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Wirtschaft: Flachmänner mit Bits

Mobile Computer werden immer günstiger – zu Lasten der Ausstattung

Morgens, halb neun vor Aldi. Eine Menschentraube vor dem Discounter ist ein untrügliches Zeichen: Die Billigkette verkauft mal wieder aktionsweise günstige Computer. Dabei tragen die Kunden nicht nur große Kisten mit Tischcomputern oder Monitoren aus dem Laden. Immer häufiger klemmen sich die Otto-Normal-Technikfreaks flache Notebooks unter den Arm. Egal, ob es nur vom Schreibtisch zur Couch und von dort auf die Terrasse geht: „Die Leute wollen heute mobil sein", sagt Görand Seil, Marktforscher bei der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).

Während der PC-Markt stagniert, sind tragbare Computer derzeit der Renner. Nach Untersuchungen der GfK machten Laptops im ersten Halbjahr des laufenden Jahres bereits 18 Prozent aller verkauften Personal- Computer aus. Im ersten Halbjahr des Vorjahres waren es nur zwölf Prozent. Grund für den Boom der Notebooks ist vor allem der günstigere Preis.

Galten Notebooks vor nicht allzu langer Zeit noch als teuer und im Vergleich zu herkömmlichen PCs weniger leistungsstark, sind Einsteigermodelle heute schon für weniger als 1000 Euro zu haben. Allerdings gilt immer noch: Wer wirklich mobil sein will und daher hohe Ansprüche an Gewicht und Akkuhaltbarkeit hat, muss tiefer in die Tasche greifen.

Spezialchips sind besser

Um den Preis nach unten zu drücken, sparen No-Name-Anbieter genauso wie Markenhersteller gerne an der Ausstattung. Besonders beliebt: Statt eines Spezialchips für Notebooks verwenden die Hersteller Prozessoren für normale Tischcomputer. „Die Chips sind zwar billiger, verbrauchen aber mehr Strom und benötigen einen speziellen Kühler, der sehr laut sein kann“, sagt Meike Escherich, Computerexpertin des Markforschungsinstituts Gartner.

Die Auswahl des richtigen Notebooks hänge aber vor allem davon ab, für welche Zwecke das Notebook genutzt werden soll. Ersetze der Laptop lediglich einen größeren Computer, weil dieser nicht im Wohnzimmer rumstehen soll oder wenig Platz in der Wohnung vorhanden ist, reichen die günstigeren Geräte aus. Ihr Arbeitsspeicher hat ausreichend Bits.

Mangelnde Leistungsfähigkeit ist heute kein Argument mehr gegen den Kauf eines Notebooks. Für Heimanwender, die vor allem Texte schreiben, im Internet surfen oder Fotos bearbeiten wollen, reicht die Leistung von Prozessor und Arbeitsspeicher (siehe Glossar) der Billig-Laptops vollkommen aus. Mit einer Ausnahme: „Optisch anspruchsvolle Spiele brauchen wegen ihrer aufwändigen Grafik viel Leistung“, sagt Escherich. Standard-Laptops haben aber in der Regel keine Grafik-Chips, mit denen Spiele in 3D-Qualiät abgespielt werden können.

„Wer mit seinem Laptop viel unterwegs ist, sollte vor allem darauf achten, dass das Notebook schön leicht ist und die Akkus lange halten", rät Thomas Köpsell, Betreiber der Webseite Notebookfachmann.de. „Schön leicht" heiße dabei deutlich unter drei Kilogramm und „lange halten" deutlich mehr als zwei Stunden Betriebszeit. Längere Arbeits- und Spaßzeiten ohne Steckdose garantieren Lithium-Ionen-Akkus, die sparsamen Mobil-Prozessoren und ein nicht zu großer Bildschirm, denn der frisst viel Strom.

Allerdings lässt sich die Drei-Kilo-Marke nur schwer halten, wenn das Notebook wie ein großer PC ausgestattet ist. „Zubehörgeräte wie Laufwerke oder Modems haben ihr Gewicht, sind aber notwendig“, sagt Köpsell. Schließlich macht ein Computer erst so richtig Spaß, wenn er voll multimedial ist. Vorbei sind die Zeiten, als man sich zwischen einem CD-Brenner und einem DVD-Laufwerk entscheiden musste. Heute gibt es Kombigeräte, mit denen Musikbegeisterte ihre privaten CDs brennen und Filmfans die neuesten Streifen auf DVD abspielen können. Letztere sollten darauf achten, dass der Laptop einen TV-Ausgang hat, über den der Flachmann an den Fernseher angeschlossen werden kann. Um den Computer mit externen Geräten wie Drucker, Scanner oder Maus zu verbinden, benötigt das Notebook mehrere USB-Anschlüsse: Zwei sind der Standard, mehr können nicht schaden.

Auf Service-Leistungen achten

Computer-Experte Köpsell empfiehlt, sich beim Kauf eines Notebooks auch die Service-Leistungen der Hersteller genau anzuschauen. In der Regel bieten Markenhersteller wie Fujitsu-Siemens, Toshiba oder Hewlett-Packard längere Garantiezeiten und eine bessere Verfügbarkeit von Ersatzteilen als absolute No-Names. Aber auch die Marken der Discounter wie Gericom oder Medion holen beim Service auf.

Kleiner, leichter, schneller – das gilt auch für die Entwicklung neuer Notebooks. So genannte Subnotebooks oder Ultra-Portables sind noch wesentlich kleiner als normale Laptops. Nachteil: „Die Mini-Notebooks sind teurer und anfälliger als größere Geräte“, sagt Gartner-Expertin Escherich. Kurz vor der Markteinführung stehen die „Tablet PCs“ (siehe Testbericht). Der Clou: Die Tablett-Computer kommen ohne eine Tastatur aus. Die Eingabe von Wörtern oder Befehlen erfolgt über einen Stift. Für eine Erkennung der Handschrift hat Microsoft ein Programm entwickelt, das bislang sieben Sprachen erkennt. Bisher haben in Deutschland fünf Hersteller ein Modell angekündigt.

Maurice Shahd

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