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Wirtschaft: France Télécom plant Ausstieg bei Mobilcom

Ex-Stahlmanager Dieter Vogel wird neuer Aufsichtsratschef

Hamburg/Paris (abo/lip/HB). Der französische Telefonkonzern France Télécom will sein Engagement bei der angeschlagenen Büdelsdorfer Mobilcom AG möglichst schnell beenden. Nach der am Wochenende vereinbarten Übernahme von rund 7,5 Milliarden Euro Schulden prüft France Télécom jetzt, seinen 28,5prozentigen Anteil an dem Mobilfunker zu verkaufen. Die Platzierung soll durch die Deutsche Bank und Morgan Stanley erfolgen. Der Zeitpunkt für den Aktienverkauf ist aber noch offen und an bestimmte Bedingungen geknüpft. Dies erfuhr das Handelsblatt aus Bankenkreisen. France Télécom erklärte lediglich, es gebe noch keine unterschriebenen Verträge mit den Banken.

Analysten in Paris rechnen damit, dass sich France-Télécom-Chef Thierry Breton im Rahmen des Mobilcom-Sanierungsplans auf eine neue Deutschlandstrategie festlegen wird. Entsprechende Pläne könnte er spätestens Anfang nächster Woche dem Aufsichtsrat vorlegen, hieß es.

Mobilcom und France Télécom hatten sich nach monatelangen Verhandlungen am Wochenende geeinigt. Neben der seit langem unstrittigen Übernahme von 4,7 Milliarden Euro Schulden, die auf Mobilcoms Erwerb der UMTS-Lizenz zurückgehen, trägt der französische Telefonkonzern auch 1,1 Milliarden Euro Verbindlichkeiten bei den Lieferanten Nokia und Ericsson. Außerdem verzichten die Franzosen auf die Rückzahlung eines Gesellschafterdarlehens von rund einer Milliarde Euro. Darüber hinaus zahlt France Télécom einen Maximalbetrag 580 Millionen Euro für das Einfrieren des UMTS-Geschäfts. Im Gegenzug haben sich die Franzosen 90 Prozent aller Erlöse gesichert, die Mobilcom durch Verkäufe von UMTS-Aktiva möglicherweise erzielt.

Künftiger Aufsichtsratschef von Mobilcom wird Dieter Vogel. Der frühere Stahlmanager hatte im Auftrag der Bundesregierung die Verhandlungen zwischen Mobilcom und France Télécom erfolgreich beendet. Er löst den bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Ripken ab. Vogel soll die Sanierung der Mobilfunkfirma überwachen. „Vogel ist gebeten worden, den Aufsichtsratsvorsitz zu übernehmen. Er wird dieses Amt voraussichtlich auf der nächsten Sitzung annehmen“, erklärte sein Sprecher. Nähere Angaben zur Mobilcom-Sanierung könnten mit der Veröffentlichung der Neun-Monats-Zahlen am Donnerstag erfolgen. Nach den bisherigen Plänen werden 1850 Arbeitsplätze bei der Mobilfunkfirma abgebaut.

Bei Mobilcom müssen jetzt mehrere Vorverträge und Vereinbarungen in rechtsgültige Verträge umgewandelt werden und vor allem das versprochene Geld fließen, um die Insolvenz abzuwenden. Mit der Entschuldung erhält Mobilcom zur Sanierung ihres Kerngeschäfts von Finanzhilfen von 162 Millionen Euro. Davon sind bereits 50 Millionen Euro von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) geflossen.

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