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Wirtschaft: „Gesetze verhindern keine Bilanzskandale“

Daimler-Chrysler Finanzchef Manfred Gentz ist gegen eine staatliche Behörde zur Kontrolle von Wirtschaftsprüfern

Stuttgart (ajo/dih/HB). Der Finanzchef der Daimler-Chrysler AG, Manfred Gentz, plädiert für eine starke europäische Finanzaufsichtsbehörde als Gegengewicht zur amerikanischen SEC. Nur so werde sich der von der Europäischen Union unterstützte internationale Bilanzierungsstandard IAS durchsetzen. Die EU hat den börsennotierten europäischen Unternehmen vorgeschrieben, bis 2005 ihre Konzernbilanzen auf IAS umzustellen. Für Unternehmen wie Daimler-Chrysler, die an der New Yorker Börse notiert sind und deshalb nach US-GAAP bilanzieren, gibt es Übergangsfristen bis 2007.

Doch obwohl US-Vertreter das privatwirtschaftlich organisierte IAS-Board dominieren und sich die dort formulierten Regeln stark an US-GAAP angenähert haben, hat die SEC für die in New York notierten Unternehmen IAS noch nicht anerkannt. „Meine persönliche Prognose ist, dass die Amerikaner sich sehr schwer tun werden“, sagte Gentz. Daimler-Chrysler wird deshalb nach der Einführung von IAS zusätzlich eine Rechnung nach US-GAAP aufstellen müssen.

Eine staatliche Aufsichtsbehörde für Wirtschaftsprüfer, wie es sie nach einer Serie von Bilanzskandalen demnächst in den USA geben wird, lehnte Gentz im Gespräch mit dem Handelsblatt ab. Eine solche staatliche Kontrolle der viel kritisierten Wirtschaftsprüfer ist derzeit auch in Europa ein viel diskutiertes Thema. Doch Gentz rät sogar davon ab, Firmen einen regelmäßigen Austausch ihrer Wirtschaftsprüfer vorzuschreiben. Da sich neue Prüfer erst umfangreich einarbeiten müssten, leide darunter die Qualität der Abschlüsse. Es reiche, einfach den testierenden Prüfer auszutauschen: „Neue Personen bringen neue Perspektiven."

Gentz schreckt nicht, dass die US-Regierung künftig vom Vorstandschef und dem Finanzchef eine schriftliche Bestätigung für die Richtigkeit der Bilanzen fordern will. „Wir unterschreiben Erklärungen an die Wirtschaftsprüfer und die Berichte an die SEC. Eine zusätzliche eidestattliche Erklärung ändert wenig, denn der Vorstand ist nach den gesetzlichen Regeln ohnehin verantwortlich für den Jahresabschluss." Auch neue Strafgesetze werden laut Gentz Skandale wie die Bilanzfälschungen von Worldcom kaum verhindern. „Es wird sehr darauf ankommen, dass bei Unternehmen und Wirtschaftsprüfern wieder ein gemeinsames Verständnis darüber herrscht, dass man Regeln wirklich einhält und nicht ständig die Grenzen der Regeln testet“, sagte Gentz.

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