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Brunsbüttel

© dpa

Führungswechsel bei Vattenfall: "Viel Vertrauen wurde verspielt“

Nach vielen Pannen soll jetzt der Neuanfang kommen: Vattenfall-Chef Josefsson räumt "unzulängliches Krisenmanagement“ in Krümmel und Brunsbrüttel ein.

Berlin - Der Chef des schwedischen Vattenfall-Konzerns, Lars G. Josefsson, will nach den Pannen in den Kernkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel vieles besser machen. „Die kommenden Monate werden für Vattenfall in Deutschland im Zeichen eines Neuanfangs stehen“, sagte Josefsson auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag in Berlin. Knapp eine Stunde zuvor hatte Vattenfall-Europe-Chef Klaus Rauscher seinen Rücktritt erklärt. Zu Wochenbeginn hatte Vattenfall bereits Atommanager Bruno Thomauske von seinen Aufgaben entbunden.

Josefsson sparte gestern nicht mit Kritik, auch an den eigenen Reihen. „Viel Vertrauen wurde in den zurückliegenden Wochen verspielt“, sagte er. Besonders gravierend sei das „unzulängliche Krisenmanagement“ im Nachgang der Störfälle in Krümmel und Brunsbrüttel gewesen. Der Konzern habe nicht in allen Momenten Offenheit gezeigt, bekannte er, und „Informationen, die da waren, nicht an das allgemeine Publikum weitergegeben“. Das Kernkraftwerk in Brunsbüttel soll bis auf Weiteres abgeschaltet bleiben.

Vattenfall-Europe-Chef Rauscher hatte in seinem Rücktrittsgesuch persönliche Verantwortung für die Vorfälle in den norddeutschen Kraftwerken übernommen. Es sei nicht zu verkennen, so Rauscher, dass die Vorgänge der vergangenen Wochen dem Ansehen der Vattenfall Europa geschadet hätten. Dabei seien Fehler gemacht worden, für die er als Vorsitzender des Vorstands die Verantwortung zu tragen habe. Der 58-jährige promovierte Jurist hatte 2001 die Führung der Hamburgischen Electricitäts-Werke AG (HEW) übernommen, die später in den Vattenfall-Konzern eingeliedert wurde. Rauscher war es auch, der den Unternehmenssitz nach Berlin verlegte, um der Politik nahe zu sein.

Der Aufsichtsrat des Konzerns werde am heutigen Donnerstag formal über den Rauschers Rücktritt entscheiden, kündigte Konzernchef Josefsson an. Überraschungen sind nicht zu erwarten. Zum vorläufigen Nachfolger Rauschers wurde gestern dessen Vorstandskollege Hans-Jürgen Cramer bestimmt. Cramer, der Wirtschaft und Psychologie studiert hat, hatte seine Laufbahn vor mehr als 25 Jahren bei der Bewag begonnen und es bis an die Spitze des Berliner Versorgers geschafft. Seit 2002 ist er Vertriebsvorstand von Vattenfall Europe.

Mit der Suche nach einem Nachfolger will sich Konzernchef Josefsson Zeit lassen. „Das ist keine Akutfrage“, sagte er gestern und betonten, dass Interimschef Cramer sein volles Vertrauen genieße. Rauscher dankte er auch persönlich für seine Leistungen – „er ist für mich ein guter Freund“ –, der sich große Verdienste mit der Zusammenführung von Bewag, HEW, Laubag und VEAG zur Vattenfall Europa AG erworben habe.

Das Wichtigste für die Zukunft sei es nun, bei den Kunden wieder Vertrauen in den Betrieb von Kernkraftwerken herzustellen. Es schmerze ihn besonders, sagte Josefsson, dass Vattenfall die Kunden in den Stamm-Märkten in Hamburg und Berlin enttäuscht habe. Ob der Konzern dadurch viele Kunden verloren haben, konnte er nicht sagen.

Josefsson warnte davor, allgemeine Rückschlüsse auf die Kernkraft zu ziehen. Es sei in seinen Augen nicht so, dass man die verbreitete Skepsis gegen die Atomkraft in Deutschland als Kampagne gegen die Kernkraft im allgemeinen und Vattenfall Europe im besonderen verstehen sollte. „Dies ist in meinen Augen nicht der Fall“, stellte er klar. Für ihn sei die Kernkraft nach wie vor eine „sehr gute Technologie“. Vattenfall habe ein Interesse daran, die deutschen Kraftwerke am Laufen zu halten. Den Koalitionsbeschluss zum Ausstieg aus der Atomkraft wolle er aber nicht in Frage stellen.

Maren Peters

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