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Wirtschaft: Fußball-WM als Jobmotor für Deutschland

Bundesagentur für Arbeit und Fußball-Bund starten „Beschäftigungsoffensive“/Optimistische Prognose stößt auf Skepsis

Berlin - Die Fußball-Weltmeisterschaft soll im kommenden Jahr 50000 kurzfristige neue Arbeitsplätze schaffen. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) erwartet, dass davon bis zu 20000 dauerhaft erhalten bleiben. Die BA und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) vereinbarten am Montag, bei der Besetzung der sozialversicherungspflichtigen Stellen eng zusammenzuarbeiten. BA-Vizechef Heinrich Alt und DFB-Präsident Theo Zwanziger unterzeichneten dazu die entsprechende Kooperationsvereinbarung „Beschäftigungsoffensive WM 2006“. Die Jobs sollen vor allem im Bereich Transport, Logistik und Bau, im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie bei Medien und im Marketing entstehen.

Ob das Fußball-Ereignis tatsächlich eine so große Beschäftigungswirkung entfaltet, wird in den betroffenen Branchen allerdings skeptisch beurteilt. Während BA-Vize Alt die Prognose „recht konservativ“ nannte, verwies zum Beispiel die Bauindustrie darauf, dass die WM selber kaum noch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben werde. „Das meiste ist bis dahin gelaufen“, hieß es beim Hauptverband der deutschen Bauindustrie. Immerhin schätzt der Verband, dass beim Aus- und Neubau der zwölf WM-Stadien mindestens 1,5 Milliarden Euro investiert wurden. Dies habe rund 20000 Arbeitsplätze gesichert oder geschaffen – allerdings nicht im Jahr der WM, sondern schon lange vorher.

Auch beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) ist man mit Prognosen vorsichtig. „Es hängt viel davon ab, ob auch die Rahmenbedingungen stimmen und Deutschland als Reiseland nach der WM attraktiv bleibt“, sagte Ingrid Hartges, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Dehoga, dem Tagesspiegel. Bis zu 20000 zusätzliche Saisonkräfte könnten anlässlich der WM gebraucht werden. Allerdings sei schwer abzugrenzen, wie viele davon nur wegen des Fußball-Turniers eingestellt würden. Die Branche zählt 750000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. Jedes Jahr werden etwa 50000 befristete Arbeitsverträge (vier bis sieben Monate) für die Urlaubssaison abgeschlossen, 20000 befristete Stellen werden zusätzlich von ausländischen Arbeitskräften besetzt. „Die Masse der Betriebe wird von der WM nicht besonders profitieren“, schätzt Ingrid Hartges. So seien viele Tagungshotels während der WM nicht ausgelastet. „Und Restaurants, die keine TV-Leinwände aufstellen können, werden in den vier Wochen der WM eher zu leiden haben.“

Wie sich die Weltmeisterschaft auf den Arbeitsmarkt der Region Berlin-Brandenburg auswirken wird, ist nach Angaben von Olaf Möller, Sprecher der Regionalagentur für Arbeit, noch nicht quantifizierbar. „Wir gehen aber von einer steigenden Nachfrage nach Arbeitskräften aus.“ Gemäß der Vereinbarung vom Montag will der DFB bei den Partnern der Fifa, bei nationalen Förderern und Dienstleistern im Umfeld der WM für die Aktivitäten der Arbeitsagenturen werben und die Kontaktaufnahme unterstützen. In Berlin soll das spezielle Angebot zum Ende der Schulferien bereitstehen. Möller erwartet, dass Hotels und Gaststätten, das Bau-Nebengewerbe, die Reiningungsbranche, Fuhrunternehmen und Sicherheitsfirmen zusätzliche Stellen schaffen.

Dass Berlin insgesamt zur WM ein Tourimusmagnet sein wird, ist nach Meinung der Berlin Tourismus Marketing GmbH keine Frage: Während des Fußballereignisses werden mehr als eine Million Gäste in der Stadt und Umgebung erwartet – mehr als doppelt so viele wie in Nicht-WM-Jahren.

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