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Wirtschaft: Flexible Firmenkultur - Unternehmensgründer kooperieren für den Erfolg

Weg vom Großrechner, hin zu kleinen vernetzten Einheiten. Diesen technischen Wandel haben sich viele Unternehmen der Informationstechnologie am Neuen Markt als Vorbild für ihre strategische Ausrichtung genommen.

Weg vom Großrechner, hin zu kleinen vernetzten Einheiten. Diesen technischen Wandel haben sich viele Unternehmen der Informationstechnologie am Neuen Markt als Vorbild für ihre strategische Ausrichtung genommen. Nicht schiere Größe ist ihr Ziel, sondern eine sinnvolle Vernetzung von technologischer Kompetenz verschiedener Unternehmen. Konkurrenz um die Gunst der Anleger an der Börse, gemeinsamer Kampf um die Kunden auf dem Weltmarkt, lautet das einfache Motto.

Natürlich schließt eine solche Strategie Akquisitionen nicht aus. Viele der jungen Börsengesellschaften haben den Anlegern neben internem Wachstum Übernahmen angekündigt. Die finanziellen Mittel dafür haben sie, sind doch ihre Kassen in der Regel durch den Börsengang gut gefüllt. Firmenübernahmen sind auch notwendig. Nicht nur, weil eine kritische Größe selbst in der Nische überlebenswichtig ist. Schließlich sind in vielen Kursen enorme Wachstumserwartungen enthalten, die mit internen Steigerungsraten überhaupt nicht zu erfüllen wären. Das zwingt die Unternehmen zur Expansion durch Akquisition.

Zudem müssen die Gesellschaften auch bei der Zahl ihrer handelbaren Aktien eine kritische Größe erreichen, um für Fondsmanager attraktiv zu sein. Häufig heißt die Methode: Kapitalerhöhung zur Finanzierung einer Akquisition. Die Chance auf attraktive Übernahmen wird jedoch durch den Markt beschränkt. Zu viele Firmen sind auf Einkaufstour. Das schlägt auf die Preise - auch das ist ein Grund dafür, dass die Zahl der Akquisitionen von der Zahl der Kooperationen noch übertroffen wird.

War es in traditionellen Branchen lange Zeit üblich, auf die Anforderungen des Marktes nach "Lieferung aus einer Hand" durch den Aufbau eigener oder den Zukauf fremder Kompetenz zu reagieren, gehen die jungen innovativen Unternehmen heute einen anderen Weg. Sie definieren ihre Kernkompetenz sehr eng und versuchen frei von Berührungsängsten statt über kostspielige eigene Entwicklungen oder Übernahmen ein Komplettangebot mit Hilfe von kostengünstigen Kooperationen zu erreichen.

Zugute kommt vielen Unternehmen dabei, dass sie nicht mit strukturellen Altlasten zu kämpfen haben. Ihre Gründer sind nicht macht-, sondern erfolgsorientiert. Und Erfolg drückt sich für sie nicht in Größe, sondern in Margen und Aktienkursen aus. Der Shareholder-Value-Gedanke muss nicht erst trainiert und verinnerlicht werden, er ist vom Start weg das Leitbild. Natürlich birgt ein solches System auch Risiken. Kooperationsverträge können gekündigt werden, die Ziele der Partner können sich ändern. Auch bindet der Abstimmungsbedarf Ressourcen. Dennoch: Im Vergleich zu den Risiken von Akquisitionen scheinen Kooperationen zumindest im Anfangsstadium der ökonomischere Weg zu sein. Sie binden weniger Kapital, eröffnen Chancen bei begrenzten Risiken und halten die Unternehmen flexibler.

Von der Strategie, ein Netz von Kooperationen zu bilden, profitiert der Standort Deutschland schon jetzt in Form von Arbeitsplätzen und höherem Steueraufkommen. Nach erfolgreichem Startup versetzte erst der Börsengang viele Unternehmen in die Lage, ihre Zukunftspläne erfolgreich umzusetzen. Der Schritt, neben Akquisitionen ein Netz von Kooperationen zu spannen, sichert diese Erfolge nun zusätzlich ab. Glaubt man den Unternehmen am Neuen Markt, die ihre Argumente mit teilweise exorbitanten Wachstumsraten untermauern, hat Deutschland in vielen Bereichen die Technologieführerschaft zurückerobert oder zumindest zur Spitze aufgeschlossen.

Durch die Schaffung des Neuen Marktes ist es gelungen, eine vorher nicht gekannte Risikokapitalkultur, eine neue Form der Aktienkultur, auch ein Stück neue Unternehmenskultur in Deutschland zu etablieren.

Josef Hofmann, Hb

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