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Wirtschaft: Für jeden Zweck die perfekte Welle

Wenn es um Standards für drahtlose Datenübertragung geht, wird es langsam unübersichtlich: Bluetooth, WLAN, UMTS oder GPRS - vom Verbraucher wird bereits jetzt einiges an Detailwissen verlangt. Und demnächst gesellen sich Technologien wie Wimax, UWB und ZigBee hinzu. (17.03.2005, 9:09 Uhr)

Berlin - Allerdings ersetzen die neuen Technologien keinen der bisherigen Standards. WLAN beispielsweise wird weiterhin für den drahtlosen Internetzugang eingesetzt. Die Neuen dienen zumeist eigenen Zwecken - etwa der Vernetzung von Haushaltsgeräten.

In diese Kategorie fällt ZigBee. Der Name steht nicht nur für einen neuen technischen Standard, sondern bezeichnet zugleich auch eine Allianz von Elektronikherstellern wie Motorola und Samsung. ZigBee wird in einer Vielzahl von Produkten und Anwendungen für Verbraucher, Handel, Industrie und Behörden Verwendung finden, heißt es bei der ZigBee Alliance.

So verbindet die Technik zum Beispiel Haushaltsgeräte auf Strecken von 10 bis 75 Metern Länge und lässt sich deshalb beispielsweise auch für die Steuerung von Beleuchtungsanlagen verwenden. Die Chips könnten aber auch in Fernbedienungen, Computermäuse oder Sicherheitssysteme eingebaut werden. Gefunkt wird dabei in den Frequenzbereichen 868 Megahertz (MHz), 915 MHz und 2,4 Gigahertz (GHz). Die Übertragungsrate soll bis zu 250 Kilobits pro Sekunde (kBit/s) betragen.

Die gleichen Anwendungen wie ZigBee soll NanoNet bedienen. NanoNet biete jedoch eine höhere Reichweite und sei weniger störungsanfällig als ZigBee, sagt Christian Buck vom Hersteller Nanotron in Berlin. «NanoNet ist eine rein deutsche Entwicklung», betont Buck. Sie soll in der Industrie für die Kommunikation zwischen Maschinen eingesetzt werden, aber auch im Haushalt - beispielsweise, um Rollläden, Brandmelder oder Klimaanlage drahtlos bedienen zu können.

«NanoNet-Chips sind einfach zu bauen und verbrauchen wenig Strom», erklärt Buck. Sie senden und empfangen ihre Signale auf dem 2,4-Gigahertz-Band. Unter freiem Himmel beträgt die Reichweite bis zu 900 Metern. «Im Gebäude sind es rund 60 Meter.» Produkte mit NanoNet-Technologie erwartet Buck in der zweiten Jahreshälfte.

Mit Wimax, auch IEEE 802.16a genannt, ist eine Technologie in der Entwicklung, die unter anderem Versorgungslücken beim breitbandigen Internet schließen soll. «Es handelt sich dabei um eine Netzwerk-Technologie für längere Distanzen», so Christian Anderka, Presssprecher des Chipherstellers Intel in Feldkirchen bei München, der dem Wimax Forum angehört. Drahtlos über längere Strecken DSL-Anschlüsse zu ermöglichen, ist ein Ziel diese Forums, dem neben Intel Unternehmen wie Ericsson, Fujitsu und Alcatel angehören.

Wimax kann theoretisch Distanzen von bis zu 50 Kilometern überbrücken und dabei bis zu 70 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) übertragen. In der Praxis dürften Hindernisse wie Hügel oder Gebäude die Übertragung jedoch bremsen. Interessant könnte Wimax vor allem für Anwender sein, die in Regionen leben, die bisher von DSL noch nicht abgedeckt worden sind. Genau das lässt einen Einsatz von Wimax in Deutschland jedoch fraglich erscheinen, denn hier zu Lande ist die Infrastruktur für breitbandiges und kabelgebundenes Internet vergleichsweise gut.

Abgesehen von einem Pilotprojekt im westfälischen Selm ist Wimax in Deutschland noch nicht verfügbar. Christian Anderka rechnet mit ersten Geräten und Diensten - wenn eben auch nicht unbedingt in Deutschland - noch in diesem Jahr. Zunächst wird es so genannte residential Gateways geben. Das sind Geräte, die Wimax empfangen und es in eine «Sprache» übersetzen, die im WLAN verstanden werden kann. Später, etwa in den Jahren 2006 und 2007, sollen dann die ersten Wimax-fähigen Endgeräte wie Notebooks in den Handel kommen.

Auch an der Entwicklung von Ultra-Breitband oder Ultra Wideband (UWB) ist Intel beteiligt. «Ultra Wideband ist ein persönliches Netzwerk», sagt Anderka. Anders als zum Beispiel Bluetooth hat UWB jedoch eine deutlich höhere Bandbreite. Bis zu 200 Mbit/s pro Sekunde sollen es sein. Genutzt werden Frequenzen zwischen 3,1 GHz und 10,6 GHz. Dabei wird jedoch eine vergleichsweise geringe Sendeleistung verwendet. Dadurch liegt die maximale Reichweite bei 10 Metern.

Was die Reichweite angeht, lässt sich UWB mit Bluetooth vergleichen. Doch wäre UWB mit den typischen Bluetooth-Aufgaben wie dem Abgleichen von E-Mails und Termineinträgen zwischen PC und Handy unterfordert. Sinnvoller dürfte hier zum Beispiel der Einsatz für den Transport von Video- und Audiodaten vom Rechner zum Abspielgerät im Wohnzimmer sein. Die Vergabe der Frequenzen für UWB gestaltet sich in einigen Ländern laut Anderka jedoch noch problematisch. Mit Produkten sei deshalb nicht vor 2007 zu rechnen.

Angesichts der vielen neuen Standards scheint es manchem Hersteller schon zu viel zu werden. Von Philips zum Beispiel, ebenfalls Mitglied der ZigBee Alliance, ist zu diesem Thema keine offizielle Stellungnahme zu bekommen. Zur Begründung hieß es, man sehe für die neuen Technologien in der eigenen Produktpalette derzeit keine Verwendung, daher wolle man sich dazu nicht weiter äußern. (Von Sven Appel, dpa) ()

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