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Wirtschaft: Fliegen bleibt billig

Ryanair steigert Gewinn trotz hoher Treibstoffkosten/Preiskampf sorgt weiter für günstige Tickets

Berlin – Europas führender Billigfluganbieter Ryanair hat trotz rasant gestiegener Treibstoffkosten seinen Gewinn im vergangenen Quartal um 14,9 Prozent gesteigert. Mit Hinweis auf die hohen Kerosinpreise beurteilte Firmenchef Michael O’Leary die weitere Geschäftsentwicklung bei der Bilanzvorlage am Dienstag in Dublin zurückhaltend. Auf Kerosinzuschläge, wie sie etwa die Lufthansa oder die dba verlangen, will Ryanair jedoch verzichten. Die Ticketpreise würden eher weiter sinken, teilte das Unternehmen am Dienstag in Frankfurt mit. Auch Branchenexperten erwarten, dass der hohe Ölpreis sich nicht auf die Billigtickets auswirken wird.

Touristikexperte Dieter Schneiderbauer von Mercer Management Consulting geht davon aus, dass Ryanair die hohen Treibstoffpreise nutzen wird, um den Druck auf die Wettbewerber weiter zu erhöhen. Preiserhöhungen erlaube die Konkurrenz den Billigfliegern im Moment nicht. „So lange der Verdrängungswettbewerb anhält, werden die Preise auf dem jetzigen Niveau bleiben“, sagte Schneiderbauer. „Besonders günstige Lockvogel-Angebote werden allerdings seltener werden.“ Ryanair habe im Gegensatz zur Konkurrenz wegen seiner günstigen Kostenstrukturen aber noch Spielraum für Preissenkungen.

An den günstigen Einstiegspreisen würden die Billigflieger in jedem Fall festhalten, sagte Klaus Linde, Analyst von SES Research. Er erwarte jedoch, dass weniger Tickets zu diesen besonders niedrigen Preisen angeboten und somit die Durchschnittspreise für die Tickets steigen werden. „Auf diese Weise können die Billigflieger relativ flexibel auf die hohen Kerosinpreise reagieren“, sagte Linde.

„Ein Kerosinzuschlag ist bei uns kein Thema“, sagt Herbert Euler, Sprecher des Tui-Billigfliegers HLX. Der Ölpreis sei im Konzern bis ins kommende Jahr hinein abgesichert. Ganz im Gegensatz zu Ryanair, wo das seit diesem Monat nicht mehr der Fall ist. Bereits im abgelaufenen zweiten Quartal schnellten die Treibstoffkosten bei Ryanair um knapp 42 Prozent auf 61,9 Millionen Euro in die Höhe. Die Passagierzahl stieg im gleichen Zeitraum jedoch um 24 Prozent auf 14 Millionen. „Diese Rekordzahlen bei Verkehr und Gewinn zeigen, wie robust das Billigflugmodell von Ryanair auch in einem sehr schwierigen wirtschaftlichen Umfeld ist“, sagte O’Leary.

Das schwierige wirtschaftliche Marktumfeld in Deutschland wird nach Meinung von Touristikexperte Schneiderbauer auch dafür sorgen, dass der Sommerurlaub 2005 für deutsche Touristen nicht teurer wird. „Der Markt hat sich nach drei Jahren Rückgang leicht erholt, die Veranstalter bemühen sich, diese Erholung weiter zu stützen.“ Neckermann hat gerade als erster Veranstalter für die kommende Sommersaison weitere Preisnachlässe angekündigt. Im Schnitt würden Flugreisen nochmals um drei Prozent günstiger. „Neckermann muss verlorene Marktanteile zurückgewinnen“, sagte Schneiderbauer. „Für den Konsumenten ist das eine gute Nachricht.“ Einen Preisrutsch quer durch die Branche erwartet Schneiderbauer jedoch nicht. „Dafür sind die Margen im Reisegeschäft zu gering.“

Beim Konkurrenten Alltours etwa liegen die Katalogpreise für kommenden Sommer sogar 1,5 Prozent über denen des Vorjahres. „Wir haben in den vergangenen drei Jahren die Preise gesenkt. Irgendwann ist die Grenze erreicht“, sagte eine Sprecherin. Wer aber bis Januar bucht, kann im Schnitt zwei Prozent billiger verreisen als 2004. „Bei den Frühbuchern konnten wir den Kerosinzuschlag kompensieren“, sagte die Sprecherin.

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