zum Hauptinhalt

Forscherschloss: Wissenschaft zum Anfassen

Die Berliner Wirtschaft will ein "Forscherschloss" genanntes Museum in Buch einrichten. Doch Senat und Bezirk zögern, es mit Geld zu fördern. Es geht um 20 Millionen Euro aus der Staatskasse.

Ein überdimensionaler künstlicher Körper zum Klettern und Erkunden, interaktive Exponate, ein 3-D-Kuppelkino und gläserne Labore zum Mitforschen: So hatten sich die Initiatoren das Life-Science-Center in Berlin-Buch vorgestellt. Im Waldhaus, einem ehemaligen Lungensanatorium, sollte auf 3400 Quadratmetern ein Mitmachmuseum für 270 000 Besucher pro Jahr entstehen. Für das sogenannte „Forscherschloss“, 27 Millionen Euro teuer, hatte eine Initiative verschiedener Unternehmen bei der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft regionale Tourismus-Fördermittel in Höhe von 20 Millionen Euro beantragt – doch ohne Erfolg. Anfang des Jahres lehnte der Senat den Antrag ab, weil das Life-Science-Center nicht den Förderkriterien entspreche. Doch die Initiative gibt nicht auf: Sie fordert nun eine Neubewertung des Projekts.

„Die Ablehnung erfolgte mit der Begründung, dass das Forscherschloss die touristische Infrastruktur nicht aufwerte“, sagte die Leiterin der Initiative, Gudrun Erzgräber. Das sei aber falsch. „Ein unabhängiges Gutachten hat ergeben, dass unter den Besuchern mehr als 50 Prozent Touristen sein werden.“ Vor allem wegen der Zunahme des Tourismus seit 2006 müsse die Ablehnung neu überdacht werden, sagte Erzgräber. Das Forscherschloss wird von Firmen wie Bayer- Schering Pharma, dem Medizintechnikunternehmen Eckert & Ziegler, der IHK sowie der Charité unterstützt. „Das Forscherschloss Pankow würde Berlin touristisch, städtebaulich und pädagogisch gleichermaßen stärken. In diesem Dreiklang liegt der Charme des Projekts“, sagte Andreas Eckert, Chef von Eckert & Ziegler. Das Unternehmen ist mit zwei Millionen Euro der größte Investor des Projekts.

Die Initiative will sieben Millionen Euro selbst aufbringen. Zudem sei die laufende Finanzierung gesichert, sagt Erzgräber. Doch auch das Bundeswirtschaftsministerium lehnt das Vorhaben ab. Es war vom Senat gebeten worden, das als „Grenzfall“ eingestufte Projekt zu bewerten. Zweifelsohne handele es sich um ein attraktives Angebot, besonders für Senioren, Familien und Schüler, hieß es aus dem Haus von Rainer Brüderle (FDP). Dennoch sei zu erwarten, dass die Besucher überwiegend aus Berlin und Umfeld stammen würden. Daher handele es sich beim Life-Science-Center nicht um eine Einrichtung der Tourismus-Infrastruktur.

Auch der Bezirk Pankow, der Träger des Projekts wäre, hatte früher Bedenken. Pankow ist mit 27 Millionen Euro verschuldet. Der Bezirk müsste das Schloss 15 Jahre betreiben und im Falle des vorzeitigen Scheiterns Fördergeld zurückzahlen. Noch Mitte 2009 hatte sich Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD) geweigert, den Förderantrag zu unterschreiben, ihm war das Risiko zu groß. Schließlich hatte sich der Bezirk hinter das Vorhaben gestellt und zeigt sich nun enttäuscht. „Das wäre ein tolles Projekt gewesen und hätte Buch und das Umfeld attraktiver gemacht“, sagte Bezirksstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD).

Die Initiative will aber nicht aufgeben. Sie hofft auf die Berliner Staatssekretärsrunde am 16. April. Dort soll über das Life-Science-Center und das leer stehende Waldhaus diskutiert werden. Denn der Liegenschaftsfonds hat das Gebäude seit vier Jahren für das Projekt reserviert und kann es derzeit nicht weiter vermarkten. Der Senat hält sich aber bedeckt zur Zukunft des Forscherschlosses. Ob es noch eine Chance habe, wisse man nicht, hieß es auf Anfrage.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false