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Wirtschaft: Gehemmte Mobilität in der EU

In der Europäischen Union scheint inzwischen jeder davon auszugehen, dass der europäische Arbeitsmarkt an Eurosklerose leidet - jenem Phänomen, mit dem gemeinhin hohe Arbeitslosigkeit, Inflexibilität und steigende Beschäftigungskosten verbunden werden. Um dem entgegenzuwirken, will die Europäische Kommission die Mobilität der Arbeitskräfte erhöhen und so die Vereinheitlichung des Arbeitsmarktes voran- bringen.

In der Europäischen Union scheint inzwischen jeder davon auszugehen, dass der europäische Arbeitsmarkt an Eurosklerose leidet - jenem Phänomen, mit dem gemeinhin hohe Arbeitslosigkeit, Inflexibilität und steigende Beschäftigungskosten verbunden werden. Um dem entgegenzuwirken, will die Europäische Kommission die Mobilität der Arbeitskräfte erhöhen und so die Vereinheitlichung des Arbeitsmarktes voran- bringen. Zu diesem Zweck verkündete dieEU-Behörde vergangenen Mittwoch Vorschläge für eine Vereinfachung des Renten- und Pensionstransfers. Es fällt nicht schwer, solchen Plänen der Kommission Beifall zu spenden. Der Mangel an Mobilität unter den Arbeitskräften führt zu gewaltigen Verzerrungen auf dem EU-Arbeitsmarkt. Gerade einmal 0,1 Prozent der Europäer wagte im Jahr 2000 den grenzüberschreitenden Jobwechsel. Oft wird der Vergleich mit der anderen großen Währungszone, den USA, herangezogen: Dort ist die Wahrscheinlichkeit eines Umzugs über die Staatsgrenze 25 mal höher. Aber: Die amerikanischen Bundesstaaten verbindet eine einheitliche Sprache. Und wer von Texas nach Maine zieht, wird dort mit Sicherheit sehr vertraute Dinge vorfinden. In Europa hingegen braucht man nicht weit zu reisen, um sich fremd zu fühlen. Doch spätestens hier haben kulturelle Erklärungen ihr Ende. Die Bedeutung der Sprachen ist unbestritten, allerdings hat dies die Millionen Spanier, Portugiesen und Italiener vor vielen Jahren nicht davon abgehalten, nach Frankreich, Deutschland oder Belgien zu kommen. Die bestehenden Renten- und Versorgungsregelungen in den Mitgliedsstaaten sind daran schuld, dass es solche Migrationsbewegungen nicht mehr gibt. Sie ermutigen Arbeitslose dazu, zu Hause zu bleiben. Indem man diese Ansprüche übertragbar macht, wird sich daran nicht viel ändern. Statt dessen werden durch die Harmonisierung der Sozialsysteme die Chancen auf neue Arbeitsplätze auch in den letzen Ecken der EU schrumpfen. Es ist gut, dass die Kommission dem Problem der Mobilität Aufmerksamkeit schenkt. Eines bleibt jedoch fraglich: wie soll ein Problem, das von Regierungen geschaffen wurde, von denselben gelöst werden? Warum schafft man nicht einfach die Regulierungen, die die Märkte hemmen, ab?

Übersetzt, gekürzt von Tina Specht.

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