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Wirtschaft: Führungskrise bei der Deutschen Börse Banker sind gegen eine Ablösung von Aufsichtsratschef Breuer – Kritik an Kandidat Friedrich Merz (CDU)

Frankfurt am Main - Das vom britischen Hedge Fonds TCI ausgelöste Gerangel um die Führung der Deutschen Börse stößt in Finanzkreisen auf Unverständnis. „Das ist nicht mehr als gut gemachtes Theater“, sagte ein hochrangiger Banker.

Frankfurt am Main - Das vom britischen Hedge Fonds TCI ausgelöste Gerangel um die Führung der Deutschen Börse stößt in Finanzkreisen auf Unverständnis. „Das ist nicht mehr als gut gemachtes Theater“, sagte ein hochrangiger Banker. TCI will Aufsichtsrats-Chef Rolf Breuer ablösen. Das hat Christopher Hohn, Chef des Fonds, in einem offenen Brief an Breuer und Börsen-Chef Werner Seifert erklärt. Hohn wirft Breuer vor, bei der geplanten Übernahme der Londoner Börse die Interessen der Aktionäre verletzt und das Vertrauensverhältnis zerstört zu haben.

Banker und Fondsmanager halten diese Argumentation für abwegig. „Das Management der Börse hat einen guten Job gemacht. Es gibt keinen Grund zu jammern“, sagte Rolf Drees von Union Investment, der Fondstochter der Volksbanken.

Hohn hingegen sieht keine Basis mehr für Gespräche mit Breuer und Seifert. Beide hätten im Zusammenhang mit der geplanten Übernahme der Londoner Börse wichtige Informationen zurückgehalten. Auch die Qualität bei der Unternehmensführung der Börse stellte Hohn in Frage. Er will auf der Hauptversammlung der Börse am 25. Mai dem gesamten Aufsichtsrat die Entlastung verweigern und Breuers Ablösung durchsetzen.

Der von Hohn als neuer Aufsichtsratschef vorgeschlagene ehemalige CDU-Wirtschaftsexperte Friedrich Merz will allerdings nur mitspielen, wenn keine feindliche Übernahme der Börse angepeilt werde. Merz vertritt als Mitglied der Anwaltskanzlei Mayer, Brown, Rowe&Maw die Interessen von TCI. Der frühere CDU-Fraktionsvorsitzende wird in Frankfurt zwar durchaus geschätzt. Allerdings haben einige Beobachter Bedenken, weil Merz neben seiner Arbeit als Abgeordneter und als Anwalt bereits 19 weitere Mandate in diversen Firmen und Verbänden innehat. „Herr Merz brächte keine besondere Kompetenz in den Aufsichtsrat. Vielleicht erhofft er sich darüber für seine Kanzlei weitere Geschäfte“, mutmaßte ein Banker.

Was Hohn wirklich bewegt, versteht in Frankfurt kaum jemand. Finanziell hat sich der Einstieg von TCI im Januar gelohnt: Schließlich ist der Kurs der Börsen-Aktie seitdem um rund 40 Prozent gestiegen. Der 38-jährige Hohn gilt als einer der reichsten Männer Großbritanniens, TCI mit einem verwalteten Vermögen von rund drei Milliarden Pfund als einer der größten und auch erfolgreichsten Hedge Fonds Europas.

TCI hält mittlerweile rund acht Prozent an der Deutschen Börse und ist damit größter Einzelaktionär. Ob der Fonds allerdings alle anderen kritischen Großaktionäre wie etwa Merrill Lynch oder Fidelity, die ebenso die Übernahme der Londoner Börse abgelehnt hatten, weiter hinter sich hat, ist offen. Nur dann könnte TCI bei der Durchsetzung seiner Forderungen auf die erforderliche Mehrheit bei der Hauptversammlung vertrauen. Hohn hofft aber bereits auf eine Entscheidung des Aufsichtsrates in seinem Sinne auf der Sitzung am kommenden Mittwoch. Dass Breuer dann schon aus freien Stücken zurücktritt, ist allerdings sehr unwahrscheinlich. Wenn Breuer gehen würde, wäre wohl auch die Zeit für Börsen-Chef Seifert abgelaufen.

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