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Fusion: Regierung will eine zweite Großbank

Die Postbank soll an die Commerzbank gehen. Das wäre die größte Fusion in der deutschen Finanzbranche seit 2001.

Nach dem Rücktritt von Post-Chef Klaus Zumwinkel treibt die Bundesregierung den Verkauf der Postbank weiter voran. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) und das Kanzleramt wollen die Bank nach Möglichkeit noch in diesem Jahr verkaufen, erfuhr das „Handelsblatt“ aus Regierungskreisen. Klarer Wunschkandidat für einen Zusammenschluss mit Deutschlands größter Filialbank, an der die Deutsche Post 50 Prozent und eine Aktie hält, sei die Commerzbank, hieß es weiter. Ziel sei es, neben der Deutschen Bank eine zweite starke und international wettbewerbsfähige Geschäftsbank in Deutschland aufzubauen. Postbank und Commerzbank lehnten auf Anfrage eine Stellungnahme ab. Ein Zusammenschluss beider Häuser wäre die größte Fusion in der deutschen Finanzbranche seit dem Kauf der Dresdner Bank durch die Allianz 2001. Dieser Deal hatte ein Gesamtvolumen von 24 Milliarden Euro.

Die Bundesregierung führt bereits seit mehreren Monaten intensive Gespräche mit der Commerzbank. Daran waren nach Informationen des „Handelsblatts“ sowohl Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller wie auch sein designierter Nachfolger Martin Blessing beteiligt. Als Mitglied der CDU ist Müller gut in der Politik verdrahtet. Der 63-Jährige habe sich mehrmals mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) getroffen und massiv für einen Zusammenschluss seines Hauses mit der Postbank geworben, hieß es in Regierungskreisen. Auch die Führungsebene der Post sei darüber informiert worden, dass man in Berlin entsprechende Gespräche führe. Angesichts der Finanzkrise und der massiven Probleme vieler Landesbanken fielen Müllers Avancen bei Politikern auf immer fruchtbareren Boden. „Man hat offenbar eingesehen, dass man Industriepolitik machen muss, wenn man neben der Deutschen Bank einen zweiten nationalen Champion aufbauen will“, verlautete aus Bankenkreisen.

Mit 14,5 Millionen Kunden ist die Postbank die größte Filialbank Deutschlands. Erst am vergangenen Freitag hatte das Bonner Institut trotz der Finanzkrise einen Rekordgewinn vor Steuern von einer (Vorjahr 0,94) Milliarde Euro für 2007 ausgewiesen und sich damit erneut als Partner empfohlen. Postbank-Chef Wolfgang Klein zeigte sich grundsätzlich offen für einen Zusammenschluss mit einem anderen Institut. Zwar wisse er noch nichts von einem Verkauf, sagte der Bankmanager. Er habe aber durchaus einen „Wunschpartner“ im Blick.

Die Postbank gilt seit dem Börsengang im Sommer 2004 als begehrtes Übernahmeziel. Damals hatte bereits die Deutsche Bank ein Auge auf das Bonner Institut geworfen. Die Frankfurter winkten jedoch ab. Unklar ist, ob Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann vor dem Risiko eines Kaufs zurückschreckte. Oder ob das Institut wegen der gleichzeitigen Beratungsfunktion beim Börsengang einen offensichtlichen Interessenkonflikt vermeiden wollte. Seither hat sich der Kurs der Aktie auf aktuell knapp 60 Euro mehr als verdoppelt. Auch die Finanzkrise hat das Papier im Vergleich zu allen anderen deutschen Häusern relativ glimpflich überstanden. Grund ist die anhaltende Übernahmefantasie der Investoren.

Ackermann, der ebenfalls von den Plänen der Regierung informiert sein soll, hatte vor wenigen Tagen deutlich gemacht, dass er heute anders als 2004 entscheiden würde und im Falle eines Verkaufs für die Bank bieten will. Aber auch Commerzbank-Chef Müller ließ noch vergangene Woche keinen Zweifel daran, dass er die Postbank als idealen Partner für sein Haus sieht: „Die Commerzbank ist an der Postbank nachhaltig interessiert.“ Beide Häuser könnten sich fast auf Augenhöhe begegnen. So kommt die Commerzbank auf eine Marktkapitalisierung von 12,8 Milliarden Euro, die Postbank auf 9,8 Milliarden. Angesichts dieser Größenverhältnisse sei eine Fusion unter Gleichen die wahrscheinlichste Verkaufsform, hieß es.

Bis Anfang kommenden Jahres hat Berlin ein vertraglich verankertes Veto- Recht. Im Verkaufsprospekt zum Börsengang der Postbank heißt es: „Die Deutsche Post AG hat sich gegenüber der Bundesrepublik Deutschland vertraglich verpflichtet, bis zum 5. Januar 2009 einen Kapitalanteil von 50 Prozent plus eine Aktie an der Gesellschaft im Ganzen oder teilweise nur nach Einwilligung der Bundesrepublik Deutschland zu veräußern.“ Damit kann Berlin seine industriepolitischen Vorstellungen nur noch bei einem Verkauf 2008 voll durchsetzen. Über die staatliche Förderbank KfW hält der Bund zurzeit noch gut 31 Prozent der Post-Aktien, so dass auch danach zumindest ein Mitspracherecht bestehen würde.

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