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Wirtschaft: Gesundheitsreform treibt die Inflation

Verbraucherpreise sind 2004 stärker gestiegen als in den Jahren zuvor / Studie: Nettoeinkommen wachsen

Berlin - Die Lebenshaltungskosten sind 2004 so stark gestiegen wie seit drei Jahren nicht. Laut Statistischem Bundesamt zogen die Verbraucherpreise um 1,6 Prozent an. In den Jahren zuvor hatte die Teuerungsrate bei 1,1 und 1,4 Prozent gelegen. Neben den Mineralölpreisen waren vor allem die Tabaksteuererhöhungen sowie die gestiegenen Gesundheitskosten für den Preisauftrieb verantwortlich. Im Jahr 2005 könnten die Bürger dagegen mehr Geld in der Tasche haben: Nach einer Studie des Instituts Michael Bauer Research wird das durchschnittliche Nettoeinkommen um 2,1 Prozent auf 17500 Euro steigen. Experten bezweifeln aber, ob dieses zusätzliche Geld in den Konsum fließt.

Im vergangenen Jahr hatten die gestiegenen Arzneimittelzuzahlungen und die Praxisgebühr für einen Kaufkraftschwund gesorgt. So stellten die Statistiker bei pharmazeutischen Erzeugnissen und Gesundheitsdienstleistungen eine Teuerung von 19,2 Prozent fest. Zigaretten und Tabak verteuerten sich durch die Erhöhung der Tabaksteuer um mehr als zehn Prozent. Heizöl und Kraftstoffe kosteten 5,6 Prozent mehr. Im Dezember lag die Inflation insgesamt bei 2,1 Prozent.

Derweil gehen Wirtschaftsexperten für 2005 von einer wachsenden Kaufkraft aus. Allerdings werden die Unterschiede zwischen armen und reichen Regionen laut Michael Bauer Research immer größer. Demnach schlage sich die Einkommensteuerreform allein im Großraum München mit einem Kaufkraftzuwachs von fast einer halben Milliarde Euro nieder. Strukturschwache Gebiete fielen wegen der Arbeitsmarktreform Hartz IV hingegen weiter zurück.

Beobachter glauben ohnehin nicht, dass eine steigende Kaufkraft die Nachfrage beflügelt. „Real wird der Konsum wohl nur um ein halbes Prozent steigen“, sagte der Wirtschaftswissenschaftler Jürgen Kromphardt dem Tagesspiegel. Dies liege an der Inflation, die 2005 schätzungsweise 1,5 bis 1,7 Prozent betragen werde. Darüber hinaus werde die Sparquote bei mehr als zehn Prozent bleiben. „Wenn sich die Angst vor Arbeitslosigkeit nicht abbaut, wird genauso viel gespart wie bisher“, sagte Kromphardt.

Das sehen auch Konsumforscher so. „Im Einzelhandel wird es keine nennenswerten Umsatzzuwächse geben“, sagte Fred Otto von AC Nielsen. Schon in der Vergangenheit sei der private Verbrauch nicht immer parallel mit den Nettoeinkommen gestiegen. „Wenn sich die Rahmenbedingungen nicht ändern, werden die Verbraucher nicht mehr Geld ausgeben“, sagte Otto. Er rechne für den Konsum daher nur mit einer „positiven Stagnation“. Sparprogramme wie bei Karstadt-Quelle und Opel hätten die Verbraucher nachhaltig verunsichert. Otto geht deshalb davon aus, dass 2005 eher noch mehr gespart wird als bisher.

Etwas optimistischer ist hingegen der Chef der GfK (Gesellschaft für Konsumforschung), Klaus Wübbenhorst. Er rechnet für 2005 mit einem Plus des Konsums von 0,8 Prozent. „Das ist nicht berauschend, aber immerhin besser als in den Vorjahren“, sagte Wübbenhorst.

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