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© dpa

General Motors: "Eine neue Ära"

GM, der einst größte Autohersteller der Welt, verlässt nach nur 40 Tagen die Insolvenz und setzt sich hohe Ziele. Konzernchef Fritz Henderson kündigte einen Neustart an.

Der einst größte Autokonzern der Welt, General Motors (GM), will sich neu erfinden. Nach dem überraschend schnell beendeten Insolvenzverfahren kündigte die ehemalige Opel-Mutter am Freitag einen Neustart an. "Wir wollen wieder die besten Autos der Welt bauen", sagte GM-Chef Fritz Henderson in Detroit. "Dies ist eine neue Ära - Business as usual ist Vergangenheit." Die Börse reagierte erleichtert. Die GM-Aktie gewann knapp 25 Prozent an Wert.

Der von vielen Altlasten befreite neue Konzern ist nun mehrheitlich in Staatsbesitz. Die USA und Kanada halten zusammen vorerst 72,5 Prozent. Im Gegenzug fließen zur Sanierung weit mehr als 50 Milliarden Dollar (36 Milliarden Euro) an Steuergeldern in den über 100 Jahre alten Autokonzern.

Für die Sanierung bezahlen auch GM-Händler und Beschäftigte einen hohen Preis. Nach harten Einschnitten werden nochmals Werke und Händler dicht gemacht, weitere zehntausende Jobs fallen weg. So soll die neue GM Ende 2010 in den USA nur noch 34 statt 47 Produktionsstandorte haben. Bis Ende 2009 will GM außerdem in den USA 27 000 von rund 91 000 Stellen abbauen. Die Zahl der Händler soll im gleichen Zeitraum von aktuell 6000 auf rund 3600 sinken.

Zur künftigen Struktur des Europageschäfts, zu dem Opel gehört, machte GM-Chef Henderson keine detaillierten Angaben. Erst Ende Juli werde man mehr sagen können. Er fügte aber hinzu, GM verhandele sowohl mit dem österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna als auch mit dem Finanzinvestor RHJ International. Auch vom chinesischen Autobauer BAIC liege ein Angebot auf dem Tisch.

Der Restrukturierung von GM waren harte Verhandlungen mit der Gewerkschaft UAW vorausgegangen, die am neuen Konzern zunächst 17,5 Prozent hält. Die UAW hatte Zugeständnisse bei der Krankenversicherung der Betriebsrentner gemacht. Die übrigen zehn Prozent gehören Gläubigern, die dafür auf die Rückzahlung von 27 Milliarden Dollar aus GM-Anleihen verzichtet hatten. Während der nur 40 Tage dauernden Insolvenz hatte GM mit Unterstützung der US-Regierung einen Großteil seiner Schuldenlast abgewälzt. Mit Inkrafttreten eines Gerichtsbeschlusses wurde das Unternehmen aufgespalten. Der neue, kleinere GM-Konzern umfasst die wertvolleren Marken Chevrolet, Cadillac, Buick sowie GMC und soll stark genug sein, die derzeitige Krise auf dem globalen Automarkt zu überstehen. Opel gehört wie auch Saab, Hummer und Saturn nun nicht mehr zu dem Autokonzern.

GM leidet ebenso wie seine US-Konkurrenten Chrysler und Ford unter Absatzeinbrüchen, an denen auch eine verfehlte Modellpolitik schuld ist. Henderson kündigte an, GM werde künftig mehr kraftstoffsparende Modelle auf den Markt bringen und sich auf die Kundenwünsche konzentrieren. "Die Kunden werden im Zentrum unseres Universums stehen", sagte der Automanager. Dabei gehe es nicht mehr um Größe, sondern um "neue Werte" im Autobau.

Den Wertewandel unterstützen soll auch der legendäre Topmanager Robert "Bob" Lutz, der nach dem Neustart überraschend an Bord bleibt. Der 77-Jährige werde als Vize-Chef im Verwaltungsrat für Produkte und Marketing zuständig sein, teilte der Konzern mit. Im Februar hatte GM den Rücktritt des langjährigen Vize-Chefs angekündigt. Lutz war vor allem für die Produktpolitik zuständig. Der GM-Neustart bildet den vorläufigen Abschluss der Bemühungen von Präsident Barack Obama, GM und Chrysler vor dem Untergang zu bewahren. Chrysler hat den Gläubigerschutz bereits wieder verlassen. GM hatte am 1. Juni Gläubigerschutz beantragt. Mit Vermögenswerten über rund 83 Milliarden Dollar und Verbindlichkeiten von rund 173 Milliarden Dollar zum Ende März war es die drittgrößte Insolvenz in der Geschichte der US-Wirtschaft. mit rtr

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