zum Hauptinhalt
GASAG-Zentrale in Berlin

© picture-alliance

Gaspreise: Heizen in Berlin wird billiger

Der Berliner Versorger Gasag hat Bilanz für 2008 vorgelegt. Für das Jahr also, in dem die Tarife ein Rekordhoch erreichten. Die Gasag verdiente 2008 Millionen. Jetzt, wo die Heizperiode vorbei ist, will sie die Preise wieder senken.

Berlin - Zufall oder nicht: Je wärmer es wird, desto tiefer fallen die Preise. Nachdem der Berliner Versorger Gasag bereits zum Februar und April seine Tarife gesenkt hat, kündigte Gasag-Vertriebsvorstand Andreas Prohl am Freitag weitere Schritte „im zweistelligen Prozentbereich“ an. Echte Freude dürfte bei den mehr als 600 000 Kunden in Berlin und Brandenburg allerdings kaum aufkommen, denn diese Preisentwicklung hat eine Vorgeschichte.

Prohl musste sie bei der Vorlage der Jahresbilanz 2008 noch einmal erzählen: Der Ölpreis, an dem sich der für Gas zeitverzögert orientiert, hatte im Juli 2008 einen Rekordstand erreicht. Folglich setzte auch die Gasag im September ihre Tarife auf ein historisches Hoch. Seitdem senkte der Versorger in besagten zwei Schritten die Preise um insgesamt elf Prozent. Zum Ende des Jahres dürften die Tarife etwa das Niveau von 2007 erreichen. Voraussetzung sei aber, dass der Rohölpreis in diesem Jahr nicht mehr deutlich über 50 Euro je Barrel (159 Liter) steigt. Damit rechnet Prohl zwar auch nicht, machte jedoch darauf aufmerksam, dass der Ölpreis in den vergangenen Wochen wieder gestiegen ist. Am Freitag kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent gut 52 Dollar. Vor diesem Hintergrund dürfen Kunden Prohls Aussage eher als Prognose, weniger als Versprechen nehmen.

Der Gasag-Chef sagte dies bei der Präsentation der Jahresbilanz 2008 in der Gasag-Zentrale am Berliner Reichpietschufer. Sein gleichberechtigter Kollege, der kaufmännische Vorstand Olaf Czernomoriez, referierte die Geschäftslage und sagte gleich zu Anfang: „Die letzten Monate des Jahres waren sehr hart, auch für unsere Mitarbeiter.“ Auch diese Aussage hatte eine unschöne Vorgeschichte, unschön allerdings nur für die Gasag.

Czernomoriez bezog dies auf das Missbrauchsverfahren, das das Bundeskartellamt gegen die Gasag und andere Versorger angestrengt hatte. Hat die Gasag im Jahr 2007 ihre Marktstellung – in Berlin beliefert sie immerhin 89 Prozent der Gaskunden – genutzt, um höhere Tarife durchzudrücken? Im Herbst stellten die Kartellwächter das Verfahren ein. Die Gasag-Vorstände sprechen bis heute von einem „hundertprozentigen Freispruch“, was formaljuristisch stimmen mag. Allerdings machte die Gasag dem Amt und den Kunden zugleich Zugeständnisse, senkte Tarife, vereinfachte Wettbewerbern den Netzzugang.

Das Kartellverfahren hat die Gasag vermutlich viel Geld gekostet, nicht zuletzt, weil auch Kunden sich deshalb abgewandt haben dürften. Doch das war nicht das einzige Ereignis, das die Bilanz belastet hat; wegen Sondereffekten sind die Zahlen nur bedingt mit denen der Vorjahre vergleichbar. So erwarb die Gasag Mehrheiten an kleineren Gesellschaften wie den Stadtwerken Forst, gliederte aber zugleich die Servicegesellschaft DSE aus. Die Mitarbeiterzahl des Gasag-Gesamtkonzerns stieg um 134 auf 1496. Der Konzernumsatz nahm um 17 Prozent auf 1,18 Milliarden Euro zu, der Überschuss um 19 Prozent auf 93 Millionen Euro. Das dürfte die privaten Eigentümer Gaz de France, Vattenfall und Thüga freuen.

Für die Gasag AG, dem zentralen Teilunternehmen innerhalb des Konzerns, das die Versorgung der Endkunden in der Hauptstadtregion regelt, sieht die Bilanz 2008 weniger positiv aus. Hier stieg zwar der Umsatz von 787 Millionen auf 925 Millionen Euro. Der Gewinn fiel aber um 31 Prozent von 49 auf 34 Millionen Euro. Das Finanzergebnis sei „moderat von der Finanzkrise belastet worden“, sagte Finanzvorstand Czernomoriez.

Vor dem Hintergrund des durchwachsenen Geschäftsjahres will sich der Konzern breiter aufstellen und geografisch expandieren: Rund 1000 Firmenkunden hat die Gasag bereits außerhalb von Berlin und Brandenburg. Nach erfolgreichen Markttests in Kiel und Lübeck will die Gasag über eine Vertriebstochter auch in die Ballungsräume Hamburg, Rhein-Main, Stuttgart und München vorstoßen. „Unser Ziel ist, dass wir in fünf Jahren 25 Prozent unserer Kunden außerhalb der Region versorgen“, sagte Prohl.

Technisch will die Gasag den Berliner Speicher unter dem Grunewald weiter ausbauen und den Vertrieb computergesteuerter Gaszähler vorantreiben, mit denen der Versorger flexiblere Tarifmodelle anbieten könnte. Bei einem anderen Projekt erhielt die Gasag jedoch einen Dämpfer: Der Vertrieb von kleinen Blockheizkraftwerken, sogenannten Mikro-KWK-Anlagen, mit denen man neben Wärme auch Strom erzeugen kann, stockt. Die Geschichte dahinter: Im neuseeländisch-spanischen Herstellerkonsortium, das der Gasag schon erste Geräte liefern wollte, gibt es Streit.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false