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© dpa

Führungswechsel: Ein Strahlemann für Vattenfall

Der Norweger Øystein Løseth soll im Sommer Lars G. Josefsson an der Spitze des Energiekonzerns ablösen. Und Josefsson kann sein Gesicht wahren: Er hatte den Manager vor einem halben Jahr selbst zum Chef der neuen niederländischen Tochter Nuon berufen.

Stockholm - Er strahlte, als gelte es, das regnerische Grau zu vertreiben. Der Norweger Øystein Løseth (sprich „Öjstein Lösett“) soll bis zum kommenden Sommer die Leitung des schwedischen Energiekonzerns Vattenfall übernehmen und den bisherigen Chef Lars G. Josefsson (59) ablösen. Der 51-jährige Løseth stellte sich am Montag vor der Hauptzentrale von Vattenfall mitten im Stockholmer Finanzzentrum vor, begleitet von Josefsson und dem Aufsichtsratsvorsitzenden des Staatskonzerns, Lars Westerberg. Der schien sichtbar glücklich, so schnell eine Personallösung präsentieren zu können.

Kurz schienen die letzten Tage vergessen, in denen Noch-Chef Josefsson vor allem wegen des Geschäfts seiner Deutschland-Tochter Vattenfall Europe massiv in die Kritik geraten war. Wegen der Zwischenfälle in den Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel hatte er eine Haftungsverpflichtung für die beiden norddeutschen Akw unterschrieben. Bei einem Unfall müsste der schwedische Konzern komplett für alle Schadenersatzforderungen geradestehen. Zudem war der schwedischen Öffentlichkeit immer mehr bewusst geworden, dass der Staatskonzern mit dem in Skandinavien recht sauberen Ruf, in Deutschland und Polen vor allem Kohle zur Stromerzeugung verbrennt – das passt vor dem Weltklimagipfel in Kopenhagen kaum zum Wunschimage Schwedens.

Die Kritik an Josefssons Führung gipfelte in einer fast beispiellosen Medienkampagne, in der zuletzt auch Gerüchte und Halbwahrheiten die Runde machten. Nachdem Josefsson sich dann auch für den Verkauf des schwedischen Übertragungsnetzes aussprach, platzte Wirtschaftsministerin Maud Olofsson vergangene Woche der Kragen: Sie warf Josefsson vor, die Regierung nicht über den Haftungsvertrag für die deutschen Akw unterrichtet zu haben. Auch werfe der Konzern zu wenig Gewinn ab, setze zu wenig auf erneuerbare Energien und habe vor allem in Deutschland und Schweden den eigenen Namen schwer beschädigt.

Jetzt soll Løseth es richten. Und Josefsson kann sein Gesicht wahren, da er den Manager vor einem halben Jahr selbst zum Chef der neuen niederländischen Tochter Nuon berufen hatte. Løseth sagte am Montag: „Vattenfall ist wohl ein Grenzgänger zwischen freiem Unternehmertum und der Politik.“ Und fügte vorsichtig hinzu: „Das ist kompliziert.“

Der künftige Chef von Vattenfall hat bereits einschlägige Erfahrungen mit dem Staat als Unternehmenseigner gemacht. Seit 25 Jahren arbeitet der Norweger in der Energiebranche, elf Jahre allein beim staatlich kontrollierten norwegischen Energiekonzern Statoil. Danach ging er ins Ausland. Zuletzt landete er dann bei dem Versorger Nuon, an dem Vattenfall 49 Prozent hält und den Vattenfall in den kommenden Jahren vollständig übernehmen will.

Løseth wird Josefsson erst zum Sommer kommenden Jahres nachfolgen. Bis dahin wird er stellvertretender Konzernchef, soll sich zusammen mit Josefsson „in die komplizierte Struktur von Vattenfall“ mit Tochtergesellschaften in sieben Ländern einarbeiten.

Mit seinem Lausbubengesicht, den lockigen Haaren und seiner schlanken, hochgewachsenen Figur steht Løseth in starkem Kontrast zu seinem immer sehr förmlich wirkenden Vorgänger. Auch gilt er als großer Windenergie-Fan, wenngleich er in Stockholm am Montag betonte, dass er der Atomkraft „positiv“ gegenüberstehe. Helmut Steuer (HB)

Helmut Steuer (HB)

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