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Unter verschärfter Beobachtung: VW wird im US-Fernsehen zur Witzfigur.

© Julian Stratenschulte/dpa

Folgen des Abgas-Skandals: VW wird zur Witzfigur im US-Fernsehen

Im US-Fernsehen werden Witze über den Konzern gemacht – in den Autohäusern wächst die Nervosität.

Der Empörung über den Abgas-Schwindel des Volkswagen-Konzerns folgt in den Vereinigten Staaten jetzt böser, zum Teil bitterer Spott. „Es ist nicht das Schlimmste, was Deutschland je getan hat“, bekommt man in Satire-Sendungen im TV zu hören. Oder: „Ausgerechnet, wenn wir begonnen haben, den Deutschen wieder zu vertrauen.“ In der Übersetzung reimt sich ein weiterer Vers zwar nicht, schmerzt deshalb aber nicht weniger: Was ist nicht grün und reimt sich auf Lüge? Ein VW Diesel. „What is not green and rhymes with lie? A Volkswagen TDI.“ Enttäuschte Besitzer haben eine Internetseite aufgemacht, auf der Anti-VW-Autoaufkleber vertrieben werden.

Mehr als 200 Sammelklagen in den USA

Die Wahrnehmung als nicht vertrauenswürdiger Konzern muss sich nach Ansicht von Analysten auch auf die Verkaufszahlen auswirken. Mit Spannung warten die Experten deshalb auf die Oktoberzahlen. Im September, nach Bekanntwerden des Betrugs, erlitt VW zwar keinen Einbruch, profitierte aber auch nicht vom Zwischenhoch auf dem Markt. Bei den US-Konkurrenten GM oder Ford fielen die Gewinne im Vergleich zum Vorjahresmonat mit zwölf und 23 Prozent zweistellig aus. Der jetzt verfügte Verkaufsstopp für 2016er Diesel-Modelle in den USA wegen einer weiteren Softwarefrage, ist ein zusätzlicher Dämpfer. Immerhin machen die Diesel 20 Prozent des VW-Absatzes hier aus.

Die etwa 650 VW-Händler in den USA haben sich wegen Hilfen an den Konzern gewandt. Und der VW-Chef für Amerika, Michael Horn, hat finanzielle Hilfen versprochen. Wie eine Umfrage des Magazins „Autonews“ zeigt, beobachten die Händler aber noch keinen kompletten Einbruch. „Es ist definitiv weniger los“, sagt ein Händler aus Connecticut, „aber das Geschäft ist nicht tot.“ Ein VW-Verkäufer aus Iowa sagte optimistisch: „Volkswagenkäufer sind treu.“

Diese aber haben inzwischen eine große Zahl an Entschädigungsklagen gegen VW eingereicht. Und täglich kommen neue dazu. Mehr als 200 Sammelklagen seien es bisher sagt Steve Berman, Partner einer der führenden Anwaltskanzleien. (siehe Interview). Zahlreiche Kanzleien werben schon auf ihrer Homepage um neue VW-Kläger als Kunden. Einfach zu handhabende Formulare sollen es VW-Besitzern mit wenigen Klicks erleichtern, sich einer Klage anzuschließen : „vwscandal.com“ oder „vwfraudrecall.com“ heißen extra aufgesetzte Seiten.

Maximal 18 Milliarden US-Dollar Strafzahlung

VW berät derzeit mit der US-Umweltbehörde EPA, die den Skandal bekannt gemacht hat, sowohl über Veränderungen an den Diesel-Modellen als auch über die angedrohten Strafzahlungen von maximal 18 Milliarden US-Dollar. Das US-Justizministerium hat zwar angekündigt, strafrechtlich zu reagieren. Noch wurde aber keine Anklage vorgelegt.

Im Fall der Sammelklagen muss ein, die verschiedenen juristischen Distrikte der USA koordinierender Ausschuss (Judical Panel on Multi District Litigation) einen Richter bestimmen, der die Fälle verhandelt. Das wird für den 3. Dezember erwartet, wenn der Ausschuss das nächste Mal tagt. Erst dann kann eine Kanzlei gewählt werden, die die Klageführung übernimmt. Angesichts der starken Präsenz von VW in Kalifornien könnte der Prozess an den Central District in Kalifornien gehen. Dort hat die Anwaltskanzlei Hagens Berman neben der Entschädigungsklage eine zweite eingereicht. Darin wird VW auffordert, die fast 70 000 VW-Diesel, die in Kalifornien registriert sind, bis Dezember zurückzukaufen.

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