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Wackeliges Geschäft. Trotz voller Auftragsbücher und zuletzt steigender Absatzzahlen in Deutschland schreibt Opel immer noch rote Zahlen.

© dpa

Gerüchte über Opel-Verkauf: "Das macht keinen Sinn"

Schon wieder Opel: Der Rüsselsheimer Konzern kommt nicht zur Ruhe. Für Autoexperten wäre der Verkauf der GM-Tochter Opel ein strategischer Fehler.

Berlin/Frankfurt am Main - Der Druck ist wieder da: Gerade schien sich Opel von den Turbulenzen der vergangenen Jahre erholt zu haben, da sorgen Spekulationen über einen möglichen Verkauf für neue Unruhe in der Belegschaft. General Motors, so heißt es, verliert die Geduld mit der defizitären Tochter in Europa mit ihren gut 40 000 Beschäftigten. 1,8 Milliarden Dollar Minus im vergangenen Jahr – das geht dem Management in Detroit und den Aktionären zu weit. Erst 2012 rechnet man mit einem Gewinn. Die angekündigte Sanierung, für die erst kürzlich alle Vereinbarungen für einen umfangreichen Stellenabbau unterschrieben wurden, dauert zu lange. Europaweit hat der Autobauer 8000 der 48 000 Arbeitsplatze gestrichen und sein Werk im belgischen Antwerpen geschlossen. Dafür wurden hohe Abfindungen gezahlt. Auch das stieß bei den GM-Bossen auf wenig Zustimmung.

In Rüsselsheim bemühte man sich am Donnerstag, alle Verkaufsabsichten ins Reich der Spekulation zu verbannen. „Uns liegen keinerlei Kenntnisse vor, dass ein solcher Verkauf geplant oder in Erwägung gezogen wird“, sagte Opel-Aufsichtsrat Armin Schild. „Wir erwarten von GM eine eindeutige Klarstellung gegenüber dem Aufsichtsrat und der Belegschaft“, sagte der Vertreter der IG Metall dem Tagesspiegel. Beobachter warnten vor strategischen Fehlern. „Opel ist auf einem guten Weg und hat sein Ergebnis verbessert“, sagte Automarktforscher Willi Diez von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt. „Dass jetzt Verkaufsabsichten bestehen sollen, überrascht mich.“ Auch bei dem Duisburger Marktexperten Ferdinand Dudenhöffer sorgten die Berichte für Stirnrunzeln: „Die Detroiter gehen ein großes Risiko damit ein, denn die Motivation in den Opel-Werken dürfte ohne ein schnelles Dementi von GM wieder auf den Nullpunkt sinken.“ Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach sieht den Schwarzen Peter jenseits des Atlantiks. „Man bemüht sich zwar, aber GM lässt Opel am langen Arm verhungern“, sagte der Experte. GM lasse die Tochter nicht in die entscheidenden Märkte, vor allem nicht nach China.

Jürgen Pieper, Autoanalyst beim Bankhaus Metzler, ist von den Spekulationen zwar nicht überrascht, hält sie aber trotzdem für wenig wahrscheinlich. Keinen Sinn mache der Verkauf an VW, weil beide Unternehmen im schwierigen Massenmarkt in Deutschland tätig seien. Ein chinesischer Käufer sei wahrscheinlicher. Allerdings glaubt Pieper nicht, dass GM das Europageschäft aufgibt. „Das macht strategisch wenig Sinn.“ Ohne Opel und Vauxhall wäre GM in Europa nur noch mit Chevrolet vertreten. Zudem würde GM Technologien für die Unter- und Mittelklasse sowie für umweltfreundliche Antriebe verlieren. Opel will mit dem Ampera noch 2011 ein Elektrofahrzeug auf den deutschen Markt bringen.

Nach Ansicht von Pieper wird es immer wieder Diskussionen um Opel geben. Der Grund: Die Rüsselsheimer seien allein im wenig gewinnträchtigen Massenmarkt tätig, könnten dort aber für ihre Autos kaum auskömmliche Preise erzielen. In Deutschland etwa erzielt Opel nur ein Drittel der Verkäufe von VW. Selbst BMW und Mercedes, die ihre Fahrzeuge mit dicker Marge verkaufen, rangierten von Januar bis Mai um jeweils mehrere tausend Fahrzeuge in Deutschland vor Opel. Im Mai hatte Opel indes die Neuzulassungen gegenüber dem Vorjahresmonat um 36 Prozent auf fast 26 000 gesteigert, der Marktanteil stieg auf 8,1 Prozent.

2009 stand Opel schon einmal kurz vor dem Verkauf an den österreichisch-kanadischen Autozulieferer Magna. GM entschied sich dann aber, Opel zu behalten und auch ohne Hilfe der Bundesregierung zu sanieren. Bei der Magna Holding in Österreich gab man sich am Donnerstag überrascht. Einer Sprecherin zufolge wusste man bislang nichts über erneute Verkaufsabsichten von GM. (mit alf/rtr)

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