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Wirtschaft: Frequenzen bringen 4,4 Milliarden

Mobilfunkversteigerung abgeschlossen / E-Plus geht teilweise leer aus

Berlin - Ein kleiner Geldsegen für den angespannten deutschen Staatshaushalt: 4 384 646 000 Euro nimmt der Bundesfinanzminister von vier deutschen Mobilfunkanbietern ein. Dafür erhalten die Unternehmen neue Funkfrequenzen. Die Versteigerung der Frequenzen hatte am 12. April in einer gut abgeschotteten ehemaligen Kaserne in Mainz begonnen. Sie endete am Donnerstagnachmittag nach 27 Auktionstagen und 224 Runden, wie die Bundesnetzagentur mitteilte. Mit knapp 4,4 Milliarden Euro liegt die erzielte Summe im Bereich der zwei bis fünf Milliarden Euro, mit der Beobachter gerechnet hatten.

Die letzte große Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen war allerdings deutlich lukrativer für den damaligen Finanzminister gewesen: Im Jahr 2000 hatten sechs Unternehmen 50,5 Milliarden Euro für UMTS-Frequenzen ausgegeben. Diesmal ging es um die Nachfolgetechnik von UMTS. In der aktuellen Auktion wurden deutlich mehr Frequenzen versteigert als 2000, das wirtschaftliche Umfeld ist diesmal jedoch ein ganz anderes. Im Jahr 2000 schien dem Wachstum der Telekommunikation keine Grenze gesetzt.

Diesmal agierten die Unternehmen vorsichtiger: Vodafone gab mit 1,42 Milliarden Euro am meisten Geld aus, gefolgt von O2 mit 1,34 Milliarden und der Telekom mit 1,3 Milliarden Euro. Wie erwartet, hielt sich E-Plus zurück und gab mit 283,6 Millionen Euro mit Abstand am wenigsten Geld aus. Dafür ging das Unternehmen auch bei den begehrtesten Frequenzen im Bereich um 800 Megahertz leer aus. Dabei handelt es sich um Frequenzen, die durch die Digitalisierung des Fernsehens frei geworden sind („digitale Dividende“) und die aus physikalischen Gründen zur Versorgung von großen Flächen besonders wirtschaftlich sind.

Ziel der Bundesregierung war es, die digitale Dividende vorrangig dazu einzusetzen, unterversorgte ländliche Gebiete ans schnelle Internet anzuschließen. Dazu sind die Erwerber der Frequenzen nun verpflichtet. Mit der Nachfolgetechnik von UMTS lässt sich schneller surfen als mit DSL.

Während Vodafone (34,5 Millionen Mobilfunkkunden) und die Telekom (38,5 Millionen Kunden) die neuen Frequenzen auch benötigen, um Kapazitätsengpässe zu beseitigen, zeigt der kleinste deutsche Netzbetreiber O2 (15,9 Millionen Kunden), dass er noch kräftig wachsen möchte. „O2 hat viel Geld ausgegeben“, sagt Klaus von den Hoff von der Unternehmensberatung Arthur D. Little. „Jetzt muss O2 sehen, wie es die Kosten teilen kann oder möglichst schnell viel Verkehr auf sein Netz bringt.“ Van den Hoff geht davon aus, dass jetzt so etwas wie Koalitionsverhandlungen beginnen.

Für E-Plus mit seinen 19,2 Millionen Kunden bieten sich jetzt zwei Optionen: „E-Plus spielt entweder im Ausbau der ländlichen Gebiete nicht mit – oder sucht sich einen Partner“, sagte van den Hoff. Corinna Visser

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