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Wirtschaft: Flops mit neuen Aktien sind vermeidbar

Wer Neuemissionen zeichnet, sollte einige Grundregeln beachtenVON ROBERT LANDGRAF (HB)Die Deutsche Telekom hat mit ihrer Mammut-Emission die Privatanleger wieder auf den Geschmack gebracht.Die Anteilsscheine bei Aktien-Neuemissionen werden den Banken regelrecht aus den Händen gerissen.

Wer Neuemissionen zeichnet, sollte einige Grundregeln beachtenVON ROBERT LANDGRAF (HB)Die Deutsche Telekom hat mit ihrer Mammut-Emission die Privatanleger wieder auf den Geschmack gebracht.Die Anteilsscheine bei Aktien-Neuemissionen werden den Banken regelrecht aus den Händen gerissen.Und in Konsortialkreisen geht bereits seit längerem das Bonmot vieler Kleinanleger um: "Ich will keine Aktien, ich will Neuemissionen." Bevorzugt werden Aktien, die es in das Segment Neuer Markt an der Frankfurter Börse zieht.Dreistellige Kursgewinne etwa bei Mobilcom oder bei LHS sind die großen Verführer.Doch in diesem angeheizten Börsenklima gilt es, Grundregeln zu beachten, um später nicht auf der "Nase zu liegen".Denn daran gibt es auch nach der jüngsten Aktienhausse nichts zu deuteln.Die Deutschen bleiben nach dem Eindruck der Banken weitgehend konservative Anleger, die nicht auf die schnelle Mark aus sind, sondern ihre Wertpapiere langfristig in ihrem Depot halten.Olaf Schuth, selbständiger Emissionsberater mit langjähriger Erfahrung bei großen Börsengängen wie Telekom und Lufthansa, nennt acht goldene Regeln, damit es nicht zu einer "bösen Überraschung" kommtVor der Zeichnung soll sich der Anleger bei seiner Bank erkundigen, ob sie auch sechs Monate nach der Emission den Wert von ihren Analysten verfolgen lassen wird."Leider ist es nicht immer so, daß die Research-Abteilungen selbst bei Federführern eine fortlaufende Beobachtung garantieren."Immer auf eine ausreichende Liquidität bei einer neuen Aktien achten.Wer bei einer Erstzeichnung nicht zum Zug kommt, kann bei kleineren Werten beim ersten Kurs durchaus Aktien zukaufen.Es sollte jedoch ein Limit geben.Die Umsätze sind anfangs erfahrungsgemäß gut.Allerdings: Einem in den ersten Tagen stark steigenden Kurs sollte niemand hinterherlaufen.Zu groß ist die Gefahr, enttäuscht zu werden.Wichtig ist auch, in welchem Börsensegment der Neuling sein Debüt gibt.Der Freiverkehr ist der am wenigsten regulierte Markt.Die Informationspflichten gegenüber den Aktionären sind am geringsten.Zudem handeln am Freiverker vor allem Privatanleger, was höhere Kursrisiken mit sich bringt.Auch die Anforderungen im Geregelten Markt liegen deutlich niedriger als im Amtlichen Handel und noch mehr im Vergleich zum Neuen Markt.Der Investor muß immer versuchen, die "Story" hinter der Neuemission zu verstehen.Nicht blind zeichnen; immer mit einem Kurslimit arbeiten.Das gelte beispielsweise für den Neuen Markt.Es gebe auch ohne die Emissionen in diesem Segment genug interessante Aktien, mit denen man gutes Geld verdienen könne.Im Endeffekt setze sich Qualität immer durch.Die Konditionen der Emission, etwa das Kurs-/Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis des Ausgabekurses muß beachtet werden.Junge Wachstumsunternehmen haben erfahrungsgemäß höhere KGVs.Am Neuen Markt gibt es auch Unternehmen, die keine Dividende zahlen.Für konservativen Anleger bringt die Dividende inklusive Steuergutschrift jedoch den Pep beim Aktienkauf.Der Emissionserlös sollte im Idealfall nur dem Unternehmen zugute kommen.Doch die Realität sieht oft anders aus.Meist bekommen die Altaktionäre einen Teil der neuen Mittel.Erhalten sie alles, oder werden mit dem Geld nur Schulden abgebaut, sollten die Alarmglocken klingeln.Die Rechtsform des Börsengängers, etwa eine KGaA anstelle der AG, spielt auch eine wichtige Rolle.Je komplizierter die Konstruktion, desto größere Vorsicht ist geboten.Stammaktien können de facto Vorzüge sein.Mögliche Übernahmephantasie ginge dabei verloren.Bei kleinen Emissionen entscheidet oftmals das Losverfahren über Glück oder Unglück.Je höher die Quote für Kleinanleger ausfällt, desto größer sind die Chancen, Aktien zu ergattern.Gleichwohl muß es ein gesundes Mischungsverhältnis von privaten und institutionellen Anlegern bei neuen Aktien geben.Denn die Institutionellen haben nun einmal die Preisführerschaft, können Emissionen am besten beurteilen.Wem während der Zeichnungsfrist Zweifel an seiner Order kommen, hat bis zum letzten Tag die Möglichkeit seinen Kaufauftrag nochmals zu ändern oder zu stornieren.Dies ist um so wichtiger, wenn Unternehmen sich von vornherein die Möglichkeit einräumen lassen, während einer Preisbestimmungsperiode (Bookbuilding) den Kurs höher setzen zu können.

ROBERT LANDGRAF (HB)

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