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Finanzkrise: Staatshilfe für US-Autobauer

Über 17,4 Milliarden Dollar will die US-Regierung aus Banken-Rettungsfonds für die Autobauer abzweigen. Opel kann hingegen auf eine Bürgschaft in Deutschland hoffen.

Die US-Regierung bietet den angeschlagenen Autokonzernen General Motors (GM), Chrysler und Ford einen Hilfskredit in Höhe von 17,4 Milliarden Dollar (12,5 Milliarden Euro) an. Wie ein Sprecher von George W. Bush am Freitag in Washington sagte, sei die Unterstützung nötig, um die Hersteller vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Dies würde die US-Wirtschaft noch tiefer in die Rezession treiben. Das Geld stammt aus dem 700-Milliarden-Dollar-Rettungsfonds, den die US-Regierung ursprünglich nur für die Banken vorgesehen hatte.

Chrysler-Chef Robert Nardelli sagte, sein Konzern werde zunächst vier Milliarden Dollar in Anspruch nehmen. GM-Chef Rick Wagoner begrüßte das Notprogramm und kündigte verstärkte Sanierungsmaßnahmen an. „Wir wissen, dass wir eine Menge Arbeit vor uns haben.“ Wörtlich sagte er: „Unser Ziel ist es, GM neu zu erfinden“ und zu einstiger Größe zurückzuführen. Dagegen meldeten Experten Zweifel an, ob eine rasche Sanierung angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise gelingen könnte. Ford will von dem Kreditangebot vorerst keinen Gebrauch machen. Ford befinde sich in einer anderen Lage als die Konkurrenten, betonte Ford-Chef Alan Mulally. „Wir benötigen keine kurzfristige finanzielle Hilfe von der Regierung.“ Ford gilt als solider finanziert, forderte bis Ende kommenden Jahres aber auch neun Milliarden Dollar staatliche Unterstützung. GM und Chrysler hatten erklärt, sie benötigten noch in diesem Jahr zusammen 14 Milliarden Dollar, um eine Zahlungsunfähigkeit in den nächsten Wochen abzuwenden. Die US-Regierung knüpft die Kredite an Auflagen. Bis März müssen die Autohersteller ihre Überlebensfähigkeit unter Beweis stellen und eine Zukunftsstrategie präsentieren. In einer ersten Tranche sollen 13,4 Milliarden Dollar ausgezahlt werden und in einer zweiten Rate im Februar weitere vier Milliarden Dollar. US-Präsident Bush stellte klar, dass die Kredite zurückgezahlt werden müssten. Arbeitnehmer und Gewerkschaften müssten zugleich Einschnitte auch bei Sozialleistungen in Kauf nehmen. Wenn dies nicht innerhalb der nächsten Monate gelingen sollte, müssten Insolvenzverfahren mit Gläubigerschutz nach US-Muster ins Auge gefasst werden.

Bei Opel reagierte man erleichtert

GM-Aktien schossen nach der Ankündigung an der US-Börse um knapp 15 Prozent in die Höhe, Ford-Werte um knapp neun Prozent. Chrysler ist nicht börsennotiert. An der deutschen Börse fiel die Reaktion unterschiedlich aus. Die Aktien von Daimler drehten ins Plus, VW-, Porsche- und BMW-Titel notierten im Minus.

Der künftige US-Präsident Barack Obama rief die Autofirmen dazu auf, „diese Chance zur Reform schlechter Management-Praktiken“ nicht zu verspielen und die langfristige Neustrukturierung einzuleiten, die erforderlich sei, um die Industrie zu retten.

Mit Erleichterung wurde die Nachricht aus den USA bei der deutschen GM-Tochter Opel aufgenommen. Der Hersteller hatte für den Fall einer Pleite der Konzernmutter bei Bund und Ländern um eine Bürgschaft über 1,8 Milliarde Euro gebeten. Die Verhandlungen kommen nach Angaben der hessischen Staatskanzlei und nach Informationen von Opel gut voran, eine Entscheidung ist aber erst im Januar zu erwarten. „Die Gespräche sind auf einem sehr guten Weg. Wir sind zuversichtlich“, sagte Dirk Metz, Sprecher der hessischen Staatskanzlei. Bund, Länder und auch Opel seien gewillt, die Voraussetzungen zu schaffen, dass für den Fall einer Insolvenz von GM zügig gehandelt werden könne. Metz zufolge sind sich der Bund und die Bundesländer Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Thüringen aber noch nicht einig, wie die Lasten einer Bürgschaft verteilt werden. Einig ist man sich darin, dass im Fall einer Bürgschaft kein Geld in die USA abfließen darf. mot/ro

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