Bussen, Regional- und Fernzügen dagegen läuft der Bahn-Spitze zufolge bislang alles normal. Allerdings könne sich das ändern, wenn es in einigen Branchen Kurzarbeit gebe und daher die Zahl der Pendler zurückgehe. Die Konsequenzen würden allerdings sicher nicht so stark ausfallen wie im Güterverkehr.

Auf den Abschwung will die Bahn mit einem Sparkurs reagieren. Der Vorstand habe ein „strenges Ausgabenregime“ beschlossen. Für einen Teil der Beschäftigten werde man die Weihnachtspause verlängern, auch Überstunden und Urlaub sollten abgebaut werden. „Ein Stellenabbau bei den Leiharbeitern ist möglich“, sagte Mehdorn. Der Staatskonzern beschäftigt sowohl Fremdfirmen als auch konzerninterne Leiharbeiter. In welchen Regionen ein Abbau stattfinden kann, wollte der Konzern nicht sagen. Für die übrigen Mitarbeiter gelte der Beschäftigungspakt, der Kündigungen ausschließt. Allerdings plant die Bahn einen Einstellungsstopp. Gespart wird auch bei den Sachausgaben – sie sollen, soweit möglich, verschoben werden. Auch Investitionen stünden auf dem Prüfstand, nicht allerdings Ausgaben für die Sicherheit, den Kundenservice und Infrastruktur-Großprojekte. Eine insgesamt angestrebte Einsparsumme nannte Mehdorn nicht.

Das Sparpaket gilt auch als Reaktion auf die Forderung der Bahn-Gewerkschaften Transnet und GDBA nach zehn Prozent mehr Lohn in der anstehenden Tarifrunde. Mehdorn mahnte zur Zurückhaltung. Man wolle noch im Dezember die ersten Gespräche führen, nach insgesamt drei Terminen will der Konzern schon ein Ergebnis haben. Bei Transnet wertete man die Sparankündigung als „Provokation im Vorfeld der Tarifrunde“, wie ein Sprecher sagte. Auffällig sei, dass die Bahn so kurz nach der Tarifforderung mit schlechten Nachrichten aufwarte. Die Friedenspflicht läuft Ende Januar aus.

Für das laufende Jahr hält die Bahn an ihren Geschäftsprognosen fest – trotz der beginnenden Krise. Man werde Ergebnis und Umsatz steigern, aber nicht so üppig wie ohne Konjunkturkrise, sagte Finanzvorstand Diethelm Sack.

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