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Wirtschaft: Fluggesellschaften: Eine Airline auf der Bremse

Im Frühjahr war die Welt von Jürgen Weber noch in Ordnung. Der Lufthansa-Chef präsentierte blendende Zahlen und machte auf Optimismus: Unter der Voraussetzung einer vernünftigen Einigung im Tarifstreit mit den Piloten seien zwei Milliarden Mark Gewinn auch dieses Jahr wieder drin.

Im Frühjahr war die Welt von Jürgen Weber noch in Ordnung. Der Lufthansa-Chef präsentierte blendende Zahlen und machte auf Optimismus: Unter der Voraussetzung einer vernünftigen Einigung im Tarifstreit mit den Piloten seien zwei Milliarden Mark Gewinn auch dieses Jahr wieder drin. Mittlerweile wissen wir: Ein Verlust im Fluggeschäft wird nicht mehr ausgeschlossen. Wenn Entlassungen und Kurzarbeit vermieden werden sollen, dann muss wohl die Vier-Tage-Woche her. Die Konzern-Schätzungen waren durch den monatelangen Tarifkonflikt, die Streiks und Flugausfälle, bereits um ein Drittel nach unten korrigiert worden; seit den Anschlägen in den USA sind alle Planzahlen nur noch Makulatur. Im Gegensatz zu anderen Airlines droht der Lufthansa aber keine Existenzkrise. Eigenkapital- und Bilanzstrukturen gelten als solide. Jetzt zahlt sich aus, dass seit Anfang der 90er Jahre, als die Pleite drohte, ein striktes Kostenmanagement herrscht und die Frankfurter frühzeitig ein dichtes Netz von verlässlichen Partnerschaften aufgebaut haben. Vor allem aber profitiert das Unternehmen auch von der Flexibilität seiner Mitarbeiter. Denn ein Großteil der erstreikten Gehaltserhöhungen der Piloten und Copiloten wurde vom wirtschaftlichen Ergebnis abhängig gemacht und nun automatisch eingefroren. Mit einer Vier-Tage-Woche nach dem Vorbild von Volkswagen würde der Konzern nicht nur erhebliche Kosten sparen sondern zusätzlich den Spielraum gewinnen, um direkter auf Veränderungen der Nachfrage reagieren zu können. Der Vorteil liegt auf der Hand und die Zustimmung ist ziemlich sicher. Denn die Mitarbeiter wissen: Die Lufthansa hat keine Alternative.

Martina Ohm

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