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Wirtschaft: General Motors streicht jede siebte Stelle in Amerika

Weltgrößter Autobauer reagiert auf Absatzkrise und will 2,5 Milliarden Dollar pro Jahr einsparen / Deutsche Werke nicht betroffen

New York - General Motors, der größte Autobauer der Welt, will bis 2008 in Nordamerika rund 25000 Arbeitsplätze abbauen. Dies gab der Chef des Konzerns, Richard Wagoner, am Dienstag auf der Hauptversammlung in Wilmington (US-Bundesstaat Delaware) bekannt. Damit streicht GM auf dem Heimatmarkt mehr als jeden siebten der 181000 Arbeitsplätze. Dazu sollen weitere Montagewerke und Ausrüstungsfabriken stillgelegt werden. Wagoner sagte, mit den Maßnahmen könnten etwa 2,5 Milliarden Dollar im Jahr gespart werden.

Allein im ersten Quartal hatte GM ein Defizit von 1,1 Milliarden Dollar eingefahren, das war der höchste Quartalsverlust seit 13 Jahren. In den ersten fünf Monaten gingen zudem die Absätze in den Vereinigten Staaten um 6,3 Prozent zurück. GMs Marktanteil in den USA ist auf 26 Prozent geschrumpft – 1976 waren es noch 47 Prozent gewesen. Wegen der immensen Schulden von zusammen 292 Milliarden Dollar hatten mehrere Ratingagenturen die Anleihen von GM schon auf Ramsch-Status zurückgestuft. Zuletzt war sogar von einer drohenden Insolvenz bei GM die Rede gewesen.

Wagoner erklärte zudem, er wolle die Investitionen in diesem Jahr um eine Milliarde Dollar steigern. Zudem müsse die Rolle der acht GM-Marken in Nordamerika „klargestellt und fokussiert“ werden. Der Schwerpunkt der Sanierung liege zudem auf den 5,6 Milliarden Dollar pro Jahr, die GM für die konzerneigene Krankenversicherung ausgibt. Wagoner zufolge steht GM in intensiven Verhandlungen mit der Automobilarbeitergewerkschaft UAW, um diese Kosten zu senken. Nach Ankündigung der Stellenstreichungen stieg der GM-Aktienkurs an der Wall Street um 1,47 Prozent auf 30,89 Dollar.

Über die Zahl der zu schließenden Werke machte GM keine Angaben. Analyst Robert Hinchliffe von der Wall-Street-Bank UBS Securities sagte, um die Überkapazitäten zu senken, müsse GM mindestens vier seiner 30 Fabriken stilllegen. „Dies sind sehr signifikante Kürzungen“, sagte David Cole, Leiter des Forschungsinstituts Center for Automotive Research. „Die Zeit des Durchwurstelns ist vorbei.“ Nach Monaten in der Defensive suche GM-Chef Wagoner nun offenbar die Flucht nach vorn.

Fachleute werfen GM hausgemachte Fehler vor. Der Konzern produziere in Nordamerika am Markt vorbei. Der Absatzrückgang gehe zum großen Teil auf den hohen Spritverbrauch der GM-Modelle zurück – wegen des teuren Ölpreises waren die lange Zeit beliebten Geländewagen zuletzt weniger beliebt. Toyota, die weltweite Nummer zwei, reagiert schneller auf den Markt, zudem hat der Konzern bei jedem gebauten Auto einen Kostenvorteil von 500 Dollar. Wagoner und Chef-Produktentwickler Robert Lutz müssen die Aktionäre nun davon überzeugen, dass der Abwärtstrend mit neuen Modellen ab Herbst gestoppt werden kann.

In Europa hat sich GM bereits seit 2004 ein starkes Kostensenkungsprogramm verordnet. Dabei waren bei der wichtigsten Marke Opel bislang mehr als 9000 Arbeitsplätze abgebaut worden. Im Gegenzug hatte GM betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen mittelfristig ausgeschlossen. Insgesamt sollen bei den europäischen Marken – neben Opel sind es Vauxhall und Saab – 12000 Stellen wegfallen.

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