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Wirtschaft: Für Codon wird es langsam eng

Die Kapitalerhöhung des Teltower Biotechnologieunternehmens ist gescheitert

Berlin - Es ist eine Geschichte von großer Hoffnung, großem Streit und immer neuen Rettungsversuchen. Gerade ist wieder einer geplatzt. Das Teltower Biotechnologieunternehmen Codon hat jetzt bekannt geben müssen, dass seine geplante Kapitalerhöhung gescheitert ist: Von den 2,35 Millionen neuen Aktien, die für einen Euro das Stück ausgegeben werden sollten, haben nur 309 116 einen Käufer gefunden. „Das ist äußerst Besorgnis erregend“, sagt Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Dem börsennotierten Codon, einst eine der vielversprechendsten jungen Firmen Brandenburgs, droht schon bald das Geld auszugehen. Im Unternehmen wird an einem neuen Rettungsplan gearbeitet.

Schon im vergangenen Jahr hatten monatelange Querelen im Vorstand und Aufsichtsrat die Zukunft des Unternehmens, das körpereigene Knorpel- und Bandscheibenzellen züchtet, bedroht. Erst hatte Aufsichtsratsmitglied Edgar Most, langjähriges Mitglied der Geschäftsleitung der Deutschen Bank, seinen Rücktritt eingereicht und den Aufsichtsrat damit beschlussunfähig gemacht. Dann konnten die damaligen Vorstände Karl-Gerd Fritsch und Olivera Jasimovic-Alasevic sich nicht auf einen gemeinsamen Geschäftsbericht für das Jahr 2002 einigen, stritten erbittert über den Einstieg eines angeblichen Finanzinvestors und über die künftige Strategie. Der Streit endete mit der Entmachtung von Mitgründer Fritsch, der aber noch Anteile am Unternehmen hält. Mit Eckard Polzer, zuvor lange Chef von Dornier Medizintechnik, kam ein neuer Vorstand – und verschwand im Frühjahr schon wieder. Seinen Job macht heute Aufsichtsratsmitglied Roland Alexander, übergangsweise, bis ein neuer Vorstandschef gefunden ist. Doch die Suche scheint schwerer als erwartet. Gerade ist Alexanders Mandat wieder um einen Monat verlängert worden.

Derweil droht dem Unternehmen das Geld auszugehen. Im ersten Halbjahr hatte Codon 212 000 Euro umgesetzt und einen Fehlbetrag von 1,4 Millionen Euro ausgewiesen. Die Liquidität lag Ende Juni bei 1,6 Millionen Euro, ein Jahr zuvor waren es noch 4,4 Millionen Euro gewesen – ein Minus von 62 Prozent. Zwar hat Codon Produkte, die auch schon auf dem Markt sind. Doch die Kosten dafür werden noch nicht serienmäßig von den Krankenkassen erstattet. Die Kapitalerhöhung hätte dem Unternehmen Luft verschaffen sollen, doch diese Rechnung ist nun nicht aufgegangen. Nach früheren Angaben von Fritsch reicht das Geld noch bis Juli 2005.

Maren Peters

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