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Wirtschaft: Frauen möchten einen größeren Anteil an der Macht und am Geld

Die britische Ökonomin Diane Elson hat sich dafür ausgesprochen, Frauen bei der nationalen Finanzplanung stärker zu berücksichtigen. "Regierungen erzählen viel über die Gleichstellung der Geschlechter", sagte Elson, die auch die UN-Frauenorganisation Unifem berät, im Gespräch mit dem Tagesspiegel.

Die britische Ökonomin Diane Elson hat sich dafür ausgesprochen, Frauen bei der nationalen Finanzplanung stärker zu berücksichtigen. "Regierungen erzählen viel über die Gleichstellung der Geschlechter", sagte Elson, die auch die UN-Frauenorganisation Unifem berät, im Gespräch mit dem Tagesspiegel. "Aber die meisten sind nicht bereit, dieses Ziel auch bei der Haushaltsplanung zu berücksichtigen." Elson ist eine von rund 150 Teilnehmerinnen des Kongresses "Gender Budgets (Geschlechter-Budgets), Finanzmärkte und Entwicklungsfinanzierung", den die Heinrich-Böll-Stiftung an diesem Dienstag und Mittwoch in Berlin veranstaltet. Andere Länder sind fortschrittlicher. Beispiel Frankreich. Auf Initiative der Regierung wurde der Haushalt daraufhin analysiert, welche Auswirkungen er für Frauen hat. Das Ergebnis: Nur 27 Prozent aller Existenzgründer in Frankreich sind Frauen. Daraufhin hat die Regierung im vergangenen Jahr zehn Millionen Francs aus dem Haushalt in einen speziellen Fonds eingezahlt, um diesen Anteil zu erhöhen. Mit den Krediten aus diesem Topf haben sich 1000 Unternehmerinnen selbstständig gemacht. Auch in Großbritannien gibt es entsprechende Ansätze: Seit 1997 hat die Labour-Regierung Steuer-Anreize geschaffen, die es Frauen attraktiver erscheinen lassen, einen bezahlten Job anzunehmen. Das könnte auch ein Vorbild für Deutschland sein, wo über vier Millionen Menschen arbeitslos sind, davon überdurchschnittlich viele Frauen.

Die britische Ökonomin betonte, es gehe nicht darum, zusätzliche Mittel für die Frauenförderung zur Verfügung zu stellen, sondern vorhandene Haushaltsmittel gerechter zu verteilen. "Das Problem ist, dass zu wenige Frauen an den entscheidenden Stellen sitzen und über Geld entscheiden", sagt Elson. Das gelte vor allem für die Parlamente. In Großbritannien liege der Anteil der Parlamentarierinnen gerade bei 19 Prozent. Auch in anderen Ländern seien Frauen, wenn sie überhaupt ein Ministeramt bekleideten, allenfalls für Erziehung und soziale Themen zuständig, nicht aber für das Schlüsselressort Finanzen. In den Parlamenten habe sich eine "Boys-Club-Kultur" etabliert, sagt die Ökonomin. "Das macht es schwieriger für Frauen, Machtpositionen zu besetzen und über Haushaltsmittel zu entscheiden".

Einen kleinen Erfolg im eigenen Land kann sie vorweisen: Lange war es so, dass in armen Familien automatisch die Männer als Familienoberhaupt die staatliche Unterstützung bekommen haben, Frauen erhielten dann eine Zuteilung. Studien haben inzwischen herausgefunden, dass mehr Geld bei den Kindern ankommt, wenn Frauen das Geld direkt in die Hand bekommen. Daraufhin habe die Regierung die Zahlung geändert. Elson: "Die Rahmenbedingungen sind gleich geblieben, nur die Details haben sich ein bisschen verändert."

pet

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