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Wirtschaft: Frisches Geld für Cargolifter

Der Luftschiffbauer Cargolifter AG hat den ersten Schritt vom Entwickler zum normalen Unternehmer vollzogen. So wertete der Vorstandsvorsitzende Carl-Heinrich Freiherr von Gablenz seinen kurz vor der Hauptversammlung am Sonnabend im brandenburgischen Brand unterzeichneten Vertrag mit der kanadischen Luftfahrt-Logistik-Firma Heavy Lift Inc.

Der Luftschiffbauer Cargolifter AG hat den ersten Schritt vom Entwickler zum normalen Unternehmer vollzogen. So wertete der Vorstandsvorsitzende Carl-Heinrich Freiherr von Gablenz seinen kurz vor der Hauptversammlung am Sonnabend im brandenburgischen Brand unterzeichneten Vertrag mit der kanadischen Luftfahrt-Logistik-Firma Heavy Lift Inc. In der Arktis und in Alaska soll der fliegende Kran CL 75 große Lasten für die Erdöl- und Erdgasförderung transportieren. Das erste Gerät kostet 9,7 Millionen Dollar. Aber die Kanadier haben sich gleich die Option für weitere zehn Exemplare des 85 Meter hohen und mit 110 000 Kubikmeter Helium gefüllten Ballons zum Stückpreis von dann zehn Millionen Dollar gesichert. "Wir versprechen uns ein riesiges Marktpotenzial", sagte der Vorstandsvorsitzende.

"Gleichzeitig beteiligen wir uns mit rund 20 Prozent an dem nordamerikanischen Unternehmen", sagt von Gablenz. "Auf keinen Fall stellen wir den Ballon kostenfrei zu Verfügung", meinte er. Die Kanadier würden ihn kaufen und der 20-Prozent-Anteil bestehe aus einer Bareinzahlung. Die genaue Summe wollte von Gablenz aber nicht nennen.

Der erste Ballon soll ab Dezember diesen Jahres im Delta des Flusses Mackenzie im Norden Kanadas Bohr- und Förderanlagen durch unwegsames Gelände fliegen. "Bislang können wir unsere Schwertransporter nur an 90 Tagen im Jahr über die vereisten Trassen schicken", erklärte der Boss von Heavy Lift, John Angus. "Mit dem fliegenden Kran sind wir nicht mehr von äußeren Umständen abhängig, so dass wir die Saison bedeutend verlängern können."

Doch der Ballon stand am Sonnabend nur optisch im Mittelpunkt der riesigen Werfthalle in Brand. Nach den Negativ-Schlagzeilen über finanzielle Probleme des Luftschiffbauers wollte der Vorstand seinen Aktionären einen greifbaren Erfolg präsentieren. Rund 5000 der 70 000 Aktienbesitzer waren aus der ganzen Bundesrepublik in die größte freitragende Halle der Welt gekommen.

Bei der Stimmung aus Enthusiasmus und Zuversicht musste der Vorstand nicht lange für seine Vorschläge zur Kapitalerhöhung werben. In Kürze werden weitere 33 Millionen Aktien angeboten, die bei einem Kurs von fünf Euro 160 Millionen Euro einbringen sollen. Dieses Geld würde bis zum Sommer 2003 reichen. Dann hofft Cargolifter auf ein "bedingt rückzahlbares Darlehen des Bundes" in Höhe von 300 Millionen Euro. "Wir haben positive Signale von allen Parteien", teilte Vorstandsmitglied Karl Bangert mit. Zusätzlich willigten die Aktionäre ein, eine bestehende Wandelanleihe von 150 auf 200 Millionen Euro zu erhöhen.

Kurzfristig braucht Cargolifter allerdings 50 Millionen Euro. Das Geld soll das Land Brandenburg als Darlehen gewähren. "Die bisherige Kostenrechnung hat sich durch vorgezogene Tests und technische Veränderung um 22 Prozent erhöht", erklärte Bangert.

Deshalb musste der Zeitplan für das große 160-Tonnen-Luftschiff erneut nach hinten verschoben werden. Nun soll der erste Riesen-Zeppelin nicht Ende 2003, sondern erst ein Jahr später fertig sein. Im Frühjahr 2005 plant Cargolifter die ersten Flüge. Die Gewinnzone will das derzeit 500 Beschäftigte zählende Unternehmen in den Jahren 2006 oder 2007 erreichen. Zweifel daran sollten auf der Hauptversammlung gar nicht erst aufkommen. Carl von Gablenz sprach von Verhandlungen mit vielen "strategischen Partnern", mit der UN und der Nato. Gerade die Militärs seien begeistert von der Technik des 260 Meter langen und 65 Meter dicken Luftschiffes.

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