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Finanzkrise: VW-Bank braucht Hilfe

VW begibt sichals erster deutscher Autokonzern mit seiner Finanzdienstleistungstochter unter den staatlichen Rettungsschirm. BMW könnte dem Wolfsburger Beispiel schon bald folgen.

Berlin/Wolfsburg - Als erste deutsche Autobank will sich die VW-Finanzdienstleistungstochter unter den staatlichen Rettungsschirm begeben. Financial Services und die VW-Bank hätten Anträge für einen staatlichen Garantierahmen gestellt, bestätigte ein Sprecher von Financial Services am Dienstag in Braunschweig. Über den Umfang wollte er keine Angaben machen. Die Mercedes- Benz-Bank beabsichtigt derzeit nicht, Staatshilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Sprecher sagte aber in Stuttgart: „Wir halten uns alle Optionen offen, um gegenüber dem Wettbewerber keine Nachteile zu erhalten.“ Bei BMW hieß es auf Anfrage, die hauseigene Bank prüfe nach wie vor, ob staatliche Hilfen beantragt werden. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen. Wann sie fallen werde, sei derzeit offen.

Bei der VW-Bank geht es um die Refinanzierung von Autokrediten, die auf dem Kapitalmarkt angesichts der weltweiten Finanzkrise immer schwieriger geworden ist. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) hält die Anträge auf Staatsgarantien für richtig. „Die Landesregierung begrüßt die Inanspruchnahme der staatlichen Garantien für die VW-Bank durch den Bund, um Autofinanzierungen im Jahr 2009 problemlos sicherzustellen“, sagte Wulff in Hannover. Die VW-Bank erfülle mit ihrem achtprozentigen Eigenkapital alle Voraussetzungen des Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung, sagte er.

Die VW-Tochter Finanzdienstleistungen hat bisher stets kräftig zum Konzerngewinn beigetragen. In den ersten neun Monaten 2008 erzielte sie ein operatives Ergebnis von 744 Millionen Euro – etwas weniger als im Vorjahr (747 Millionen Euro) – bei einem Umsatz von 8,2 Milliarden Euro. Von Januar bis September wurden rund 1,9 Millionen Verträge im Finanzierungs-, Leasing- und Versicherungsgeschäft neu abgeschlossen.

Ende September lag der Gesamtvertragsbestand 4,4 Prozent über dem Vorjahresstichtag. Im Bereich Kundenfinanzierung/Leasing betrug der Zuwachs 4,3 Prozent auf 4,6 Millionen Euro. Die Volkswagen Bank direct betreute 1,1 Milliarden Kundenkonten und damit sogar 21,7 Prozent mehr als vor Jahresfrist.

VW-Arbeitsdirektor Horst Neumann stimmte am Dienstag die Belegschaft des Autoherstellers in der letzten Betriebsversammlung des Jahres auf schwierige Zeiten ein. Bei aller Stärke könne sich auch der VW-Konzern nicht dem extremen Absturz der Weltwirtschaft entziehen, sagte Neumann in Wolfsburg. Unter anderem verlängert VW in den deutschen Werken der Marke die Weihnachtspause um fünf Tage, um der nachlassenden Nachfrage zu begegnen. Dies war bereits vor zwei Wochen bekannt geworden. Neumann sagte zudem: „Um die bevorstehende Durststrecke durchzustehen, treten wir bei Ausgaben und Investitionen auf die Bremse.“ Allerdings gehe es dabei nicht um ein traditionelles Sparprogramm, betonte Neumann. „Im Gegenteil – mit der konzernweiten Strategie 18plus geben wir jetzt verstärkt Gas bei allen Projekten und Produkten, die Verbrauch und Emissionen der Fahrzeuge senken.“ Angesichts der dramatischen Gesamtlage habe VW sich bisher gut geschlagen, sagte der Personalvorstand vor den rund 12 000 Besuchern der Betriebsversammlung.

Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh sagte, die Finanzkrise werde VW zwar daran hindern, die ursprünglichen Wachstumsziele nach Fahrplan zu erreichen. Aber zur „Schwarzmalerei“ gebe es keinen Grund. „Wir stehen besser da als andere und haben mit der Strategie 18plus das Rüstzeug, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen“, betonte er. Den Schwerpunkt der Investitionen auf umweltschonende Antriebe zu konzentrieren sei Zukunftssicherung. dpa

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