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Wirtschaft: Finanzspritze fürs Studium

Studieren ist oft eine Frage des Geldes. Spezielle Kredite helfen, Engpässe zu vermeiden. Worauf man achten sollte, damit die Rückzahlung nicht zur Schuldenfalle wird

Studienkredite gibt es in Deutschland seit etwa 2005, als die ersten Universitäten Studiengebühren erhoben. Hochschüler haben mittlerweile die Wahl zwischen mehr als 30 Angeboten staatlicher und privater Institutionen. Sie zahlen je nach Ausrichtung für Lebensunterhalt, Studienbeiträge, Auslandssemester oder springen erst in der Examensphase ein.

Einen Überblick gibt der Studien-Kredit-Test des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh. „Nicht alle Finanzierungen passen zu jedem. Aber eine Lösung gibt es fast immer“, bilanziert Studienleiter Ulrich Müller.

Größter Anbieter ist die bundeseigene KfW-Bank in Frankfurt. Von ihr bekamen oder bekommen mehr als 96 000 angehende Akademiker Geld. „Im Schnitt werden 482 Euro pro Monat ausbezahlt. Der höchstmögliche Betrag sind 650 Euro, der niedrigste 100 Euro“, heißt es bei der KfW. Wer den Topf anzapfen möchte, muss laut Ausschreibung zwischen 18 und 35 Jahre alt sein und überwiegend in Deutschland studieren. Sicherheiten verlangt die Bank nicht, Studienfach und Einkommen der Eltern spielen keine Rolle. Die Rückzahlung beginnt frühestens sechs Monate nach Studienabschluss.

Volksbanken und Sparkassen haben eigene Programme, die sich je nach Institut und Region unterscheiden. Anders als bei der KfW, wo vor allem angehende Ingenieure, Betriebswirte und Juristen anklopfen, decken zum Beispiel die Kunden von Julian Weirather, Studentenberater der Sparkasse Essen, „den kompletten Querschnitt an Fächern und Beweggründen ab“.

Die ausgezahlte Summe hängt vom Bedarf ab, der mit einem individuellen Haushaltsplan für den Studi ermittelt und angepasst wird. Im Schnitt gewährt Weirather 300 Euro monatlich: Ein Bachelor-Absolvent hätte damit nach sechs Semestern einschließlich Zinsen rund 13 400 Euro Schulden, die er innerhalb von zehn Jahren in variablen Raten abstottern kann.

Die Essener koppeln ihren Kredit an eine Versicherung unter anderem gegen Berufsunfähigkeit, um ihr Ausfallrisiko zu reduzieren. Die Versicherung ist in den Zinsen enthalten. Bei solchen Extras rät CHE-Experte Ulrich Müller zur Zurückhaltung. „Nur akzeptieren, wenn sie unbedingt nötig sind. Lieber nochmal drüber schlafen und Rat einholen.“ Besondere Vorsicht sei geboten, wenn Versicherungskosten dazukommen.

Bislang nutzen wenige angehende Akademiker die Möglichkeit, zusätzlich oder als Alternative zu Jobben, Bafög, Stipendium und Elternzuschuss über einen Kredit an Geld zu kommen. „Studenten gehen sehr vorsichtig mit dem Instrument um. Nur etwa vier Prozent haben einen Kredit aufgenommen“, schätzt Achim auf der Heyde, der Geschäftsführer des Deutschen Studentenwerks.

Die Studenten scheuen das Schuldenrisiko. „Kalkulierbar und bezahlbar“ nennt Meyer auf der Heyde deshalb als wichtige Kriterien bei der Entscheidung. Ein Kosten- und Tilgungsplan muss auf den Tisch. Außerdem sollten Verlängerungsoption, Krankheit, Elternzeit, Teilzeitjob nach dem Studium, Studienabbruch und die Möglichkeit einer Stundung berücksichtigt werden.

Weitere Punkte sind die Mitnahmemöglichkeit des Kredits ins Ausland und Flexibilität. Ulrich Müller beschreibt in seiner Studie wesentliche Schritte zum passenden Kredit. „Den eigenen Bedarf kalkulieren, alle anderen Möglichkeiten ausschöpfen, Angebote vergleichen, verbindliches Angebot machen lassen, nicht sofort unterschreiben.“

Im Unterschied zu klassischen Studienkrediten verteilen Bildungsfonds Geld von Anlegern. Ihnen versprechen die Fonds eine bestimmte Rendite. CareerConcept aus München wirbt im Internet mit Finanzierungsangeboten, die überwiegend auf private Hochschulen oder Studiengänge zugeschnitten sind. dpa

Einen Studienkredit-Test des CHE findet sich unter: http://dpaq.de/Jmi2jCHE TEST]

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