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Wirtschaft: Geschi steht vor dem Abgrund

800 Arbeitsplätze sind akut gefährdet / In Berlin müssen 250 Arbeitnehmer bangen BERLIN (dr).Die Turbulenzen um die Berliner Geschi-Brot-Gruppe von Horst Schiesser werden immer heftiger.

800 Arbeitsplätze sind akut gefährdet / In Berlin müssen 250 Arbeitnehmer bangen BERLIN (dr).Die Turbulenzen um die Berliner Geschi-Brot-Gruppe von Horst Schiesser werden immer heftiger.Uwe Berlo, seit Dienstag der vergangenen Woche Geschäftsführer der Holding Geschi-Brot Schiesser & Sohn GmbH, erklärte am Donnerstag nach einem Gespräch mit dem Wirtschaftsprüfer, er könne einen Konkurs leider nicht ausschließen, werde aber um jeden Arbeitsplatz kämpfen.Gegenwärtig beschäftigt Geschi noch insgesamt etwa 1000 Mitarbeiter, rund 800 Arbeitsplätze an insgesamt sieben Standorten sind akut gefährdet.In Berlin sind rund 100 Mitarbeiter in der Verwaltungs-Holding und etwa 150 Mitarbeiter im Ost-Berliner Produktionsbetrieb City Back beschäftigt.Ihre Arbeitsplätze stehen auf der Kippe. Berlo betonte, daß der Konkurs nicht wegen Überschuldung, aber wegen Illiquidität notwendig werden könne, eine Entscheidung werde vermutlich bis Montag fallen.Die Verbindlichkeiten der Gruppe bezifferte er mit mindestens 20 Mill.DM.Allerdings ist dabei noch nicht berücksichtigt, daß die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) Schiesser vor dem Berliner Landgericht auf Zahlung von 29,4 Mill.DM verklagt hat.Laut BvS sind aus den Privatisierungsverträgen noch Bürgschaftsfreistellungen, Zins- und Grundstücksnachbewertungsforderungen offen.Zudem seien Arbeitsplatz- und Investitionspönalen angefallen.Die Klage sei eingereicht worden, um eine Verjährung der Forderungen zu verhindern.Bei der Treuhandnachfolgerin wurde jedoch Wert darauf gelegt, daß diese Forderungen nicht die Ursache für die gegenwärtige Situation der Schiesser-Gruppe sein könnten, da die Forderungen seit Jahren bekannt und bilanziell schon längst berücksichtigt sein müßten.Die BvS habe sich stets für den Erhalt des Unternehmes eingesetzt, betonte eine Sprecherin.Noch vor wenigen Wochen sei mit Vertretern des Unternehmens ein beachtlicher Teilverzicht der Forderungen und die erneute Stundung der verbliebenen Ansprüche der BvS besprochen worden.Die BvS habe stets Verhandlungen angeboten, diese seien aber durch die Schiesser-Gruppe abgebrochen worden. Ausgelöst wurde die jüngste Krise bei der Gruppe, die bereits 1995 Vergleich anmelden mußte, durch den Abbruch der Geschäftsbeziehungen mit Aldi.Laut Berlo habe man sich als Lieferant zurückgezogen, weil man mangels Liquidität keine kontinuierliche Belieferung mehr sicherstellen konnte.Geschi lieferte zuletzt an Aldi nahezu seinen gesamten Jahresumsatz von 100 Mill.DM.Berlo hatte zuletzt versucht, diesen Auftrag für eine Auffanggesellschaft zu retten, konnte sich bei dem Lebensmittel-Discounter aber nicht durchsetzen.Bei Aldi wollte man sich zu den Vorgängen nicht äußern. Unmittelbar betroffen ist zunächst auch die Harz Bäckerei GmbH in Wernigerode.Laut deren Geschäftsführer Wolfgang Bartneck hat der Betrieb zuletzt 98 Prozent seiner Waren an Geschi geliefert.Die Produktion wurde am Donnerstag eingestellt.Die rund 150 Mitarbeiter hätten seit Juni keinen Lohn mehr bekommen. Nicht betroffen ist hingegen die ebenfalls zur Gruppe gehörende Burger Knäcke GmbH, Burg.Das Brot wird über eigene Vertriebswege verkauft.Man erwarte einen dreistelligen Millionen-Gewinn wie im Vorjahr, erklärte Sigrid Ramisch, zuständig für Finanzen und Controllig.120 Mitarbeiter erwirtschaften dort in diesem Jahr einen nahezu unveränderten Umsatz von rund 20 Mill.DM.

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