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Stimmt da was nicht? Ein 300-Euro-Schein, der eigentlich als Scherzartikel gedacht war, wurde mehrfach an der Kasse angenommen.

© ddp

Gefälschte Banknoten: Blühendes Geschäft

Die Zahl der gefälschten Banknoten steigt: Immer wieder tauchen auch kuriose Blüten auf. Den Schaden haben die Einzelhändler.

Berlin - Eigentlich waren sie nur als Scherzartikel gedacht: Eine Mainzer Druckerei stellte 300- und 600-Euro-Scheine her, auf denen unter anderem auch zwei nackte Frauen zu sehen waren. Obwohl die Scheine, die in ihrer Farbe dem 100-Euro-Schein ähneln, leicht als Fälschungen zu erkennen waren, fielen ein paar Leute darauf rein: Eine Frau kaufte bei ihrem Bäcker mit einem solchen 300-Euro-Schein Brötchen für drei Euro und bekam 297 Euro Wechselgeld zurück. Die Frau hatte den Schein aus dem Portemonnaie ihres Mannes genommen. Auch eine alte Dame in Köln ging den Scheinen der Mainzer Druckerei auf den Leim: Sie tauschte ihr Fahrrad gegen einen 600-Euro-Schein.

Immer wieder tauchen kuriose gefälschte Scheine – Blüten genannt – auf. Mit Buntstiften gemalte Banknoten, Fünf-Euro-Scheine, die nur von einer Seite bedruckt waren und 500-Euro-Noten mit der auch noch orthografisch falschen Aufschrift „Pizeria Roma“ wurden im Handel angenommen. „Wir haben die ganze Bandbreite an Qualität vertreten“, sagt Rainer Elm, Leiter der Falschgeldstelle der Bundesbank, „sowohl laienhafte Fälschungen, die am PC erstellt und schlicht ausgedruckt wurden, als auch in illegalen Druckereien hergestellte Blüten“.

Die Zahl der gefälschten Euro-Banknoten nimmt in Deutschland zu: Im ersten Halbjahr 2010 stieg die Zahl der „Blüten“ auf rund 33 700, teilte die Bundesbank am Montag mit. Das waren fast 20 Prozent mehr als im zweiten Halbjahr 2009. Der am häufigsten gefälschte Schein bleibt mit einem Anteil von fast zwei Dritteln die 50-Euro-Note. Obwohl die Fälschungen in Deutschland seit 2008 wieder zunehmen, liegen die Werte noch unter dem Rekordjahr 2004, als im zweiten Halbjahr 45 000 falsche Scheine aus dem Verkehr gezogen wurden.

In der gesamten Eurozone gingen die Fälschungen erstmals seit 2006 zurück: Die Europäische Zentralbank vermeldete 387 000 gefälschte Banknoten, rund 13 Prozent weniger als im Halbjahr zuvor.

Die meisten Fälschungen werden in Südeuropa hergestellt. Die Auftraggeber suchen sich meist eine Druckerei, die die Blüten dann an professionelle Händler weiterreicht. Diese verkaufen das Falschgeld. „Danach werden die Scheine über sogenannte Verteilernetzwerke in Umlauf gebracht“, sagt Elm. Die Verteilergruppen stammten zuletzt wieder häufiger aus dem Baltikum. „Sie kommen nur für ein paar Tage nach Deutschland, um das Geld in Umlauf zu bringen.“ Darauf führt die Bundesbank auch den Anstieg zurück: „Einer der Gründe für die gestiegenen Fälschungen ist ein Verteiler- und Herstellungsnetzwerk aus dem Baltikum, das anscheinend wiederbelebt wurde“, erklärte Elm. Nach dem Rekordjahr 2004 war ein solcher Ring ausgehoben worden. Für die organisierten Gruppen ist das Geschäft seit der Einführung des Euro leichter geworden, weil sie ihre Fälschungen nun im gesamten Währungsgebiet verbreiten können.

Falschgeld, das entdeckt wird, wird dem Besitzer nicht erstattet. Durch die im ersten Halbjahr 2010 aufgetauchten Blüten entstand nach Angaben der Bundesbank in Deutschland ein Schaden von 1,9 Millionen Euro. 95 Prozent des Schadens fielen im Einzelhandel an, Privatpersonen waren selten davon betroffen.

Die gestiegenen Zahlen sind kein Grund zur Panik: Deutschland liegt mit rund acht Fälschungen auf 10 000 Einwohner pro Jahr weit unter dem Durchschnitt des Euro-Raums, wo auf 10 000 Einwohner pro Jahr 23 Fälschungen kommen. „Statistisch gesehen müsste man rund 1000 Jahre warten, bis jeder Deutsche an eine Fälschung geraten wäre“, sagt Elm. Die Banknote sei immer noch das sicherste Zahlungsmittel. Zudem würden die Sicherheitsmerkmale der Noten ständig verbessert. Dennoch empfiehlt die Bundesbank, das eigene Geld zu prüfen. „Sie würden ja auch nicht wahllos Produkte aus dem Kühlregal kaufen, ohne auf das Haltbarkeitsdatum zu schauen“, sagt Elm. Hält man die Banknote etwa gegen das Licht, muss im unbedruckten Bereich des Scheins ein Wasserzeichen zu erkennen sein. Wer Falschgeld entdeckt, sollte dies unbedingt der Polizei melden.

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