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Vision. Auf der Essen Motor Show zeigte Opel jüngst die Studie des Opel Monza.

© AFP

General Motors baut um: Überraschungen für Opel

Chevrolet-Rückzug, neue GM-Chefin, Verkauf der PSA-Anteile – fast täglich gibt es für Opel neue Entwicklungen. Experten bewerten die Nachrichtenlage für den angeschlagenen Auto-Konzern positiv.

Die knapp 20 000 Beschäftigten des Autoherstellers Opel erleben in diesem Jahr eine turbulente Vorweihnachtszeit. Fast täglich erreichen die Opelaner Nachrichten aus der Konzernzentrale des General-Motors-Konzerns in Detroit, die für die Zukunft der deutschen Tochter und ihrer vier Standorte von entscheidender Bedeutung sein könnten.

Zuerst wurde vor einer Woche angekündigt, dass sich der konzerneigene Opel-Konkurrent Chevrolet vom europäischen Markt zurückziehen wird. Am Dienstag folgte die überraschende Mitteilung, dass die 51-jährige Ingenieurin Mary Barra am 15. Januar die Nachfolge des bisherigen GM-Chefs Dan Akerson antritt. Am Mittwoch verkündete GM, die teure Produktion in Australien einzustellen – was den Druck von anderen Standorten nehmen könnte.

GM verkauft PSA Peugeot Citroën-Anteile

Am Donnerstag sorgte die nächste Botschaft aus den USA für Aufregung: GM verkauft überraschend seinen Anteil in Höhe von sieben Prozent am angeschlagenen französischen Autobauer PSA Peugeot Citroën und löst teilweise die enge, vor zwei Jahren mit großen Hoffnungen begonnene Kooperation mit dem angeschlagenen französischen Konzern. Ihre Pläne für eine Zusammenarbeit bei Kleinwagen geben die Konzerne auf. Auch die Kooperation bei kleinen Benzinmotoren wird nicht weiterverfolgt.

Stattdessen sollen in der Peugeot-Fabrik im französischen Sochaux Fahrzeuge wie der Opel Zafira (bisher aus Bochum) und das entsprechende Peugeot-Modell gemeinsam vom Band rollen. Zusätzlich wollen die beiden Hersteller nun bei Kleintransportern und Lieferwagen zusammenarbeiten. Festgehalten wird an den Plänen, im Opel-Werk im spanischen Saragossa den Minivan Meriva und die Variante des Citroën C3 zu bauen.

Die Neuordnung scheint auf den ersten Blick Nachteile für den Standort Deutschland zu bringen. GM kündigte jedoch gleichzeitig am Donnerstag an, im Rüsselsheimer Werk werde die Produktion eines neuen Modells angesiedelt, also am Standort Deutschland investiert. „Die Allianz zwischen PSA und Opel folgt dem Anspruch der Ausgeglichenheit“, ließ Opel-Chef Karl-Thomas Neumann mitteilen. Opel stelle die Weichen für Produkte, „die uns zum Ende der Dekade weiteres Wachstum ermöglichen werden“. Um welches neue Modell es sich handelt und wie viel investiert wird, verriet Opel nicht.

GM macht trotz Entlastungen weiter Verlust

PSA und Opel, die beide unter der schwachen Autonachfrage in Europa leiden, versprechen sich durch die Kooperation Synergien von umgerechnet etwa 870 Millionen Euro bis 2018, die gleichmäßig aufgeteilt werden sollen. Nach Angaben von Peugeot sind dies allerdings 40 Prozent weniger als zunächst geplant. Nicht nur deshalb, sondern auch wegen der Absatzschwäche schreibt PSA in diesem Jahr 1,1 Milliarden Euro ab. Dies und die mögliche Kapitalerhöhung, über die auch der französische Staat bei dem Autobauer einsteigen könnte, schreckte die Investoren an der Börse ab. Peugeot-Aktien brachen am Donnerstag zeitweise um mehr als elf Prozent ein. 430 Millionen Euro an Börsenwert wurden vernichtet. Erstmals bestätigte das 1810 gegründete Unternehmen öffentlich, mit dem chinesischen Staatskonzern Dongfeng über eine mögliche Zusammenarbeit und Beteiligung zu sprechen.

Autoexperten wie Ferdinand Dudenhöffer vom Car-Institut der Universität Essen-Duisburg werten die Nachrichtenlage für Opel insgesamt positiv. Mit der erfahrenen Ingenieurin Barra an der Spitze werde GM wieder von einer Person geführt, die „das Produkt sehr gut kennt und weiß, wie Technik funktioniert und Autos entwickelt werden“. Opel hatte lange darunter gelitten, dass die Entwickler in Rüsselsheim nicht ausreichend Gehör in der GM-Zentrale fanden. Auch der Rückzug von Chevrolet in Europa werde Opel helfen, seinen Marktanteil zu vergrößern.

Nach wie vor verliert GM nach Dudenhöffers Berechnungen mit jedem in Europa produzierten Auto Geld. In den ersten neun Monaten des Jahres habe der Verlust pro Fahrzeug vor Zinsen und Steuern bei 487 Euro gelegen. Immerhin: Im Vorjahreszeitraum lag das Minus noch bei 834 Euro. (mit rtr/dpa)

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