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In großen Unternehmen sind Frauen, die eine Führungsposition innehaben, eher eine Ausnahme.

© dpa

Frauen in Führungspositionen: Berlinerinnen wollen an die Spitze

Weibliche Führungskräfte haben es nach wie vor schwer. Sie beklagen mangelnde Förderung und die schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In Berlin wollen sich nun 42 Firmen stärker für Frauen einsetzen.

Eric Schweitzer ist allein unter Frauen. Der Berliner IHK-Chef, der am Dienstagabend gemeinsam mit Arbeitssenatorin Dilek Kolat im Erhard-Haus auf der Bühne sitzt, soll mit rund 80 Unternehmensvertreterinnen über Frauenförderung diskutieren. Nur ein paar wenige Männer sind im Raum. „So fühlt sich das sonst für uns an!“, ruft eine Frau aus der ersten Reihe, noch bevor Schweitzer loslegen kann. „Fühlt sich nicht schlecht an“, entgegnet er lachend.

Die Berliner IHK hatte die Managerinnen zu einem Workshop über Frauen in Führungspositionen eingeladen. Dort sollten sie Erfahrungen austauschen, Probleme benennen und Wünsche äußern, wie der Anteil der Frauen an der Spitze in der Hauptstadt erhöht werden kann. Auch in Berlin ist es nach Meinung der Teilnehmerinnen etwa von der Gasag, Gegenbauer, Pfizer oder der Pin AG so, dass Frauen es eher in kleinen Unternehmen an die Spitze schaffen. Als Hemmnisse beschreiben sie einerseits persönliche Zurückhaltung. Frauen trauten sich oft nicht, oder hätten ein schlechtes Gewissen wegen der Familie. In den Unternehmen seien sie aber auch häufig ausgeschlossen, erführen nichts von Ausschreibungen für Führungspositionen. Auch würden Männer, die sich durch Teilzeit oder Elternmonate für die Familie engagierten, noch immer von Chefs oder Kollegen schief angeschaut. Schweitzer forderte daher Wirtschaft und Politik auf, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch flexible Arbeitszeitmodelle und Betreuungsangebote zu verbessern. „20 Prozent der Frauen in Teilzeit wollen mehr arbeiten“, sagte Schweitzer. Es sei zwingend notwendig, dass „die, die wollen, auch dürfen und können“.

Die Unternehmerinnen beklagten, dass Angebote wie Home Office oder Ganztagskitas „in Ansätzen, aber nicht flächendeckend“ vorhanden seien. Sie forderten daher, dass alle Unternehmen Betriebskindergärten anbieten, und schlugen vor, Boni von Führungskräften auch an den Erfolg der Frauenförderung zu knüpfen. Schweitzer sprach sich jedoch gegen solche Regelungen oder eine Frauenquote aus. Demografie und Fachkräftemangel seien Druckmittel genug für die Firmen, sagte er und erntete dafür viel Protest aus dem Publikum. Auch Kolat hielt dagegen. „Die Selbstverpflichtung hat in den letzten zehn Jahren nichts gebracht“, sagte die Senatorin.

Immerhin hätten aber 42 Berliner Unternehmen mittlerweile die Erklärung „Frauen an die Spitze“ von IHK und Senatsverwaltung unterzeichnet. Darin verpflichten sie sich, mehr Frauen gezielte Karrierechancen zu bieten. In zwei Jahren soll der Fortschritt in den Firmen überprüft werden.

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